Die Entdeckung der Erde
theilend und stets bereit, sich selbst jeder Gefahr auszusetzen, wußte Balboa wiederholt deren gesunkenen Muth neu zu beleben und ihnen einen solchen Feuereifer mitzutheilen, daß er nach fünfundzwanzig Tagen mühevollen, durch viele Gefechte unterbrochenen Marsches, vom Gipfel eines Berges aus den ungeheuren Ocean erblicken konnte, von dem er vier Tage später, den blanken Degen in der einen Hand, in der anderen das Banner Castiliens, im Namen des Königs von Spanien Besitz ergriff.
Der Theil des Stillen Oceans, welchen er zuerst auffand, liegt südöstlich von Panama und führt noch heute den Namen des Golfs von San-Miguel, den Balboa ihm damals gegeben. Die Erkundigungen, die er von den mit Waffengewalt unterworfenen Caziken, bei denen er übrigens eine beträchtliche Beute machte, einzog, stimmten in allen Punkten mit denen vor seinem Aufbruche überein.
Gewiß lag im Süden ein großes Reich mit so ungeheuren Schätzen, »daß man die gewöhnlichsten Geräthe aus Gold herstellte«, wo eine Art Hausthiere, die Lamas, deren Erscheinung nach der Zeichnung Eingeborner der der Kameele ähneln mußte, abgerichtet wurden und schwere Lasten schleppten. Diese interessanten Einzelheiten und die ihm angebotene große Menge Perlen bekräftigten Balboa in der Ansicht, die von Marco Polo beschriebenen Gebiete Asiens erreicht zu haben und nun wirklich dem Königreiche Cipango nahe zu sein, dessen wunderbare, den Augen der habgierigen Abenteurer unablässig vorschwebende Reichthümer der venetianische Reisende so verlockend geschildert hatte.
Balboa überschritt den Isthmus von Darien wiederholt und stets auf anderem Wege. Alexander von Humboldt konnte mit Recht behaupten, daß dieser Landstrich zu Anfang des 16. Jahrhunderts besser bekannt gewesen sei als zu seiner Zeit. Noch mehr; Balboa fuhr auch auf den Ocean hinaus mit Schiffen, die auf seinen Befehl erbaut wurden, und rüstete eben eine ansehnliche Flotte und Waffenmacht, womit er Peru zu erobern gedachte, als er nach schmählichem Rechtsspruche auf Befehl Pedrarias Davila’s, des Gouverneurs von Darien, zum Tode verurtheilt wurde, nur weil Letzterer auf das errungene Ansehen des Freibeuters und den weiteren Ruhm, den er sich bei dem beabsichtigten Zuge voraussichtlich erwerben würde, eifersüchtig geworden war. Die Eroberung Perus verzögerte sich also um fünfundzwanzig Jahre durch die verbrecherische Laune eines Menschen, dessen Name durch die Ermordung Balboa’s fast ebenso berüchtigt worden ist, wie der des Herostratus.
Besaß man nun durch Balboa die ersten, etwas sicheren Kenntnisse von Peru, so sollte ein anderer Entdeckungsreisender nicht minder wichtige Nachrichten über Mexico liefern, dessen Herrschaft fast über ganz Central-Amerika reichte. Juan de Grijalva hatte im Jahre 1518 den Oberbefehl über eine aus vier Schiffen bestehende, von Diego Velasquez, dem Eroberer Cubas, ausgerüstete Flottille übernommen, um das, im Vorjahre von Fernandez de Cordova zuerst gesehene Yucatan näher in Augenschein zu nehmen. Grivalja führte, außer dem Piloten Alaminos, einem Theilnehmer an Ponce de Leon’s Fahrt nach Florida, zweihundertundvierzig Freiwillige mit sich, unter diesen auch Bernal Dias de Castilla, den naiven Verfasser einer höchst interessanten Geschichte der Eroberung von Mexico, aus der wir noch manche Stellen entlehnen werden.
Nach dreizehntägiger Seefahrt entdeckte Grijalva nahe der Küste von Yucatan die Insel Cozumel, umschiffte das Cap Codoche und drang in die Campeche-Bai ein. Am 10. Mai ging er in Potonchan an’s Land, dessen Bewohner trotz ihres Erstaunens über die Schiffe, die sie für Meerungeheuer ansahen, und über die Blitze schleudernden Männer mit bleichem Gesicht, den Platz, wo die Spanier Wasser einzunehmen suchten, und die Stadt so standhaft vertheidigten, daß dabei siebenundfünfzig Spanier getödtet und viele verwundet wurden. Ein so warmer Empfang verlockte Grijalva natürlich nicht zum längeren Verweilen bei diesem kriegstüchtigen Volke. Nach viertägiger Rast stach er wieder in See, fuhr in westlicher Richtung längs der Küste Mexicos hin, lief am 17. Mai in einen, von den Eingebornen Tabasco genannten Fluß ein und sah sich hier sehr bald von einer, etwa fünfzig wohlbewaffnete Piroguen zählenden Flottille eingeschlossen, welche einen Kampf aufnehmen zu wollen schien. Dank der Klugheit Grijalva’s und den Freundschafts-Versicherungen, mit denen man nicht sparsam war, wurde der Friede jedoch nicht
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