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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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drei Millionen Castellanos zusammengebracht, eine für seine Verhältnisse gewiß sehr beträchtliche Summe. Obwohl er sich als Anführer noch nicht erprobt hatte, so waren es doch seine unermüdliche Thätigkeit, die von dem ungeordneten Aufbrausen der Jugendzeit übrig blieb, seine anerkannte Klugheit, seine Prudhomie, wie man früher sagte, die Entschlossenheit und das ihm in hohem Maße zukommende Talent, durch die Cordialität seines Wesens die Herzen Anderer zu gewinnen, welche ihm bei Velasquez der Empfehlung seiner Protectoren würdig erscheinen ließen. Hierzu denke man sich noch eine ansprechende äußere Erscheinung, neben hervorragender Gewandtheit in allen körperlichen Uebungen und einer selbst unter allen diesen Abenteurern seltenen Ausdauer in Entbehrungen und Strapazen.
    Als er aber einmal außer den sprechendsten Zeugnissen wohlerworbener Dankbarkeit einen Auftrag, als Führer zu dienen, erhielt, zog Cortez an seinem Hause eine schwarze, goldgestickte Standarte mit einem rothen Kreuze inmitten blauer Flammen auf, unter der er die Inschrift anbrachte: »Freunde, folgen wir dem Kreuze, und wenn wir den Glauben haben, werden wir unter diesem Zeichen siegen«. Nun concentrirte er auch alle Kräfte seines erfinderischen Geistes, um den Erfolg seines Unternehmens sicher zu stellen. Getrieben von einem Enthusiasmus, den nicht einmal Diejenigen erwartet haben würden, die ihn vielleicht am besten kannten, verwendete er nicht nur alle seine baaren Mittel zur Ausrüstung der Flotte, sondern belastete auch seinen Grundbesitz und entlieh von Freunden ganz namhafte Summen, nur um Schiffe, Lebensmittel, Schießbedarf und Pferde einzukaufen. In wenig Tagen traten, angezogen von dem Ruhme des Generals und gereizt durch die verlockende und sicheren Erfolg versprechende Aussicht auf reichlichen Ertrag, dreihundert Freiwillige bei ihm ein.
    Velasquez jedoch wollte, vielleicht noch immer voll Verdacht und von einigen neidischen Seelen noch angetrieben, den Zug noch in seinem Anfange verhindern. Cortez empfing von dessen Absicht, ihm in letzter Stunde noch den Oberbefehl wieder abzunehmen, durch seine Beschützer Nachricht, und schnell war sein Entschluß gefaßt. Trotz seiner noch nicht vollzähligen Mannschaft und der unzureichenden Ausrüstung, rief er seine Leute zusammen und lichtete während der Nacht die Anker. Velasquez, der sich so überlistet sah, verheimlichte zwar seinen Zorn darüber, ging aber sofort daran, Den auf seinem Wege aufzuhalten, der alle Abhängigkeit so leicht von sich geschüttelt hatte.
    In Macaca vervollständigte Cortez seinen Proviant und sah viele frühere Genossen Grijalva’s unter seiner Fahne zusammenströmen, wie Pedro de Alvarado und seine Brüder Christoval de Olid, Alonzo de Avila, Hermandez de Puerto Carrero, Gonzalo de Sandoval und Bernal Diaz de Castillo, der über diese Ereignisse,
quorum pars magna fuit
, eine prächtige Chronik schrieb. Dann wandte er sich nach Maritima de Trinidad, einem an der Südküste Cubas gelegenen Hafen, wo er noch weitere Provisionen einnahm. Inzwischen erhielt der Gouverneur Verdugo von Velasquez briefliche Mittheilung, Cortez zu verhaften, da diesem der Oberbefehl über die Flotte wieder entzogen worden war. Das wäre aber für die Stadt ein sehr gefährlicher Versuch gewesen, und Verdugo enthielt sich dessen klüglich. Um noch neue Anhänger zu gewinnen, begab sich Cortez nach Havanna, während sein Lieutenant Alvarado den Landweg dahin einschlug, wo die letzten Vorbereitungen getroffen wurden. Trotz des Mißerfolges seines ersten Versuches erließ Velasquez noch einen zweiten Befehl, Cortez zu verhaften; der Gouverneur Pedro Barba sah aber ohne Weiteres die Unmöglichkeit ein, diesen Auftrag auszuführen inmitten der Soldaten, die nach Bernal Diaz’ Zeugnis gern ihr Leben für Cortez gelassen hätten.
    Nach Zusammenrufung seiner Freiwilligen und Einschiffung alles dessen, was er brauchte, ging Cortez am 18. Februar 1519 unter Segel mit elf Schiffen, deren größtes 100 Tonnen maß, in Begleitung von 110 Seelenten, 553 Soldaten, darunter 13 Andalusier, 200 Indianer von der Insel und einige Frauen zur Verrichtung der häuslichen Arbeiten. Die Hauptstärke der Expedition bildeten ihre zehn Stück Kanonen und vier Falkonets mit reichlicher Munition und sechzehn Pferde, die für schweres Geld angeschafft worden waren. Mit diesen geringfügigen Mitteln, deren Aufbringung ihm doch so viel Mühe gekostet hatte, wagte Cortez den Kampf gegen einen

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