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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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gleichberechtigten Erwachsenen bekleiden, und im Moment musste er sich in dieser Position wissen.
    Sein Vater nickte und umarmte ihn kurz, wobei in dieser Geste sowohl Zuneigung als auch Tadel lag. Nachdem sie sich voneinander gelöst hatten, ging Will hinaus, ohne sich noch einmal umzudrehen, obwohl es ihn dazu drängte. Er wusste, dass sein Vater seine Ansichten für unüberlegt hielt, aber er irrte sich. Es war die feste Überzeugung eines reifen, erwachsenen Mannes.

31
    Südküste, Sommer 1213
     
    Der König umklammerte die verzierten Knaufe seiner Stuhllehne so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. Die kraftvolle Bewegung, die Angespanntheit seines Körpers unter den juwelenbesetzten Gewändern und das mühsam unterdrückte Zittern zeugten von namenloser Wut. Sein Zelt wimmelte von Rittern und Soldaten.
    Neben Hugh stand Ranulf ebenfalls stocksteif da, strahlte aber keinen Zorn, sondern eiserne Entschlossenheit aus. »Sire, meine Männer waren so lange wie möglich im Feld. Meine Truhen sind leer. Ich bin Eurem Ruf gefolgt, ich habe mich der Drohung einer französischen Invasion entgegengestellt, aber wenn Ihr mich nicht mit den nötigen Mitteln verseht, kann ich Euch nicht über das Meer nach Poitou folgen. Ich habe kein Geld, um meine Männer und meine Pferde zu ernähren.«
    »Ihr wollt für die Erfüllung Eurer Lehnspflicht bezahlt werden?« , fragte John trügerisch sanft.
    »Sire, ich habe meine Pflicht Euch gegenüber erfüllt. Nächstes Jahr werde ich es wieder tun, aber vorerst bin ich ein freier Mann und werde nur bleiben, wenn Ihr mir die fehlenden Mittel zur Verfügung stellt, dann kann ich Euch mit meinen Leuten auch weiter zur Verfügung stehen.«
    Zustimmendes Gemurmel folgte auf seine Worte. Ranulf gehörte nicht zu den Männern, die sich freiwillig in eine gefährliche Situation begaben oder sich zum Sprecher für andere aufschwangen,
aber diesmal hatte der König ausgerechnet ihn ins Visier genommen.
    »Ich werde nichts dergleichen tun«, fuhr John auf. »Ihr seid verpflichtet, mir zu gehorchen und dorthin zu gehen, wo ich Euch brauche!«
    Ranulf straffte sich.
    »Nein, Sire, ich bin nicht verpflichtet, Euch jenseits des Meeres zu dienen, es sei denn in der Normandie oder dem Land der Bretonen. Der Eid, den ich Euch geleistet habe, schließt Poitou nicht ein.«
    Wieder bekundeten die Männer murmelnd ihre Zustimmung, scharrten mit den Füßen und verlagerten ihre Position, als stünden sie an Deck eines schwankenden Schiffes. Niemand wollte mit dem König über das Meer segeln, um von Poitou aus gegen die Franzosen ins Feld zu ziehen. Ranulf hatte es auf den Punkt gebracht: Sie waren den ganzen Sommer lang in Alarmbereitschaft gewesen und nun am Ende ihrer Kräfte. Das Futter für die Pferde, Löhne und Sold sowie andere Ausgaben hatten ihre Truhen geleert, zu Hause gab es viel zu tun, und Johns Krieg in Frankreich konnte warten.
    »Sire«, sprang Hugh seinem Schwager bei, »die Zeit der Feldzüge neigt sich dem Ende zu, und wir müssten in zwei Monaten das erreichen, wozu wir sechs bräuchten. Wir sind auf so ein Unternehmen nicht vorbereitet.«
    »Ich bin nicht grün hinter den Ohren, Bigod«, grollte John.
    »Die Männer auch nicht, Sire«, erwiderte Hugh ruhig, obwohl sein Herz hämmerte. »Die meisten von uns sind erfahrene Soldaten.«
    »Ach ja? Bewandert in Niederträchtigkeit und nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht!« John entblößte die Zähne. »Ich verfluche den Tag, an dem ich eingewilligt habe, mit dem Papst Frieden zu schließen und Männern, die sich gegen mich verschworen
haben, zu erlauben, dass sie aus dem Exil zurückkehren und den Friedenskuss empfangen. Wenn die Ebbe einsetzt, werde ich an Bord gehen, und ihr alle werdet mir innerhalb von zwei Tagen folgen. Kümmert euch um eure Waffen und Pferde, und haltet euch bereit. Jeden Mann, der diesem Befehl nicht folgt, werde ich als Verräter betrachten. Und jetzt hinaus! Alle!«
    Vor dem königlichen Zelt blieb Hugh im Sonnenschein stehen, atmete tief durch und versuchte, die Fassung zurückzugewinnen.
    »Dieser Hurensohn!« Ranulf schäumte vor Wut. »All diese Worte der Reue, all diese Schwüre! Nichts davon hat er ernst gemeint, er wollte nur, dass der Papst und Frankreich keinen Druck mehr auf ihn ausüben, damit er uns in aller Ruhe nach Poitou verschiffen kann! Nun, du kannst ja für diesen Krieg die Segel setzen, aber ich kehre nach Hause zurück.« Er stapfte in Richtung seines Zeltes davon.
    Hugh folgte ihm

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