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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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uns die Schotten nach diesem Abkommen nicht mehr behelligen, und wenn die nördliche Grenze mit loyalen
Männern besetzt wird, müssen wir nicht ständig auf der Hut sein. Ich möchte nicht so weit gehen, an de Laceys Loyalität zu zweifeln  – ich mag den Mann  –, aber sein Sohn ist wankelmütig, und die Familie hat Verwandte jenseits der Irischen See, denen man nicht trauen darf.«
    Hugh musterte seinen Halbbruder.
    »Was wird John mit den fünfzehntausend Mark von den Schotten anfangen?«
    Augenblicklich verschloss sich Longespees Gesicht.
    »Er hat mehrere Eisen im Feuer.«
    »Wann hat er das nicht?« Hugh blickte auf, als ein Bote am Zelteingang auftauchte. Er war offenbar scharf geritten, ein fast greifbarer Gestank nach Pferde- und menschlichem Schweiß entströmte seiner Kleidung, aber er grinste breit, als er ein Päckchen versiegelter Pergamente aus seinem Ranzen nahm und vor den Männern niederkniete.
    »Mylords, ich soll Euch grüßen und Euch mitteilen, dass Lady Mahelt Bigod vier Tage nach Mariä Himmelfahrt von einem gesunden Sohn entbunden wurde.«
    Hugh griff nach dem Brief, erbrach das Siegel und überflog ihn hastig, bevor er den Mann packte, ihn auf die Füße zog und umarmte, als sei er sein bester Freund. Dann befahl er einem in der Nähe herumlungernden Knappen, mehr Wein zu bringen.
    »Treib den besten auf, den wir haben, oder geh und kauf welchen. Ich will mit süßem Wein anstoßen. Ein Sohn! Mein erstes Kind  – ein Sohn!« Er ließ von dem Boten ab, wandte sich zu Longespee und küsste ihn schmatzend auf die Wange.
    Longespee hielt diesem seine Würde beleidigenden Übergriff tapfer stand.
    »Das sind in der Tat gute Neuigkeiten«, sagte er mit einem halbherzigen Lächeln, als Hugh seinen Vater umarmte, der ein zufriedenes Grinsen zur Schau trug.
    Hugh drehte sich wieder zu dem Boten um.
    »Meiner Frau geht es gut, sagst du?«
    »Ja, Mylord. Sie sendet Euch herzliche Grüße. Das Baby wurde auf den Namen Roger getauft, wie Ihr es gewünscht habt.«
    Der Knappe kehrte mit einem Weinfass zurück, das er dem Haushofmeister des Earl of Oxford abgeschwatzt hatte, einem Blutsverwandten des neuen Erdenbürgers. Das Fass wurde sofort angestochen und der Inhalt ausgeschenkt.
    »Auf deinen Sohn und meinen Enkel, den künftigen Herrn von Norfolk!«, verkündete Roger, dabei hob er seinen Becher über den Kopf. Alle tranken und stellten einmütig fest, dass der Wein diesmal tatsächlich genießbar war.
    »Auf meine Frau!«, fiel Hugh ein. »Und meinen Vater, den herrschenden Earl, lang möge er leben!« Wieder tranken die Männer, und die Becher wurden erneut gefüllt.
    Longespee ließ die ersten Trinksprüche über sich ergehen, winkte aber ab, als der Knappe ihm nachschenken wollte, und registrierte naserümpfend, dass der Bote und andere Dienstboten zum Bleiben aufgefordert worden waren und gleichfalls Weinbecher in den Händen hielten. Ausgesprochen unschicklich, aber ein typisches Bigod-Verhalten. Grimmiger Neid verdunkelte seine Seele. Er empfand es als unerträglich, dass Hugh vor ihm einen Sohn gezeugt hatte, und es verursachte ihm Übelkeit, als er sah, wie sein Halbbruder vor Stolz strahlte und der alte Earl sich wie ein Ochsenfrosch aufblähte. Er entschuldigte sich und verließ würdevoll das Zelt, doch draußen ballte er die Fäuste und stapfte in übler Laune zu seinem Pavillon zurück.
    Hugh drückte dem Boten einen zusätzlichen Tageslohn in die Hand.
    »Such dir im Lager einen Schlafplatz. Ich werde meiner Frau schreiben, aber richte ihr trotzdem aus, dass ich so schnell wie
möglich nach Hause kommen werde. Spätestens in zwei Wochen, schätze ich.«
    »Mylord.« Der Bote legte eine Hand an seine Kappe und entfernte sich.
    »Ich erinnere mich noch gut an deine Geburt«, bemerkte sein Vater in einem wehmütigen Ton. »Ich hielt mich damals für den König der Welt. Als ich dich in deiner Wiege liegen sah, wusste ich, dass es in meinem Leben keinen besseren Moment geben konnte … und jetzt hat mein Sohn einen Sohn.«
    Die beiden Männer umarmten sich erneut. Hughs Augen brannten. Sein Vater räusperte sich heiser. »Deine Frau … ich mag hart gegen sie gewesen sein, aber sie musste lernen, die Regeln einzuhalten. Es freut mich, dass sie endlich ihren Platz in dieser Familie akzeptiert und ihre Pflicht getan hat.«
    Die Bemerkung löste bei Hugh einen Anflug von Ärger aus, aber er verstand seinen Vater  – wenn alles seinen geregelten Gang ging, war die Welt für ihn

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