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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Spiele und die Tänze, aber mein Gemahl hat schon lange nicht mehr mit mir getanzt … und wir waren damals anders.«
    Mahelt blickte auf Idas Hand herab. Sie war klein und mit Altersflecken übersät. Die Nägel waren kurz geschnitten, damit sie Ida nicht beim Nähen behinderten, und außer ihrem Ehering trug sie keinen Schmuck. Mahelt rieb mit dem Daumen über den hellen Goldring und betrachtete ihren eigenen, während sie an Hugh und die Kluft dachte, die sich seit dem Verlust Framlinghams zwischen ihnen aufgetan hatte. Würde sie ihn auf ewig für seine Fehleinschätzung verdammen? Jedes Mal, wenn er lächelte oder einen Scherz machte, fragte sie sich, wie er dies über sich brachte, während sein Sohn Johns Geisel war. Jedes Mal, wenn er sie lieben wollte, reagierte sie frostig und abweisend, denn sie konnte den Gedanken nicht ertragen, noch mehr Söhne in die Welt zu setzen, die zu Schachfiguren in den Machtspielen der Männer wurden. Sie wusste, dass sie innerlich noch immer vor Zorn kochte, doch in gewisser Hinsicht war ihr das recht, denn Zorn verlieh ihr Kraft, und sie konnte weiß Gott all ihre Kraft brauchen.
    Behutsam löste sie den dünnen, grauen Zopf ihrer Schwiegermutter und kämmte eine nach Rosenwasser und Muskat duftende Lotion in ihr Haar, wobei sie daran denken musste, dass Ida während ihrer Schwangerschaften dasselbe für sie getan hatte. Dann legte sie ihr einen Schal aus rosenfarbener Seide um die Schultern, der ihrem Gesicht einen Anschein von Farbe verlieh.
    »Du bist ein gutes Mädchen«, murmelte Ida.
    Mahelt schüttelte den Kopf.
    »Da bin ich mir nicht so sicher.«
    »Sei still. Ich weiß, wovon ich spreche.« Ida zupfte an dem Schal herum, dann deutete sie matt auf ein rot-goldenes Emaillekästchen auf ihrer Truhe. »Der Schlüssel hängt an meinem Gürtel.«
    Mahelt brachte ihr beides ans Bett. Ida nahm das Kästchen,
schloss es auf und nahm ein winziges, aus weichem Ziegenleder gefertigtes Paar Schuhe heraus. In einem Schuh steckte eine mit einem ausgebleichten scharlachroten Seidenband zusammengebundene, feine, dunkle Haarlocke.
    »Das waren seine ersten Schuhe«, flüsterte Ida. »Von meinem William, meinem Longespee. Ich habe sie all die Jahre aufbewahrt; seit dem Tag, an dem ich mich von ihm trennen musste.« Ihre Stimme zitterte. »Ich habe ein Kind verloren und es nie wiederbekommen. Dies ist alles, was mir von ihm geblieben ist.«
    Mahelt erstickte fast an ihren aufgestauten Empfindungen. Der Anblick der kleinen Schuhe zerriss ihr das Herz. Sie waren so winzig, standen für so große Verletzlichkeit. Mein Gott, dass sie sie so lange aufgehoben, wie einen kostbaren Schatz weggeschlossen hatte.
    Ida strich über das Ziegenleder.
    »Versprich mir, dass du sie ihm geben wirst, wenn ich nicht mehr bin. Sag ihm, sie sind ein Teil von ihm, den ich mein Leben lang wie meinen Augapfel gehütet habe. Meine Bürde, mein größter Kummer … und mein Trost. Versprich es mir.«
    »Ich verspreche es«, wisperte Mahelt. Es war mehr, als sie ertragen konnte, und sowie sie sich wieder in der Gewalt hatte, zog sie sich in ihre Kammer zurück. Sie schickte die Zofen fort, zog die Bettvorhänge zu und brach in Tränen aus. Irgendwo in einer Truhe lag eine Tunika, die Roger gehörte. Würde sie sie auch ihr Leben lang wie ein Heiligtum aufbewahren und sich bei ihrem Anblick ihren Sohn darin vorstellen? Wo waren die Andenken an ihre eigene, viel zu kurze Kindheit? Leise schniefend trat sie zu der Holztruhe und klappte den Deckel auf. Unter mit Lavendel bestreuten, gefalteten Hemden, alten Falknerhandschuhen, beinernen Schlittschuhen, Stoffstücken und Lederstreifen lag ein blauer Wollbeutel mit einer weißen Seidenkordel.
Mahelt nahm ihn heraus, öffnete ihn und schüttelte die hölzernen poupées heraus, mit denen sie als kleines Mädchen gespielt hatte: kleine Holzpflöcke, geschnitzte menschliche Gestalten, die wie die Mitglieder ihrer Familie gekleidet waren. Ein Mann in einem grün-gelben Überwurf mit einem kunstvoll gestickten roten Löwen auf der Brust. Eine Frau mit dicken Zöpfen aus gelbem Seidengarn. Kinder … vier ihrer Brüder, sie selbst und drei Schwestern. Ancel und Joanna fehlten, sie waren damals noch nicht geboren.
    Draußen erklangen Hufschläge und das Gewirr von Männerstimmen. Mahelt rieb sich mit dem Ärmel über die Augen, verstaute die poupées hastig wieder in ihrem Stoffbeutel, blickte aus dem Fenster und sah Ritter und Soldaten von ihren Pferden steigen.
    »Mama,

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