Die Entdeckerin: Erotischer Roman (German Edition)
einen Teil seiner Wut abbekommen.«
»Stimmt es, dass er jemanden zusammengeschlagen hat?«
Lucas bewegte den Kopf leicht nach unten.
»Wer war es?«
Er nahm seine Brille ab, blinzelte und rieb sich die Augen. »Ich bin mir nicht sicher. Jemand, der für Dareth Sadler arbeitet, glaube ich. Wenn dir der Name etwas sagt.«
Sian zögerte. Die Antwort war keine Überraschung für sie, aber sie hätte nie geglaubt, dass Lucas den Namen erwähnte. »Ja, der Name sagt mir was.« Sie strich über ihren blonden Zopf. »Adie erzählte, dass er im Cairo Museum eine Signierstunde abgehalten hat, und ich habe einen Artikel in der Middle East Times über ihn gelesen. Da habe ich mir schon gedacht, dass es Ärger geben könnte, aber ich wollte nichts sagen. Warum hast du sie nicht daran gehindert, nach draußen zu gehen?«
Lucas setzte die Brille wieder auf. »Ich habe es versucht, aber ich bin ihr nicht nachgelaufen. Ich weiß, wann es besser ist, sich zurückzuhalten. Er hat den Artikel in der Times auch gelesen. Und dass ihr beide am letzten Wochenende einfach verschwunden seid, ohne irgendwas zu sagen, hat seiner Stimmung auch nicht auf die Beine geholfen.«
Sian nickte entschuldigend. »Kleiner Notfall. Weißt du, wie er jetzt drauf ist?«
Lucas verschloss die Hände hinter seinem Kopf und streckte sich aus. »Killian? Keine Ahnung. Er ist abgerauscht. Vielleicht fährt er nur durch die Gegend, um sich abzuregen. Oder er ist in die Stadt gefahren, um den Bastard aufzutreiben. Das könnte ich ihm nicht verübeln. Ich würde wahrscheinlich auch nicht anders reagieren.«
Die Vorstellung, dass der hagere, gelehrte Lucas voller Zorn hinter jemandem her sein könnte, um ihn zu verprügeln, hatte was Komikhaftes an sich. Leider war es bei Killian nicht so. Er hatte mehr als genug Gründe, wütend auf Sadlers Einmischung zu reagieren, aber sie hoffte, dass er nicht so verrückt war, den Mann sogar umbringen zu wollen.
»Wie lange weißt du das schon?«, fragte sie. Sadler war ein Thema, das sie jahrelang nicht erwähnt hatte, und sie selbst hätte es auch jetzt nicht auf den Tisch gebracht.
Lucas hob die Schultern. »Ich habe es immer gewusst. Als ich zum ersten Mal nach Ägypten kam, redete man überall über ihn. Ich war damals in Theben, aber auch dort gab es kaum einen anderen Gesprächsstoff. Einige meiner Kollegen hatten schon früher für Killian gearbeitet. Sie hielten mich für verrückt, dass ich den Job angenommen hatte. Aber inzwischen sind sie grün vor Neid geworden. Und du?«
»Durch Zufall. Ich habe Sadlers Buch gelesen, während ich zwischen den Projekten in Dahshur und Lisht hin und her gependelt bin. Das Buch machte die Runde an der Uni. Es ist natürlich alles Unsinn, aber ich war entsetzt, als ich auch meinen Boss mit dem Buch erwischte.«
»Es geht nicht nur um das Buch«, sagte Lucas. »Aber frage mich nicht nach Einzelheiten. Killian war mehr daran beteiligt, als ihm heute lieb ist. Er würde es auch nie zugeben, also sprich ihn nie auf dieses Thema an.«
»Das habe ich auch nicht vor. Ich bin fast vom Hocker gefallen, als er mir sagte, dass wir nach Saqqara gehen.«
»Er ist nach Saqqara gegangen, weil er die Geister zur Ruhe legen wollte.«
»Und Sadler weckt sie wieder auf.«
»Vielleicht.«
Sie starrten sich ein paar Sekunden nachdenklich an, dann wandten sie die Blicke ab. Ein paar größere Motten hatten sich zu den Insekten gesellt und umschwirrten jetzt auch die Lichter. Lucas zündete einige Kerzen aus Zitronell-Öl an. Sian steppte nervös ihre Schuhsohlen auf die Holzplanken des Decks. »Was sollen wir Adie sagen?«
»Nichts. Lass ihn seine eigene Erklärung abgeben, wenn ihm danach zumute ist. Mit uns hat das nichts zu tun. Ich habe nicht vor, mich da einzuschalten, und ich kann dir nur empfehlen, es ebenso zu halten.«
Adie saß allein in ihrer Kabine. Der Raum war dunkel, abgesehen von einigen Streifen des Mondlichts, die durch die offene Jalousie fielen und silberne Striche auf den Boden zeichneten. Sie starrte auf die Schachtel mit dem wunderbar weichen Stoff auf ihrem Schoß. Der dunkle Inhalt lockte sie, sich anzuziehen und ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen, aber noch zögerte sie. Wenn das Geschenk von Killian gewesen wäre, hätte sie die Entscheidung leichter fällen können. Aber auf ein solches Geschenk von ihm würde sie lange warten müssen.
Sie strich mit den Fingern über den Hosenbund mit den Zierknöpfen. Vielleicht hatte Sian Recht; sie sollte Killian und
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