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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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hinaus. Im selben Moment spürte sie die Bürde der Verantwortung bleiern auf ihren Schultern. Sie war sowohl eine Bigod als auch eine Marshal und musste beiden Familien Ehre machen. Was sie nicht davon abhielt, sich auszumalen, wie sie Gift in Johns Essen gab, dafür sorgte, dass er die Burg nicht lebend verließ. Das Land von diesem Tyrannen befreite. Sie musste ihre ganze Willenskraft aufbieten, um diesen Gedanken zu verdrängen und sich darauf zu konzentrieren, die perfekte Gastgeberin für einen Mann zu sein, den sie zutiefst verabscheute.
    Ihr bestes Gewand bestand aus rotem Seidendamast und betonte die Konturen ihres schlanken Körpers, ohne aufreizend zu wirken. Sie mochte weder die tiefen Ausschnitte, die am französischen Hof Mode waren, noch die bauschigen, weiten Ärmel, die sie als ausgesprochen hinderlich empfand, daher waren ihre von normaler Länge und mit golddurchwirkter blauer Seide eingefasst.
    »Auf dieser Farbe kann man keinen Blutfleck erkennen«, sagte sie halb im Scherz zu Hugh, als sie das Kleid glattstrich
und sich zu ihm umdrehte. Als Idas Stellvertreterin trug sie heute die juwelenbesetzte kleine Krone der Herrin von Norfolk, und sie konnte fast spüren, wie ein Machtgefühl durch das goldene Filigranwerk und die Saphire in ihren Körper strömte.
    Hugh schnaubte leise und schüttelte den Kopf.
    »Wenn es nicht stark anfängt zu schneien, bleibt er nur eine Nacht. Bete einfach, dass das Wetter nicht umschlägt.« Er blickte zu den offenen Läden hinüber, hinter denen zwischen ein paar Wolken blauer Himmel aufblitzte.
    Mahelt versuchte, sich auf die Zunge zu beißen, aber es gelang ihr nicht, sie musste den in ihr brodelnden Gefühlen Luft machen.
    »Ich weiß, dass es unsere Pflicht ist, die guten Gastgeber zu spielen, und dass es wichtige Dinge zu besprechen gibt. Und natürlich sollten wir seinen Besuch als eine Ehre betrachten, aber er wird an allem etwas auszusetzen haben, und ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass er unsere gesamten Besitztümer begutachten und sich überlegen wird, was er uns abnehmen kann  – genau wie er unsere Verteidigungsanlagen inspizieren und über Möglichkeiten nachdenken wird, die Burg zu erobern. Ich will nicht, dass er hier herumschleicht und uns und unsere Söhne anstarrt!«
    »Ich will ihn auch nicht hierhaben, aber es ist ein notwendiges Übel  – ein politischer Schachzug«, erwiderte Hugh. Seine blauen Augen verdüsterten sich, und er nahm sie in die Arme und küsste sie.
    »Keine Angst. Ich werde unsere Kinder von ihm fernhalten und sie ihm gegenüber nach Möglichkeit gar nicht erwähnen. Denk immer daran, dass wir ihn bald wieder los sind.« Er tippte gegen die Krone auf ihrem Kopf. »Du siehst hinreißend aus.«
    »Das muss ich auch«, sagte sie mit finsterem Gesichtsausdruck.
     
    Mahelt stand auf der Seite der Burgmauer, die zum See hinausging, und beobachtete die königliche Kolonne, die sich dem Wachturm näherte. Banner wehten im eisigen Winterwind, als die Pferde zu zweit nebeneinander den Pfad entlangtrabten. Speere wiesen gen Himmel, silbern funkelten ihre Spitzen. Johns Söldner glänzten in ihren Kettenhemden und trugen prachtvolle scharlachrote Waffenröcke. Mahelt holte tief Atem und bemühte sich, nicht daran zu denken, dass diese Parade viel eher einer Invasionsarmee als einer Gruppe von Gästen glich. Wie würden ihre Eltern mit einer solchen Situation umgehen? Sie sah den Ausdruck ruhiger Gelassenheit auf dem Gesicht ihres Vaters vor sich und versuchte, eine ähnlich unbeteiligte Miene aufzusetzen. Sie musste ihre wahren Gefühle hinter einer anmutigen Maske verbergen.
    Die Tore wurden geöffnet, um den Trupp einzulassen: zuerst die Herolde in ihren rot-goldenen Livreen, die Trompeten-und Hornfanfaren bliesen, dann eine Eskorte gleichfalls rotgolden gekleideter Ritter, die eine schützende Mauer um John bildeten, und dahinter eine lange Reihe berittener Soldaten, die einer fetten silbernen Schlange glich. Mahelt kniete mit den anderen im Hof nieder und senkte den Kopf. Ihr Mund war so trocken, dass sie John selbst dann nicht hätte anspucken können, wenn sie den Versuch dazu unternommen hätte. Sie konzentrierte sich auf den harten Steinboden unter ihren Knien, spürte die Kiesel, die sich in ihr Fleisch drückten, und dachte, dass jeder Moment, der verstrich, sie Johns Abreise ein Stück näher brachte.
    John begrüßte erst den Earl, dann Hugh mit dem Friedenskuss. Mahelt kam als Nächste an die Reihe, und als er

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