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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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schmeckte, war dies doch eine alltägliche Handlung. Er schaute zu seinem Vater hinüber, der zusammengekrümmt unter der Decke lag.
    »Du musst jetzt die Zügel in die Hand nehmen«, meinte Mahelt. »Selbst wenn sich dein Vater erholt, dürfte er schwerlich imstande sein, Entscheidungen zu treffen.«
    Er lachte humorlos auf.
    »Und du glaubst, ich wäre dazu imstande?«
    Sie schwieg eine Weile, dann sagte sie ruhig:
    »Ja, das glaube ich.«
    Hugh stieß langsam den Atem aus. Mahelt war tapfer, stark und aufrichtig, aber sie gab nie zu, wenn sie sich irrte. Selbst Kompromisse fielen ihr schwer. Er kam sich vor, als wäre eine Tür, die ihm vor der Nase zugeschlagen worden war, wieder einen Spaltbreit geöffnet worden, sodass er dahinter einen Lichtstrahl schimmern sah.
    »Hältst du mich für fähig, die richtige Entscheidung zu treffen?«
    »Kann man das immer?« Ihre Hände zitterten plötzlich. »Ich weiß, warum du wolltest, dass ich mit den Kindern in
Framlingham bleibe. Wie du selbst gesagt hast, bist du auch nur ein Mensch. Und ich bin nicht nur eine Marshal, sondern auch die Frau eines Bigod, und ich muss meinen Weg weitergehen, sonst bin ich für immer an diesem furchtbaren, einsamen Ort gefangen.«
    Wilde Gefühle tobten schmerzvoll in Hughs Brust, die Hoffnung, die er nicht zu zeigen wagte. Er zog sie an sich und küsste sie zögernd. Vorsichtig erwiderte sie seinen Kuss. Ihre Umarmung war wie eine stumme Frage, auf die sie bislang keine Antwort wussten. Sie zogen sich auf ihre Strohsäcke zurück und schliefen eng aneinandergeschmiegt ein, so nah waren sie sich seit langer Zeit nicht mehr gewesen. Hughs Hand lag auf Mahelts langem, dunklem Zopf, ihre auf seiner Brust, direkt über seinem Herzen.
    Und der Earl schlief alleine, wie er es schon seit langem getan hatte, und Tränen sickerten in die Falten seiner Augenwinkel.

46
    London, Oktober 1216
     
    Mahelt beaufsichtigte das Befestigen der neuen Vorhänge an dem großen Bett in der Friday Street. Sie waren dunkelrot und aus gutem, schwerem flämischem Stoff, der im Winter die Kälte fernhielt, aber sie aufzuhängen war Schwerstarbeit. Endlich trat sie zurück, betrachtete den Faltenwurf, überprüfte die Länge und wies ihre Zofen erleichtert an, die Vorhänge zurückzuziehen, bis sie ins Bett gingen.
    Sie waren seit zehn Tagen wieder in London, und sie fand langsam in eine gewisse alltägliche Routine hinein. Nach ihrer Rückkehr hatte sie zuallererst ihre Kinder an sich gedrückt und sie eine Weile nicht mehr aus den Augen gelassen.
    Hugh hatte sofort wieder abreisen müssen, um sich Geldmittel aus dem in der Colne Abbey deponierten Schatz zu beschaffen. Dass er ausgerechnet dorthin reiste, hatte erneut für Spannungen zwischen ihnen gesorgt, aber Mahelt hatte sich alle Mühe gegeben, die Wunden, die gerade zu heilen begonnen hatten, nicht wieder aufzureißen. Sie brauchten Geld, weil sie kaum Zugang zu den Erträgen aus ihren Ländereien hatten.
    Seit ihrer Rückkehr hatte ihr Schwiegervater den größten Teil seiner Zeit am Feuer zugebracht, wo er in die Flammen starrte, Bilder aus der Vergangenheit heraufbeschwor und das bestickte Band an seine Brust presste, an dem Ida zuletzt gearbeitet hatte. Doch während der letzten Tage hatte er sich allmählich aus seiner Betäubung gelöst und an Dokumenten zu
arbeiten begonnen, die die legalen Aspekte von Louis’ Herrschaft behandelten. Er schien in diesen Studien und dem Gebrauch wohlausgewogener Worte und Denkprozesse, die keinerlei Gefühlsregung erforderten, einen gewissen Trost zu finden. Ein weiterer Trost waren ihm seine Enkel. Roger war zu lebhaft, er konnte nicht lange stillsitzen, aber Hugo liebte es, seinem Großvater beim Schreiben zuzusehen. Beide Jungen schauten fasziniert zu, wie das Wachs geschmolzen und das Siegel in die weiche Masse gedrückt wurde. Mahelt konnte sich daran erinnern, dass sie dieselbe Faszination empfunden hatte, wenn ihr Vater Dokumente versiegelte, und wie wichtig sie sich dabei vorgekommen war. Ein Anflug von Traurigkeit stieg in ihr auf. Sie hatte ihren Vater seit seiner Rückkehr nach England kaum gesehen. Die momentan herrschenden Feindseligkeiten verhinderten Besuche bei ihrer Familie, weil sie zu gefährlich waren. Während Hughs Vater am Feuer über juristischen Dokumenten brütete, ritt Mahelts Vater in Johns Diensten kreuz und quer durch das Land. Noch immer saß er wie ein junger Mann aktiv und energiegeladen im Sattel, obwohl er mit seinen siebzig Jahren

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