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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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nach seiner Satteltasche und stopfte ein frisches Hemd und eine Tunika hinein. Ein Knappe wurde angewiesen, die Ledertasche mit Hughs Kettenhemd und Haube zu holen und auf das Packpferd zu packen.
    »Das hoffen wir alle. Er ist ein begnadeter Redner mit großer Überzeugungskraft und kann gleichzeitig zupacken wie ein Hund auf einer Hetzjagd. John wird durch Northampton kommen. Wir wollen versuchen, ihn dort abzufangen. Langton wird dem König klarmachen, dass er den Eid bricht, den er bei seiner Absolution geschworen hat, und dass er keine gesetzliche Handhabe gegen die Männer hat.« Er schloss die Truhe und drehte sich um. Seine Brust hob und senkte sich noch immer heftig, und sein Gesicht war gerötet. »Langton sagt, er wird jeden exkommunizieren, der in den Krieg zieht, bevor das Interdikt aufgehoben ist  – und das wird erst der Fall sein, wenn es zu einer Einigung bezüglich der Entschädigung gekommen ist, frühestens Mitte des Winters.«
    »Und wie ist die Versammlung verlaufen?«, fragte Mahelt.
    Ein säuerliches Lächeln huschte über Hughs Gesicht.
    »Langton hat den Verfassungsentwurf in der Kathedrale laut vorgelesen. Jetzt ist alles öffentlich. Ich bezweifle, dass sich deswegen sofort etwas ändern wird, aber jetzt kann eine ernsthafte Debatte beginnen.«
    »Was für eine Verfassung?«, erkundigte sich Ela verwirrt.
    »Sie soll den Exzessen des Königs Einhalt gebieten und sicherstellen, dass er nicht ungestraft tun und lassen kann, was er will.« Mahelt erklärte ihrer Base rasch die Sachlage.
    Ela nickte zustimmend.
    »Es ist höchste Zeit, dass etwas unternommen wird. Ich bin sicher, dass sich sogar mein William dieser Meinung anschließen würde, wenn er hier wäre.«
    »Es ist vermutlich gut, dass er nicht hier ist«, erwiderte Hugh. »Er müsste sich ja immer noch auf die Seite des Königs stellen, nicht wahr? Eine Verfassung auszuarbeiten ist eine Sache, John dazu zu bringen, sie zu akzeptieren und sich nach ihr zu richten, eine ganz andere. Dasselbe gilt für meinen Schwiegervater. Auch wenn er die Notwendigkeit dieses Grundgesetzes einsieht, ist er an den Eid gebunden, den er John geleistet hat. Kein Wunder, dass er froh war, nach Wales gehen zu können.« Er umarmte Mahelt. »Ich muss mich beeilen, sonst kommen wir zu spät. Ich werde im Sattel etwas essen.«
    Im nächsten Moment war er verschwunden. Mahelts Lippen prickelten noch vom Druck seines Kusses.
    »Gott sei Dank, dass Marie und ihre Kinder in Framlingham sind«, sagte sie.
    »Du glaubst doch nicht, John würde …«, begann Ela, brachte den Satz aber nicht zu Ende.
    »Trotz aller Verfassungen der Welt ist niemand vor diesem Mann sicher«, entgegnete Mahelt, die plötzlich das dringende Bedürfnis verspürte, ihre Söhne zu suchen und sie in die Arme zu schließen.

32
    Framlingham, Frühjahr 1214
     
    Mahelt legte die Finger auf die Saiten der Laute und stimmte eine leise, melancholische Melodie an. Fahles Frühlingslicht schimmerte auf dem Instrument aus Ebenholz und den am Hals befestigten roten Seidenbändern. Die Weise hatte Mahelt als kleines Mädchen auf den Knien ihres Vaters gelernt; der Text handelte von den Freuden des Frühlings und dem Beginn neuen Lebens.
    Ida hatte sie gebeten zu musizieren und zu singen, statt zu nähen, und Mahelt hatte erfreut eingewilligt. Trotzdem war sie mit den Gedanken nicht ganz bei der Sache. Hugh brach morgen auf, um dem König in Poitou zu dienen, und sie machte sich deswegen Sorgen.
    Der fehlgeschlagene Feldzug des letzten Jahres war nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben worden. Ein neues Jahr hatte begonnen, was hieß, dass die Männer wieder zum Militärdienst verpflichtet waren, ansonsten mussten sie eine Strafabgabe entrichten. Seit dem Herbst hatte sich ein unsicherer Friede über das Land ausgebreitet wie eine kratzige Decke über einen unruhigen Schläfer. Obwohl es Langton gelungen war, den König von den geplanten Vergeltungsmaßnahmen im Norden abzubringen, war John mit seinen Truppen nach Durham marschiert, um seine Macht zu demonstrieren, und hatte behauptet, dies geschähe aus diplomatischen Gründen. Es hatte Drohungen gegeben, aber keine Kämpfe, und die Diskussionen
über die Charta waren ergebnislos verlaufen. Das Interdikt war schließlich im Dezember aufgehoben worden, und John hatte mit den Vorkehrungen für seinen verspäteten Feldzug in Poitou begonnen. Ralph und Longespee waren bereits in Flandern, nahmen mit Englands dortigen Verbündeten Verbindung auf

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