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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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worden war, und die Söldner gaben Hugh frei, woraufhin dieser ihnen den Rücken zukehrte und sich übergab, ohne sich darum zu kümmern, ob sie ihn für einen verweichlichten Schwächling hielten.
    Longespee sagte kein Wort, sondern wandte sich ab und
schritt mit zusammengebissenen Zähnen und steifem Rücken auf den oberen Burghof zu, als würde ein Speer hinten in seinem Überwurf stecken.
    »Mein Gott.« Ralph bekreuzigte sich, sah seinem Herrn und Halbbruder nach und drehte sich dann zu Hugh um.
    »Sprich nicht von Gott«, krächzte Hugh, als er sich aufrichtete und sich den Mund abwischte. »Er war heute nicht hier. Dies ist nicht sein Werk.« Er erschauerte, versuchte aber, sich um seines totenbleichen Bruders willen und wegen seines Ansehens als Truppenbefehlshaber zusammenzunehmen, obwohl er sich tief in seinem Inneren selbst wie ein erschrockenes, verängstigtes Kind vorkam. Er unterdrückte ein weiteres Würgen. »Wir sollten ihn um Gnade für die Seelen dieser Jungen bitten … und für unsere eigenen, denn diese Tat verdammt uns alle.«
     
    In Framlingham inspizierte Mahelt die unterirdischen Gewölbe, in denen die Vorräte gelagert wurden, überprüfte, was fehlte, und warf Verdorbenes fort. Diese Arbeit bereitete ihr Vergnügen, sie war unerlässlich für die Führung eines Haushaltes, dessen reibungsloser Ablauf von dem Vorhandensein reichlicher und gut sortierter Vorräte abhing. Als Abkömmling königlicher Marschalle lag ihr das Organisieren im Blut  – und war dem langweiligen Nähen bei weitem vorzuziehen. Sie hatte ein altes Fass mit vor Maden wimmelndem Fleisch entdeckt, einen Teil davon den Jungen in der Burg gegeben, damit sie damit am See angeln konnten, und sie angewiesen, den Rest für das Geflügel auf den Misthaufen zu werfen. Durch das zusätzliche nahrhafte Futter würden die Hennen fett werden, und ihre Legefreudigkeit würde sich verstärken.
    Honig und Wachs wurden knapp und mussten in Ipswich bestellt werden, und sie brauchten ein paar neue Fässer für
das Salzfleisch, wenn im November das Schweineschlachten begann. Sie würde den Haushofmeister bitten müssen, mit dem Böttcher in Thetford zu sprechen. Ihr Sohn zog einen Stock an einer Fässerreihe entlang und zählte dabei laut mit.
    »Eins, zwei, drei, sechs …«
    »Vier«, lachte Mahelt. »Nach drei kommt vier.« Sie hob ein Fässchen auf, zog den Stopfen heraus, schnupperte an dem Inhalt und nahm dann einen Schluck. Süßer, starker, nach Sommer schmeckender Met floss ihr über die Zunge. Draußen hörte sie Pferde in den Hof trotten, und ihr schoss durch den Kopf, dass ihr Schwiegervater von seiner täglichen Inspektion seines Landbesitzes zurückgekehrt war.
    »Eins, zwei, drei, vier, sechs, zwanzig!«, verkündete Roger triumphierend, dabei schlug er seinen Stock gegen das letzte Fass in der Reihe, dann drehte er sich um sich selbst, bis ihm schwindelig wurde und er auf den Boden plumpste. Mahelt stellte den Met auf das Regal zurück.
    »Pa-pa!«, schrie Roger plötzlich auf. Mahelt wirbelte herum und sah Hugh auf der Schwelle stehen. Seine Kleider waren staubig und mit Flecken übersät. Den Hut hatte er sich tief in die Stirn gezogen, sodass die Krempe die Augen verbarg  – unwillkürlich musste sie an seinen Vater denken und erschauerte. Der kleine Roger stürzte auf ihn zu. Hugh nahm ihn auf den Arm und barg das Gesicht am Hals des Kindes.
    Mahelt starrte ihren Mann überrascht an, während sie ihre Schürze aus dem Gürtel ihres Gewandes zog. Sie hatte frühestens Ende Oktober mit ihm gerechnet.
    »Was ist passiert?«, fragte sie, denn es war offensichtlich, dass etwas nicht stimmte.
    Hugh schüttelte den Kopf.
    »Ich bin vorausgeritten«, erwiderte er heiser. »Die Truppen werden auch bald hier sein.«
    »Pa-pa, Pa-pa, ich kann bis zehn zählen! Eins, zwei, drei…«
    Mit dem vergnügt plappernden Roger auf dem Arm blickte Hugh auf und sah Mahelt an, die erschrocken feststellte, dass er mit den Tränen kämpfte. Rasch nahm sie ihm das Kind ab und reichte es einer vorbeikommenden Magd.
    »Bring ihn zur Countess, und sag ihr, dass mein Mann wieder da ist«, befahl sie. »Simon soll für Essen und Trinken sorgen und es in die Kammer des Herrn schicken.«
    Als die Frau mit dem empört kreischenden Roger davongeeilt war, nahm Mahelt ihren Mann am Arm. »Erzähl mir alles«, bat sie mit fester Stimme, bemüht, sich ihre Furcht nicht anmerken zu lassen.
    Hugh gab einen unartikulierten Laut von sich, schlang einen

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