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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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harmloses Spiel, meinen Sohn umzustoßen, weil er nur ein Bigod und damit ein Untergebener ist, den man auf seinen Platz verweisen muss. Aber ich werde sein Verhalten nicht länger dulden. Genug ist genug.«
    Mahelt musterte ihn stirnrunzelnd. Sie wusste, dass er sich in der Defensive befand und sich so aufregte, weil er wütend auf Johns Verhalten ihr gegenüber war und seinen Zorn hinunterschlucken musste. Der Zwischenfall von eben stellte eine weitere Bedrohung seiner Familie von königlicher Seite dar, in
Gestalt eines Mannes, der an der Seite des Königs ritt und in dessen Adern das gleiche Blut floss. Longespee hatte einen Fehler begangen, aber in ihren Augen keinen so schwerwiegenden, dass eine solche Reaktion gerechtfertigt war.
    »Euer Streit belastet eure Mutter sehr«, wandte sie ein.
    Hugh küsste die weichen Locken seines Sohnes.
    »Niemand kann ihr verbieten, ihn einzuladen, wenn sie das wünscht«, gab er frostig zurück. »Wenn er nach Framlingham kommt, werde ich dafür sorgen, dass ich im Norden, in Thetford oder Ipswich bin. Wenn wir uns nicht unter einem Dach aufhalten, kommt es auch zu keiner Auseinandersetzung  – und das ist mein letztes Wort.«
    Mahelt seufzte. Sie fand, dass er sich in dieser Angelegenheit zu halsstarrig zeigte, hütete sich aber, ihn noch weiter zu bedrängen, weil er dann nur noch verstockter werden würde. Er war in vielen Dingen eher nachgiebig, aber manchmal ließ er sich nicht zum Einlenken bewegen.
    »Du musst wenigstens die Etikette beachten und den König im Hof verabschieden«, mahnte sie, ehe sie ihm das Baby abnahm.
    Hugh erhob sich und strich seine Tunika glatt.
    »Du hast Recht.« Seine Lippen krümmten sich leicht. »Ich werde meine Pflicht tun und zugegen sein, wenn diese Höllenbrut aus unserem Hof hinausreitet … und dann werde ich mir gründlich die Hände waschen.«
     
    Als er Framlingham verließ, spürte Longespee, wie er von einem erdrückenden Gefühl des Verlustes übermannt wurde. Seine Mutter hatte ihm mit zitternden Händen und gequälten Augen den Abschiedstrunk gereicht, doch nicht einmal ihr zuliebe war er zum Nachgeben bereit, zumal Hugh auch noch mit versteinerter Miene hinter ihr stand.
    »Die Wogen werden sich schon wieder glätten«, meinte Ralph zuversichtlich, als er sein Pferd neben das seines Halbbruders lenkte. »Hugh ist nie lange zornig.«
    Longespee bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick.
    »Das interessiert mich nicht. Hugh interessiert mich nicht. Selbst wenn er mich für sein Benehmen um Verzeihung bitten würde, würde ich seine Entschuldigung nicht annehmen. Ich bin fertig mit ihm.«
    »Das tut mir leid.« Ralphs Ton war merklich kühler geworden.
    Longespee grunzte.
    »Wenn du zu ihm nach Framlingham zurückreiten möchtest, werde ich dich nicht daran hindern.«
    Ralph zögerte, blickte sogar über seine Schulter hinweg zu der Turmkrone am Horizont hinüber, dann betrachtete er den an seinem Packpony festgeschnallten Schild. Er prangte nicht in dem Rotgold der Bigods, sondern in dem Blaugold von Salisbury.
    »Aber es wäre dir nicht egal«, stellte er fest. »Nicht wahr?«
    Longespee erwiderte nichts darauf, doch Ralph entging nicht, dass ein Muskel am Kinn seines Halbbruders zu zucken begann. Es wäre ihm nicht egal  – ganz und gar nicht. »Ich stehe in deinen Diensten«, sagte er. »Also halte ich dir die Treue, aber ich werde trotzdem weiterhin mit Hugh sprechen, denn er ist ebenfalls mein Bruder.«
    »Wie du willst«, entgegnete Longespee, aber seine innere Anspannung schien von ihm abzufallen, und Ralph sah, wie er den angehaltenen Atem ausstieß. Der jüngere Mann schüttelte den Kopf und fragte sich, warum Familienbande so kompliziert und schmerzlich sein mussten.

29
    Canterbury, Kent, Juni 1213
     
    Hugh erhob sich von den Knien. Er hatte soeben vor dem Grab des Märtyrers Thomas Becket gebetet, der vor vierzig Jahren an genau der Stelle niedergemetzelt worden war, an der Hugh und sein Schwager Ranulf jetzt standen. Sein Hirn war aus seinem gespaltenen Schädel gequollen und hatte am Schwert von König Henrys Ritter Reginald Fitzurse geklebt. Ein Erzbischof, auf Befehl eines Königs ermordet. Es war unvorstellbar, aber dennoch geschehen, und derartige Freveltaten konnten sich wiederholen. Hugh hatte seine Hand durch das Loch zu Beckets Sarg geschoben und wie Tausende anderer vor ihm das glatte Holz berührt. Er fragte sich, wie lange es dauern würde, bis es so morsch geworden war, dass es zersplitterte

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