Die Enklave
schlecht.«
Da ich mich in dem Tümpel gewaschen hatte, waren meine Finger sauber genug, und ich tauchte sie hinein. Süß. Nicht wie Kirschen, sondern anders, aber gut. Pirscher folgte meinem Beispiel und probierte ebenfalls. Ich aß, bis ich satt war, und holte dann eine der Wasserflaschen heraus, die wir gefunden hatten. Bis jetzt hatte ich noch nichts davon getrunken, sondern mich nur damit gewaschen. Aber nun hatte ich keine andere Wahl mehr. Ich öffnete die Flasche und nahm einen Schluck. Das Wasser schmeckte seltsam, aber nicht schmutzig. Ich zwang mich, die Hälfte davon zu trinken, dann hielt ich die Flasche Pirscher hin.
»Es schmeckt nicht besonders gut, aber ich glaube, es ist sauber.«
Er nahm die Flasche und warf mir dabei einen eigenartigen Blick zu. Da fiel mir ein, dass er wohl nicht daran gewöhnt war zu teilen. Er nahm sich einfach, was er wollte. Aber damit war es jetzt vorbei, und das würde er erst noch begreifen müssen.
Ich kniff die Augen zusammen. »Dir ist klar, dass du jetzt nicht mehr der Anführer bist. Und das wirst du auch nie wieder sein. Bleich glaubt, dass wir deine Klingen auf unserem Marsch gut gebrauchen können, und wahrscheinlich hat er recht. Aber wenn du versuchst, einem von uns Schaden zuzufügen, vor allem Tegan, wird es das Letzte sein, was du jemals tust.«
Seine hellen Augen verengten sich, und seine Narben traten noch deutlicher hervor. »Droh mir nicht.«
»Das ist keine Drohung«, sagte Bleich und kam von hinten heran. »Es ist die Wahrheit.«
Ein tiefes Knurren drang aus Tegans Kehle. »Er wird sich nicht ändern. Er kann es nicht. Wir sollten ihn einfach umbringen. «
»Es hat genug Tote gegeben.« Bleich legte Tegan eine Hand auf den Arm. »Mach dir keine Sorgen. Ich behalte ihn im Auge. Er wird dir nichts tun.«
Ein Teil von mir hatte eine tiefe Abneigung gegen die Neuzugänge in unserer Gruppe. Ich vermisste die Zeit, als nur Bleich und ich allein gegen den Rest der Welt gekämpft hatten, auch wenn ich erkennen musste, dass wir die Hilfe bitter nötig hatten. Es war unmöglich zu sagen, wie viel Weg wir noch vor uns hatten. Bleich hatte in der Bibliothek keine Karten gefunden, die uns den Weg gezeigt hätten. Das Einzige, was wir hatten, waren die Geschichten seines Dads und die Hoffnung, die Ruinen hinter uns lassen zu können, wenn wir nur weit genug marschierten. Im Moment schien das unmöglich.
Wir lebten in einer toten Welt. Der Gedanke, dass wir nur lange genug zu laufen brauchten, um auf andere Menschen zu treffen, die ein Zuhause, Feuer und etwas zu essen hatten … Solange ich mir Dinge vorstellte, die jenseits meiner Möglichkeiten lagen, hätte ich mir ebenso gut wünschen können, die hellhäutigen, geflügelten Wesen mögen vom Himmel herabfliegen und uns in ihre leuchtende Stadt bringen. Aber Aufgeben kam genauso wenig in Frage. Ich hatte mein Vertrauen in Bleichs Zeuger gesetzt und darin, dass seine Geschichten wahr sein mussten.
»Nimm was von dem Maiseintopf.« Ich reichte Tegan die Dose, und sie roch daran, ganz ähnlich wie Pirscher es getan hatte. Hätte ich ihr gesagt, dass sie etwas mit Pirscher gemeinsam
hatte, es hätte sie bestimmt rasend gemacht. »Es schmeckt besser, als es aussieht.«
Falls das Wasser verdorben war, würde ich es bald wissen. Magenschmerzen und schnelles Erbrechen waren Anzeichen der Dreckkrankheit. Ich vermisste die Möglichkeit, mich anständig zu waschen, mit Seife, aber das bisschen Saubermachen an dem Tümpel musste genügen. Wenn ich die ganze Situation in Betracht zog, war das noch das kleinste Übel.
Ich warf mir meinen Beutel über die Schulter, suchte mir eine dunkle Ecke und rollte mich in meine Decke. Tegan legte sich neben mich, und mir fiel auf, dass sie immer noch meine Keule hatte. Selbst als sie einschlief, ließ sie eine Hand auf ihrem Griff. Bleich legte sich zwischen Pirscher und uns; es schien ihm nicht das Geringste auszumachen.
Nichts Schlimmes passierte, während wir schliefen. Ich wachte als Erste auf, aufgeschreckt von den Geräuschen, die Tegan im Schlaf machte. Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter, sie fuhr hoch und versetzte mir einen ordentlichen Schwinger ins Gesicht, bevor sie merkte, dass ich es war. Ich rieb mir die Wange und lächelte sie an.
»Das nächste Mal weiß ich, dass ich dich besser nicht wecken sollte.«
»Tut mir leid.«
»Hörte sich an, als hättest du schlecht geträumt.«
Ihr Blick sprang zu Pirscher hinüber. »Kann man so sagen. «
» Von
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