Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)
wenn sie an die zu erwartenden Belohnungen denken. Wir setzen unser Gespräch später fort.«
Mahelt knickste, dabei dachte sie, dass sie nur zu einem gern bereit wäre – John mit einem scharfen Messer zu entmannen. Sie warf Hugh einen wutentbrannten Blick zu, als sie aus der Kammer eilte, presste aber die Lippen zusammen, denn was konnte sie schon sagen? Johns Worte waren eindeutig gewesen, aber er konnte leicht behaupten, sie habe sie falsch ausgelegt oder er habe sie nur necken wollen. Wenn sie ihm eine Szene machte, würde das Folgen für sie und ihre Familien haben. Sie musste dafür sorgen, dass sie nie mit ihm allein war, und durfte ihm keine einzige Gelegenheit geben, mit ihr Katz und Maus zu spielen.
Sie marschierte in die Küche, wo die Köche und ihre Helfer eifrig ein eines Königs würdiges Festmahl zubereiteten – zu dieser Jahreszeit ein schwieriges Unterfangen, da es so wenig frische Nahrungsmittel gab und die Vorräte knapp waren. Im Lauf der letzten Wochen war es Mahelt durch Findigkeit, Willenskraft und Organisationstalent gelungen, ein Mahl und ein Unterhaltungsprogramm zusammenzustellen, das den Namen Bigod und Marshal keine Schande machen würde, aber im Moment hätte es sie nicht gestört, wenn John nur verbranntes Pferdebrot und saures Ale vorgesetzt worden wäre. Nach einem flüchtigen Blick auf die brodelnden Kessel mit würzigem Rindfleischeintopf stapfte sie aus der Küche und steuerte auf das unterirdische Gewölbe zu, um einen Moment allein zu sein und zur Ruhe zu kommen.
Als sie auf einem Fass saß, die Beine baumeln ließ und Met direkt aus dem Fässchen trank, erinnerte sie sich daran, wie Hugh ihr vor ein paar Monaten hier von der Hinrichtung der walisischen Geiseln erzählt hatte. Sie dachte an Maude de Braose und ihren Sohn, an Arthur von Britannien und an ihre Brüder. »Belohnungen, bah!«, zischte sie und schwor sich, dass sie oder ihre Familie nie das Opfer dieses Mannes wurden. Nach einem letzten Schluck Met drückte sie den Stopfen wieder in das Spundloch. Sie musste einen klaren Kopf behalten, bis John abgereist war. Sie erhob sich, strich ihr Gewand glatt, rückte die Krone zurecht, aus deren symbolischer Macht sie Kraft schöpfte, bevor sie frisch gewappnet die Sicherheit des Gewölbes verließ.
Das Fest, das Mahelt vorbereitet hatte, nahm den größten Teil des kurzen Winternachmittags in Anspruch und setzte sich bis in den Abend hinein fort. Als Gastgeberin und in Idas Abwesenheit musste sie neben John sitzen und so tun, als wäre er ein
überaus willkommener Gast. Sie redete sich ein, sie wäre ihre Mutter, und schickte die wahre Mahelt in das geheime Dunkel des Gewölbes hinab, wo ein schönes Fässchen Met auf sie wartete. Lächelnd betrieb sie höfliche Konversation mit John, gab sich ungezwungen und hielt ihn gleichzeitig auf Distanz. Anhand der herunterbrennenden Kerzen in den Lüstern und Leuchtern verfolgte sie, wie die Zeit verstrich, und sagte sich, dass er morgen weiterreiten würde – hoffentlich! – und das Leben wieder seinen normalen Gang nehmen konnte.
John erwies sich als angenehmer, umgänglicher Gast. Er sprach mit dem Earl und Hugh über Pferde und die Jagd, erörterte juristische Probleme mit ihnen und legte ein untadeliges Benehmen an den Tag. Er sprach Mahelt sein Lob für das köstliche, mit Kreuzkümmel gewürzte Rindfleischgericht aus und bat sie, seinem Koch die Zubereitung zu erklären.
Am Ende des Mahls nippte er an dem gewürzten Wein, lehnte sich zurück und lächelte Mahelt an wie eine satte, zufriedene Katze.
»Lady Bigod, Ihr freut Euch doch sicher, dass Euer Vater im Frühjahr, wenn das Wetter eine sichere Überfahrt zulässt, nach England zurückkehrt?«
»Das sind in der Tat gute Neuigkeiten, Sire.« Mahelts Herzschlag beschleunigte sich, sie witterte Gefahr. Wenn John sich leutselig gab, verfolgte er irgendein bestimmtes Ziel. »Ich kann es kaum erwarten, meine Familie wiederzusehen und meine neuen Geschwister kennen zu lernen.«
»Ja, Eure Eltern sind mit zahlreichen Nachkommen gesegnet«, bestätigte John glatt. »Lasst mich nachrechnen – es müssen jetzt zehn sein. Gebe Gott, dass ich noch so vital bin, wenn ich das Alter Eures Vaters erreicht habe, auch wenn meine Frau davon wohl nicht sehr erbaut wäre.« Ein affektierter Unterton schwang in seiner Stimme mit. Er hatte nichts gesagt,
was man ihm als Kränkung auslegen könnte, trotzdem war es ihm gelungen, ihren Vater als einen alten Lüstling
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