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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Zeitvertreib, an dem sich fast alle Männer begeistert beteiligen werden, auch wenn sie für John keine große Liebe hegen.«
    »Und was ist mit meinem Vater?«
    Hugh sah, wie sich ihre Augen vor Angst und Zorn verdunkelten.
    »Ich schätze deinen Vater und halte ihn für einen klugen, besonnenen Mann«, erwiderte er vorsichtig. »Er wird so handeln, wie es die Situation erfordert.«
    »Du glaubst, er ist in die Sache verwickelt, nicht wahr?«
    Er zögerte.
    »Ich denke, er weiß, was dort vor sich geht, und wird sich nach Möglichkeit aus allem heraushalten. Er ist mit dem König zu einer Übereinkunft bezüglich Irland gelangt, und selbst wenn er sich mit de Braose verbündet hat, ist und bleibt König John noch immer sein Lehnsherr. Im Moment konzentriert sich John auf Schottland, daher brauchen wir uns vorerst keine Sorgen zu machen.«
    Mahelt zog die Füße von seinem Schoß, erhob sich und trat zum Fenster.
    »Wirst du meinen Bruder sehen?«
    »Höchstwahrscheinlich.«
    »Sag ihm… sag ihm, er soll sehr vorsichtig sein.«
    »Ich werde es ihm ausrichten«, versprach Hugh, obwohl er dies für Zeitverschwendung hielt. Mahelts Bruder reagierte genau wie Mahelt äußerst ungnädig auf ungebetene Ratschläge. Er erhob sich ebenfalls und trat dicht hinter sie, jedoch ohne sie zu berühren. Unter dem Fenster schimmerten die Wiesen und Felder im friedlichen sommerlichen Sonnenschein.
    »Und gib du auch auf dich Acht«, fügte sie mit gepresster Stimme hinzu.
    »Ich lasse mich in nichts hineinziehen, Liebste.« Er legte eine Hand auf ihre Schulter und die andere auf die leichte Wölbung ihres Bauches. »Ich habe viel zu viel zu verlieren.«
    Sie drehte sich in seinen Armen um und fuhr mit der Spitze ihres Zeigefingers über die Linie seines Kinns.
    »Ach, Hugh …«
    Als er in ihre von Kummer und Liebe erfüllten Augen blickte, wurde ihm bewusst, dass er immer noch nicht wusste, welche Farbe sie hatten. Er wusste nur, dass seine ganze Welt in ihnen lag.

20
    Framlingham, August 1209
     
    Auf die Ellbogen gestützt sah Mahelt von ihrem Wochenbett aus zu, wie die Kinderfrau neben dem Feuer einen quäkenden kleinen Jungen in einer Bronzeschüssel badete. Er war rosig und gesund, hatte einen feuchten dunklen Haarschopf und eine erstaunlich kräftige Stimme. Ein Sohn und künftiger Erbe der Grafschaft Norfolk, das erstgeborene Enkelkind ihres Vaters! Sie empfand Stolz, tiefe Befriedigung und war in Hochstimmung, auch wenn die Geburt sie erschöpft hatte. Ihr Sohn sollte nach seinem Großvater väterlicherseits Roger genannt werden, ein traditioneller Bigod-Name.
    Vor vierzehn Tagen, kurz nachdem Hugh nach Norden geritten war, hatten die Wehen eingesetzt. Mahelt hatte sich ausgerechnet, dass sie erst ab Anfang September das Bett hüten musste, aber das Kind war zu früh gekommen und hatte sie alle überrumpelt  – seine Mutter am allermeisten. Gerade hatte sie noch am Fenster gesessen, den Himmel betrachtet und sich gewünscht, unter dem weitläufigen blauen Zelt dahingaloppieren zu können, und im nächsten Moment war ein Wasserschwall zwischen ihren Schenkeln hervorgeströmt, dem heftige Krämpfe gefolgt waren. Für eine erste Geburt war alles sehr schnell gegangen, hatte die Hebamme gesagt. Nach vier Stunden war alles überstanden gewesen, es hatte keinerlei Komplikationen gegeben, und Mahelt hatte sich geärgert, weil die Hebamme ihre Hüften getätschelt und sie ein großes, kräftiges
Mädchen genannt hatte  – als wäre sie eine Stute oder eine Kuh. Doch als sie jetzt ihre prallen Brüste musterte, fragte sie sich, ob die Frau nicht vielleicht Dinge wusste, die ihr verborgen blieben.
    Da das Baby erst in mindestens drei Wochen erwartet worden war, hielt sich Ida in Ipswich auf, um dort einige Angelegenheiten ihres Mannes zu regeln, und so war nur Ela of Salisbury bei ihr, die sich vor ein paar Tagen eingefunden hatte, um Mahelt während der Zeit des Wochenbetts Gesellschaft zu leisten.
    Ela beobachtete die Kinderfrau und das Baby mit einem wehmütigen Blick.
    »Er ist bildschön«, flüsterte sie.
    »Das finde ich auch  – vor allem jetzt, wo ich ihn nicht länger mit mir herumtragen muss!«, lachte Mahelt. »Er hat Hughs Nase, denke ich, aber meine Augen. Hugh wird behaupten, er hätte mein Temperament geerbt  – was bestimmt kein Nachteil ist.«
    Ela rang sich ein gequältes Lächeln ab und legte unbewusst eine Hand auf ihren Leib. Sie trug ein modisches, eng geschnürtes Kleid, das ihre schmale Gestalt

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