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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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sich Bilder von einer Burgmauer herabbaumelnden Leichen, und jede trug das Gesicht eines Mitglieds ihrer
Familie, und die ihr am nächsten hängende war die ihres Sohnes, der versuchte, seine Zahlen aufzuzählen, während ihm der Hals zugeschnürt wurde und rings um das Seil, das in seine Haut schnitt, blau anlief, und ihre eigene Kehle fühlte sich mit einem Mal so eng an, dass sie keinen Ton mehr herausbrachte.
    »Zwei der Verschwörer wurden enttarnt«, fügte Hugh mühsam hinzu. »Eustace de Vesci und Robert FitzWalter. Sie sind geflohen, bevor sie verhaftet werden konnten, aber der König ist mit seinen Höllenhunden von Söldnern nach Norden geritten, um die Kastellane und Sheriffs abzusetzen, die er verdächtigt, an dem Mordkomplott gegen ihn beteiligt gewesen zu sein.«
    Mahelt biss sich auf die Lippe.
    »Was ist mit Will?«
    Hugh löste sich von ihr und erhob sich.
    »Er pflegt engen Umgang mit de Lacey und FitzRobert, und beide stehen unter Verdacht.« Er warf ihr einen warnenden Blick zu. »Wenn Will in die Sache verstrickt ist, hoffe ich inständig, dass er genug Verstand hat, seine Spuren zu verwischen.«
    Sie erbleichte.
    »Ich habe nichts gehört, ich schwöre es.«
    Er nickte steif.
    »Wir müssen vorsichtig sein. Der König verdächtigt jeden, und die Söldner und Speichellecker, mit denen er sich umgibt, tun alles, was er von ihnen verlangt, weil sie auf Geld und Macht hoffen.«
    Beide schraken zusammen, als laut gegen die Tür gedonnert wurde.
    »Pa-pa, Pa-pa, komm heraus!«, brüllte der kleine Roger. Sie hörten, wie seine Kinderfrau versuchte, ihn zu beruhigen, dann seinen wütenden Aufschrei, gefolgt von einem neuerlichen Hämmern.
    Mahelt wollte zur Tür eilen, doch Hugh hielt sie zurück. »Schon gut.« Er schob sie sacht zur Seite und öffnete die Tür. Sein zorniger Sohn hatte einen hochroten Kopf und setzte sich erbittert gegen die Kinderfrau zur Wehr. Hugh gebot ihr mit erhobener Hand Einhalt, dann bückte er sich und hob Roger hoch. Er war schwer für sein Alter, aber zugleich leicht, stämmig wie eine Eiche, zart wie Gaze und wild wie eine gereizte kleine Wespe. Lebendig. Hugh hatte nie etwas Lebendigeres gesehen. »Ich bin hier«, sagte er. »Ich werde immer da sein.« Er wischte seinem Sohn die Zornestränen weg und fuhr sich dann selbst über das Gesicht, um sich von den Tränen des Kummers und der Schuld zu befreien.
    »Wie geht es jetzt weiter?«, wollte Mahelt wissen.
    Hugh küsste Rogers salzige Wange.
    »Wir atmen tief durch und zählen bis zehn.«
    »Eins, zwei, drei …«, fiel Roger eifrig ein, jeweils einen Finger hebend. »Vier, fü…« Er zappelte in den Armen seines Vaters.
    Hugh trug ihn in den Hof hinaus, damit er die Ankunft des restlichen Trupps mit ansehen konnte.
    »Und danach?«
    »Werden wir einen Weg finden, uns durchzuschlagen«, erwiderte er müde. »Um unserer selbst willen bleibt uns keine andere Wahl.«

26
    Framlingham, November 1212
     
    Mahelt saß mehrere Wochen wie auf glühenden Kohlen, während sie darauf wartete, etwas über Will zu erfahren, aber sie hörte nichts und zog es dieses eine Mal vor, es dabei zu belassen. Keine Neuigkeiten glichen einer Decke, die man über eine unordentliche Ecke in einer Kammer breitete  – sie beseitigte das Problem nicht, machte es aber vorübergehend unsichtbar. Der König hatte über tausend Pfund für die Befestigung seiner Burgen im Norden ausgegeben, verschiedene Kastellane waren ersetzt, andere gezwungen worden, Geiseln zu stellen  – und nach den Geschehnissen von Nottingham zweifelte niemand mehr an den Folgen einer Rebellion.
    Zu Martini in der zweiten Novemberwoche sollten die Schweine geschlachtet werden, die sich im Park mit Bucheckern und Eicheln gemästet hatten. Außer dem Zuchteber und seinem Ersatz sollten alle männlichen Tiere zu Schinken, Salzfleisch, Würsten, Presskopf, Blutpudding und Schmalz verarbeitet werden, Vorräte, von denen die Burgbewohner während der dunklen Wintertage leben würden. Die Säue wurden für die Zucht behalten, alle anderen Schweine in den unteren Burghof getrieben und nacheinander mit einem Axthieb zwischen die Augen und einem Messerstich in die Luftröhre getötet, wobei ein Schlächter das Messer führte und ein anderer das Blut in großen flachen Schüsseln auffing. Dann wurden die toten Tiere abgebrüht, von den Borsten befreit und zum Ausweiden an Seilen aufgehängt.
    Im Hof und in den Schlachtschuppen herrschte geschäftiges Treiben, das Mahelt, bekleidet

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