Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
Vom Netzwerk:
wollte Longespee für sich, und Ela stand ihm im Weg.«
    »Manchmal frage ich mich, ob wir das Richtige tun«, meinte Ralph nachdenklich. »Und dann höre ich so etwas und weiß mit Sicherheit, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben.«
    »Es geht auch um Macht. Darum, etwas zu zerstören, das einem anderen gehört. Es wundert mich, dass Longespee so lange stillgehalten hat, aber vermutlich musste er um Elas willen auf den günstigsten Zeitpunkt warten.« Er presste die Lippen zusammen, weil er daran denken musste, dass er sich bei der Berechnung des günstigsten Zeitpunkts verkalkuliert und sich dieser Fehler verheerend auf sein Leben ausgewirkt hatte  – sowohl politisch als auch persönlich. Mahelt sprach noch immer nur das Nötigste mit ihm. »Wir werden bestimmt gleich zu einer Beratung beordert«, wechselte er abrupt das Thema, rief nach seinem Knappen und befahl ihm, seinen Schwertgurt zu holen.
     
    Hugh stand inmitten der Edelleute, die bereits für Louis kämpften, und beobachtete, wie der französische Prinz die Kapitulation der vier Lords akzeptierte, die zu ihm gekommen waren, um über die Bedingungen zu verhandeln. Louis wusste genau, wie er mit ihnen umgehen musste. Er trug ein offenes, verständnisvolles Lächeln zur Schau und ebnete mit seiner untadeligen Höflichkeit den Männern ihren schwierigen Weg, bis sie sich zu entspannen begannen. Vor allem Longespee schien Louis’ höfische Manieren als beruhigend zu empfinden, sie waren für ihn ein vertrautes Territorium, eine Sprache, die auch er selbst beherrschte. Louis sah davon ab, die Männer zu demütigen, sondern behandelte sie wie verspätet eingetroffene Verbündete, die er willkommen hieß. Er bat sie, ihr Gepäck und ihr Gefolge zu holen und in seinem Lager ihre Zelte aufzuschlagen. Longespee fing Hughs Blick auf, als er sich umdrehte,
nachdem er sich vor Louis verneigt hatte. Die Halbbrüder musterten einander einen Moment lang, bevor sich beide abwandten. Hugh wusste, dass sie irgendwann einmal miteinander sprechen mussten, aber alle Worte, die zwischen ihnen gewechselt wurden, würden gezwungen und unnatürlich klingen, davon war er überzeugt. Einer musste den ersten Schritt tun. Hugh biss sich auf die Lippe. Nach dem Zwischenfall mit Hugo hatte er sich geschworen, dass er nichts mehr mit Longespee zu tun haben wollte, aber wenn er hier in Louis’ Lager war, konnte er ihn nicht ignorieren.
    Nachdenklich kehrte er zu seinem Zelt zurück. Die Fläche daneben war leer. Ehe er seine Meinung ändern konnte, schickte er Ralph los, um Longespee mitzuteilen, dass neben dem Bigod-Lager Platz für seine Zelte war.
    »In der bis auf die Grundmauern niedergebrannten Stadt wird er wohl kaum ein Quartier finden«, knurrte er.
    Ralphs Miene hellte sich auf, und er beeilte sich, seinen Auftrag auszuführen. Hugh rieb sich seufzend die Schläfen.
    Longespees Ritter trafen ein, gefolgt von seinen Packpferden und Gepäckkarren. Hugh wies ihnen ihre Plätze zu und sprach kurz mit Longespees mitgereistem Haushofmeister. Am Rande seines Blickfelds tauchte plötzlich ein stämmiges, schwarz-weißes Pony auf, woraufhin er überrascht herumfuhr.
    »Roger?«, fragte er ungläubig.
    Sein Sohn sprang mit einem Satz aus dem Sattel und rannte mit einem Freudenschrei auf ihn zu. Hugh schwang ihn in die Höhe, und Roger erdrückte ihn fast mit seiner Umarmung.
    »Onkel Longespee hat mir gesagt, dass du hier bist!«, rief er aufgeregt. Sein Gesicht war rosig und voller Leben, sein dunkles Haar schimmerte wie das seiner Mutter, und er roch schwach und sauber nach Kräutern.
    »Hat er das?« Hugh brachte kaum einen Ton hervor. Dass
Roger eine Geisel des Königs war, hatte ständig an ihm genagt, dazu kam, dass er wegen seiner eigenen Rolle in dieser Angelegenheit von Schuldgefühlen geplagt wurde. Ihn so gesund und lebenssprühend vor sich zu sehen löste eine Welle von Erleichterung, Freude und Reue in ihm aus. »Was tust du denn bei deinem Onkel?« Er stellte Roger behutsam wieder auf den Boden.
    »Ich bin sein Knappe«, erwiderte Roger mit wichtiger Miene.
    »Nein, ich meine, wie bist du zu ihm gekommen?« Er blickte auf und sah Longespee auf sich zukommen. Seinen grünen Umhang hatte er zurückgeschlagen, und das Licht fing sich in der Goldstickerei der langen Schwertscheide an seiner Hüfte.
    »Er hat mich abholen lassen«, erklärte Roger.
    »Wie ich sehe, sind Vater und Sohn wieder vereint.« Longespee blieb ein paar Schritte vor Hugh stehen und

Weitere Kostenlose Bücher