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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Arm um ihre Taille, zog sie in das modrige, von Laternen erleuchtete Gewölbe und begann heftig zu zittern. Sie spürte, dass er schluchzte, was ihre Furcht noch verstärkte. Beruhigend strich sie ihm über das Haar. »Hugh, was ist denn geschehen?«
    Er hörte nicht auf zu zittern. Hier unten war es dunkel und sicher, und er konnte den Gefühlen freien Lauf lassen, die er seit Nottingham in sich verschlossen hatte.
    »Ich glaube nicht, dass ich dir das erzählen kann«, sagte er mit heiserer Stimme.
    »Was es auch sein mag, ich bin stark genug, es zu ertragen. Es belastet mich viel mehr, wenn ich im Ungewissen gelassen werde. Warum bist du nicht in Wales?«
    Hugh gab sie frei und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. Mahelt schloss die Tür des Gewölbes, dann drückte sie ihn auf ein Fass nieder und reichte ihm das Metfässchen. »Trink«, sagte sie. Ihr Ton war barsch, weil sie jetzt nicht nur besorgt, sondern auch zornig war. In Hughs Augen lag ein Ausdruck, den sie noch nie zuvor gesehen hatte  – als sei etwas
in ihm zerbrochen, und sie war entschlossen, den Grund dafür in Erfahrung zu bringen.
    Hugh trank einen Schluck, ließ das Fässchen sinken und sah sie an.
    »In Nottingham wurde eine Verschwörung gegen den König aufgedeckt … er, die Königin und ihre Kinder sollten ermordet werden.«
    »Was sagst du da?«
    »Es ist wahr. Der König von Schottland hat John gewarnt, und aus Wales kam auch eine Warnung  – aber da war es schon zu spät, und sie hätte ohnehin nichts geändert. Er war entschlossen, ein Exempel zu statuieren.«
    »Sie kam zu spät? Was meinst du damit?« Mahelt starrte ihn an. Ihr Nacken begann zu prickeln. War John tot? Ihre Gedanken flogen zu ihrem ältesten Bruder, und sie fragte sich bang, ob er in dieses Komplott verstrickt gewesen und gefangen genommen worden war. Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen, doch sie sagte sich, dass Hugh wegen Wills Verhaftung nicht weinen würde  – er würde stattdessen damit rechnen, dass sie in Tränen ausbrach. Auch würde ihn ein Plan zur Ermordung des Königs nicht derart aus der Fassung bringen. Aus der Geheimniskrämerei, die die Männer an ihrem letzten Tag in Framlingham an den Tag gelegt hatten, schloss sie, dass Hugh schon vor seinem Aufbruch von dieser Verschwörung gewusst hatte. Seit der Abreise der Truppen war auch ihr Schwiegervater ungewöhnlich nervös gewesen und jedes Mal, wenn ein Bote eintraf, humpelte er aus seiner Kammer, um ihn unverzüglich abzufangen.
    »Da wir wegen des geplanten Anschlags auf John nicht nach Wales reiten konnten, hat John die Geiseln hängen lassen, die Prinz Llewelyn ihm letztes Jahr ausgeliefert hat.« Seine Augen weiteten sich, als er die entsetzliche Szene erneut vor sich
sah. »Alle achtundzwanzig. Er hat sie nacheinander von der Brustwehr stoßen lassen, während die anderen zusehen mussten, und Johns Söldner haben sie abgezählt, wie unser Sohn seine Zahlen aufsagt. Einige … einige waren kleine Jungen, die noch an den Rockzipfel ihrer Mütter gehört hätten. Einer hieß Rhodri, ich weiß nur, dass sein Vater einer von Llewelyns Vasallen war. Ich hatte gerade mit ihnen Feldball gespielt, als Johns Häscher kamen. Gerade hatte Rhodri noch versucht, mir den Ball abzujagen, und im nächsten Moment baumelte er an einem Seil, und die Zunge quoll ihm aus dem Mund. Und diese Bestie Philip Marc sagte noch, wir sollten uns freuen, dass es einen Schwachkopf weniger auf dieser Welt gebe. Aber für diese Tat werden wir alle verdammt werden!«
    Mahelt sank vor ihm auf die Knie und nahm seine Hände.
    »Nein, Hugh, du nicht«, widersprach sie hitzig. »Lieber Gott!«
    »Sprich nicht von Gott. Ich habe mit dem Teufel gespeist.« Seine Züge verzerrten sich. »Ich dachte, mein Löffel sei lang genug, aber ich habe mich geirrt. In diesem Land gibt es keinen Löffel, der lang genug sein könnte.« Er blickte auf ihre Hände hinab. »Aber mir bleibt keine Wahl, denn wenn ich mich nicht füge, werde ich gefressen, und meine Familie wird gefressen oder ausgehungert … oder gehängt. Ich schäme mich, weil ich nichts getan habe, um dieses Verbrechen zu verhindern, aber ich konnte nichts tun, und laut Gesetz war der König sogar noch im Recht. Er hat im Rahmen seiner Befugnisse gehandelt  – aber seine Handlungsweise war grausam und moralisch nicht vertretbar.«
    Mahelt sah ihn benommen an. Sie wollte ihm Trost spenden und die Dinge wieder geraderücken, aber vor ihrem geistigen Auge formten

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