Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)
Mauern schlagen.
Als sie in den Hof einbogen, sah sie Hebon, der vor den Ställen angebunden war und von Hughs Pferdeknecht trocken gerieben wurde. Auf dem Rücken des Hengstes prangte noch der Abdruck des Sattels, seine schwarzen Flanken dampften. Weitere Knechte waren mit dem Versorgen von Pferden beschäftigt, und die Ställe waren überfüllt.
Als Mahelt von ihrer Stute stieg, trat Hugh aus dem Haus. Er wirkte angegriffen und zutiefst besorgt. Sein Reiseumhang war vom Saum bis zum Knie mit Schlamm bespritzt, sein Gesicht blass vor Erschöpfung. Mahelt sah ihn an, ohne ihn bewusst wahrzunehmen. Sie konnte nur daran denken, dass er zugelassen hatte, dass sie Johns Opfer geworden waren, obwohl er versprochen hatte, ihnen würde nichts geschehen. Ihre Muskeln verkrampften sich vor Anstrengung, ihn nicht anzubrüllen, denn wenn sie einmal anfing, würde sie so schnell nicht mehr aufhören.
»Papa, Papa!« Hugo kletterte aus der Kutsche und rannte zu seinem Vater.
Hugh schloss ihn in die Arme und küsste ihn. »Es geht dir gut! Dem Himmel sei Dank, dir ist nichts geschehen!«
»Der König hat Roger mitgenommen!«, krähte Hugo.
»Ich weiß … wir holen ihn zurück. Ich verspreche es.«
Mahelt ballte die Fäuste, als Hugh auf sie zukam, und trat zurück, weil sie nicht wollte, dass er sie berührte.
»Ist diese Aussage genauso viel wert wie deine anderen Versprechen?«
»Ich habe meine Pflicht getan …« Er zuckte zusammen, als habe sie ihn geschlagen, und streckte eine Hand nach ihrer Wange aus. »Großer Gott, Mahelt, dein Gesicht… was haben sie …«
»Pflicht?«, zischte sie. »Sprich du mir nicht von Pflicht! Du hast mich und die Kinder der Obhut feiger Verräter überlassen. Du hast Gold und Silber über unser Leben gestellt!« Ihre Schläfen pochten, als sie versuchte, ihre Wut zu zügeln.
Seine Augen verdunkelten sich.
»Das ist weder wahr noch gerecht.«
»Wie kannst du es wagen, von Wahrheit und Gerechtigkeit zu sprechen? Du warst nicht da, als der König kam und Roger geholt hat. Als sie ihn aus meinen Armen rissen und mich in eine Zelle warfen!« Ihre Stimme wurde schrill. »Du warst nicht da, Hugh. Du warst nicht da!«
Ida ließ sich aus der Kutsche helfen. Sie schwankte leicht, als sie nach der langen Reise wieder auf den Füßen stand. »Bitte«, flehte sie. »Ihr dürft euch nicht streiten, nicht hier. Lasst uns hineingehen, es ist kalt und regnet.«
Mahelt schloss die Augen und sammelte den Rest ihrer Kräfte. Um ihrer Kinder, Idas und der Flüchtlinge von Framlingham willen durfte sie nicht die Beherrschung verlieren.
»Ist dein Vater hier?« Ida trat ein paar Schritte auf das Haus zu und schwankte erneut. Hugh setzte seinen Sohn ab und nahm ihren Arm, um sie zu stützen.
»Mir geht es gut«, versicherte Ida ihm, obwohl das offensichtlich nicht der Fall war. »Es liegt an der langen Reise. Ich brauche nur Ruhe und muss deinen Vater sehen – und mich davon überzeugen, dass es ihm gut geht.«
Ein roter Schleier legte sich vor Mahelts Augen. Sie befänden sich nicht in dieser Lage, wenn für den Earl seine Familie und nicht seine kostbaren Schätze an erster Stelle gestanden hätte.
»Ihm geht es bestimmt gut«, murmelte sie. »Jetzt kümmern wir uns erst einmal um dich.«
Hugh hob Ida hoch und trug sie hinauf zu ihrer Kammer. Dann befahl er den Zofen, die Bettdecken zurückzuschlagen, und schickte eine von ihnen los, um seinen Vater zu suchen.
Sie hatten Ida einen heißen Stein an die Füße gelegt und hüllten sie in Decken, als der Earl die Kammer betrat. Seine Augen waren rot gerändert, sein Gesicht grau und müde. Er sah seine Frau an.
»Gatte.« Ida schluckte trocken. Mahelt wies eine Dienerin an, ihr etwas zu trinken zu holen.
Der Earl trat so zögernd an das Bett, als versuche er sich an etwas zu erinnern, das zu tun er verlernt hatte, und griff nach ihrer Hand.
»Du hast eine anstrengende Reise hinter dir«, sagte er. »Ruh dich aus.«
Ida trank ein paar Schlucke und sank in die Kissen zurück. »Ich brauche nur Schlaf«, flüsterte sie. »Ich bin so müde.«
Der Earl hielt ihre Hand, bis ihr die Augen zufielen, dann löste er sich sacht von ihr und verließ die Kammer, ohne irgendjemanden anzusehen. Hugh ging ihm nach. Mahelt war
auch erschöpft, wusste aber, dass sie jetzt keinen Schlaf finden würde, also bat sie die Zofen, bei Ida zu bleiben, und folgte den beiden Männern.
De Longueville berichtete, was in Framlingham geschehen war, wobei sich die
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