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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Herrscher, dessen Besitzungen einen größeren Umfang hatten als die der Krone Spaniens – ein Unternehmen, vor dessen Schwierigkeiten er gewiß zurückgewichen wäre, wenn er nur deren Hälfte gekannt hätte. Schon vor langer Zeit sang jedoch ein Dichter: »Das Glück ist stets dem Kühnen hold«.
    Nach einem heftigen Sturme gelangte die Expedition nach der Insel Cozumal, deren Bewohner entweder aus Furcht vor den Spaniern, oder weil sie die Machtlosigkeit ihrer Götter erkannten, zum Christenthum übertraten. Eben als die Flotte die Insel verlassen wollte, hatte man das Glück, noch einen Spanier, Jeromino de Aguilar, der seit sieben Jahren in Gefangenschaft der Indianer gewesen war, aufzunehmen. Dieser Mann, der die Maya-Sprache vollständig gelernt hatte und ebensoviel Klugheit als Gewandtheit besaß, sollte der Expedition als Dolmetscher bald die ersprießlichsten Dienste leisten.
    Cortez segelte nach Umschiffung des Cap Cotoche in die Campeche-Bai, an Potonham vorüber und den Rio Tabasco hinauf, in der Hoffnung, hier ebensogut wie früher Grijalva aufgenommen zu werden und eine ähnliche Menge Gold als Geschenk zu erhalten. Jetzt hatten aber die Anschauungen der Indianer eine völlige Umwandlung erfahren, so daß man gegen dieselben Gewalt brauchen mußte. Trotz ihrer großen Anzahl und ihres persönlichen Muthes wurden die Eingebornen doch in mehreren Gefechten gänzlich geschlagen, vorzüglich, weil ihnen die Detonationen der Feuerwaffen und die Erscheinung der von ihnen für übernatürliche Wesen gehaltenen Reiter einen wahrhaft panischen Schrecken einflößten. Die Indianer verloren hierbei viel Menschen, während die Spanier mit zwei Todten und vierzehn verwundeten Soldaten nebst einigen blessirten Pferden davon kamen; die letzteren verband man mit Fett, das die todten Körper der Indianer lieferten. Zuletzt wurde Friede geschlossen und Cortez erhielt Lebensmittel, Baumwollenstoffe, etwas Gold und zwanzig weibliche Sklaven, unter diesen auch jene Marina, deren alle zeitgenössischen Schriftsteller Erwähnung thun und welche den Spaniern so hervorragende Dienste als Dolmetscherin leisten sollte.
    Cortez steuerte seinen Kurs nach Westen weiter, immer bemüht, einen geeigneten Landungsplatz zu entdecken, fand aber einen solchen erst in St. Jean d’Ulloa. Kaum hatte die Flotte Anker geworfen, als sich dem Admiralschiffe ein Canot ohne jedes Zeichen von Furcht näherte. Durch Marina, welche ja selbst aztekischer Abkunft war, erfuhr Cortez, daß die Völkerstämme dieses Landes einem großen Reiche unterthan waren, dessen jüngst eroberte Provinz ihre Heimat bildete. Ihr Monarch, mit Namen Moctheuzoma, bekannter unter dem Namen Montezuma, residirte zu Tenochtitlan oder Mexico, etwa sechzig Meilen im Innern des Landes. Cortez theilte den Indianern seine friedlichen Absichten mit, bot ihnen einige Geschenke an und landete an dem unfruchtbaren und ungesunden Strande von Vera-Cruz. Lebensmittel strömten bald in Menge herbei. Am Tage nach der Landung kam aber der von Montezuma gesendete Gouverneur der Provinz in nicht geringe Verlegenheit, was er Cortez antworten sollte, als dieser von ihm ohne Verzug zu seinem Herrn geführt zu werden verlangte. Er kannte nur zu gut die Unruhe und die Furcht, welche die Seele des Herrschers seit dem Eintreffen der Spanier erfüllten. Inzwischen ließ er jedoch seine Baumwollenstoffe, Federmäntel und verschiedene goldene Gegenstände zu den Füßen des Generals niederlegen, wodurch freilich die Habsucht der Europäer nur noch mehr gereizt wurde. Um nun den armen Indianern eine Vorstellung von seiner Macht zu geben, ließ Cortez seine Soldaten exerciren und einige Kanonen abfeuern, deren Donner jene zu Eis erstarren ließ. Während der ganzen Zeit der Verhandlungen hatten mehrere Maler auf weißen Baumwollenstoffen die Schiffe, die Truppen und Alles, was jenen in die Augen gefallen war, abconterfeit. Diese sehr geschickt ausgeführten Bilder sollten Montezuma zugesendet werden.
    Bevor wir zu dem Berichte über die wahrhaft heldenmüthigen Kämpfe, welche nun bald folgen sollten, übergehen, scheint es wohl am Orte, Einiges über das mexicanische Reich mitzutheilen, das, so mächtig es auf den ersten Blick auch erschien, doch schon vielfache Keime des Zerfalls und der Auflösung in seinem Schooße barg. Sonst möchte es dieser Handvoll Abenteurern schwerlich gelungen sein, dasselbe zu überwinden.
     

    Cortez erhielt Lebensmittel, Baumwollenstoffe, etwas Gold und zwanzig

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