Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
Vom Netzwerk:
nicht zu deiner Zufriedenheit erfüllt habe …«
    »Das hast du immer getan, Ida, das und noch mehr.«
    Sie schenkte ihm ein schwaches, trauriges Lächeln.
    »Ich habe dich vom ersten Moment an geliebt«, hauchte sie, und danach kam kein Wort mehr über ihre Lippen.
     
    In dem Moment nach Idas Tod, in der kaum merklichen Zeitspanne zwischen Wissen, Begreifen und Einsetzen der Trauer herrschte tiefe Stille. Mahelt unterdrückte ihren Kummer. Sie war jetzt die Herrin des Hauses, der reibungslose Ablauf und die Beständigkeit des Alltags hingen nun von ihr ab. Ida musste gewaschen und aufgebahrt, in ein Leichentuch eingenäht und zur Kirche gebracht werden, und man musste eine Totenwache für sie abhalten.
    Ihr Schwiegervater saß noch immer neben dem Bett, hielt die Hand seiner Frau und betrachtete ihr stilles Gesicht so verloren und verzweifelt, als wolle er sie durch pure Willenskraft dazu bringen, wieder aufzuwachen. Mahelt ging zu ihm und legte ihm tröstend einen Arm um die Schultern. Er wischte sich Tränen aus den Augen.
    »Ich habe sie geliebt«, stieß er mit gepresster Stimme hervor.
    Mahelt fragte sich, wie weit diese Vergangenheitsform zurückreichte. Für Reue war es jetzt zu spät. Aber andererseits stellten sich der Liebe oft viele Hindernisse in den Weg, wie sie nur zu gut wusste, an denen dieser Mann eine Mitschuld trug.
Doch nun empfand sie nur großes Mitleid mit ihm. Er mochte in seinen prunkvollen Pelzen herumstolzieren und ein bedeutender, einflussreicher Mann sein, aber jetzt wirkte er schutzlos und verwundbar, und sie war diejenige, die Stärke zeigte.
    »Kommt«, sagte sie. »Die Frauen sollen sich um sie kümmern, sie werden sie waschen und angemessen herrichten, dann könnt Ihr sie wieder besuchen.«
    Er erhob sich wie ein Schlafwandler, und Mahelt überantwortete ihn Hughs Obhut. Obgleich auch sein Gesicht vor Kummer zerfurcht war, war er wie sie immer noch Herr der Lage. Sie wechselten einen kurzen, verständnisvollen Blick, und auch wenn dies nur auf einer praktischen Ebene geschah, so war es doch ein Anfang.
     
    Sie bereiteten die Überführung von Idas Leichnam nach Thetford vor. In der ersten Nacht hielten sie in der Kirche St. Margaret in der Nähe des Hauses eine Totenwache für sie ab. Der Earl bestand darauf, dass ihre Bahre mit dem kostbarsten Seidenstoff bedeckt wurde, den sie finden konnten, und breitete eigenhändig die Banner der Tosneys und Bigods sowie das halb fertige Hutband darüber. Die Nadel steckte immer noch säuberlich darin, als wäre die Besitzerin nur für einen Moment hinausgegangen.
    Im Morgengrauen brachen sie nach der Messe übermüdet ihr Fasten, und die Männer legten ihre Rüstungen an. Alle waren bedrückt, als sie Idas Sarg die achtzig Meilen bis Thetford das letzte Geleit gaben. Der Wind peitschte ihnen den Regen ins Gesicht, und der wolkenverhangene Himmel deutete darauf hin, dass er nicht so schnell aufhören würde. Die Seide auf dem Sarg war mit grauem Wolltuch und zum Schutz vor der Nässe mit gewachster Zeltleinwand bedeckt worden. Mahelt gab ihren Kindern, die mit ihren Kinderfrauen und den Dienern
in London zurückblieben, einen Abschiedskuss und stieg auf ihre Stute. Der Earl war in ein selbstvergessenes, schmerzerfülltes Schweigen verfallen. Sie hatte sich im Stillen gefragt, ob Hugh oder sein Vater versuchen würden, sie an der Reise nach Thetford zu hindern, doch keiner der beiden hatte Anstalten dazu gemacht. Sie hatte sich für einen Kampf gewappnet, falls sie es doch wagen sollten, und dieses Mal hätte sie gewonnen, daran hegte sie keinen Zweifel.

45
    Thetford, Oktober 1216
     
    Ida wurde mit angemessenem Zeremoniell, wenn auch nicht mit dem Pomp, der einer Countess zustand, im Altarraum der Priorei von Thetford zur letzten Ruhe gebettet. In gewisser Weise spiegelte ihre Beisetzung ihr Leben wider, sinnierte Mahelt. Ida hatte außerhalb des häuslichen Bereichs keinerlei Macht ausgeübt und auch kein Interesse daran gezeigt. Nun lag sie hier, und ihr Mann würde sich eines Tages zu ihr gesellen, um auf ewig an ihrer Seite zu schlafen. Ihr Tod hatte den Earl in eine nebelhafte, verlorene Welt geschleudert, in der er im Zwielicht zwischen Leben und Tod wandelte. Zumindest für den Moment hatte er seine Vormachtstellung eingebüßt. Hugh hatte das Kommando übernommen, die Entscheidung getroffen, wo sie übernachteten, und für die Sicherheit der Reisegruppe gesorgt.
    Sie blieben im Gästehaus der Priorei, das Pater Vincent ihnen etwas

Weitere Kostenlose Bücher