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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Valdivia Chili eroberte, gelang die Auffindung des gesuchten Seeweges Fernand de Magellan, einem im Dienste Spaniens stehenden Portugiesen.
     

    Ermordung Pizarro’s. (Facsimile. Alter Kupferstich.) (S. 365.)
     
    Fernand de Magellan ward als Sohn eines Ritters der
Cota e Armas
in Porto, Lissabon, Villa de Sabrossa oder in Villa de Figueiro, es ist unbestimmt wo, auch weiß man nicht, an welchem Tage, sicher jedoch gegen Ende des 15. Jahrhunderts geboren. Er wuchs im Hause des Königs Johann II. auf und erhielt hier eine auf der Höhe jener Zeit stehende Ausbildung. Nach eingehendem Studium der Mathematik und Schifffahrtskunde – denn damals herrschte in Portugal ein unwiderstehlicher Drang zu maritimen Entdeckungen – betrat Magellan sehr frühzeitig die Seemanns-Carrière und schiffte sich 1505 mit Almeida, der nach Indien ging, ein. Er wohnte der Plünderung Quiloas und allen Vorkommnissen jener Reise bei. Im folgenden Jahre begleitete er Vaz Pereira nach Sofala; später, nach der Rückkehr zur Malabarküste, sehen wir ihn unter Albuquerque an der Einnahme von Malacca theilnehmen, wo er ebenso viel Umsicht als persönliche Tapferkeit an den Tag legte. Dann betheiligte er sich an den Expeditionen, welche Albuquerque gegen 1510 zur Aufsuchung der berühmten Gewürzinseln unter dem Commando Antonio de Abreu’s und Francisco Serrão’s ausschickte, welche Banda, Amboine, Ternate und Tidor entdeckten. Inzwischen war Magellan an den 600 Meilen von Malacca entfernten malayischen (d. s. polynesischen) Inseln gelandet und empfing hier sehr eingehende Berichte über den Archipel der Molukken, wodurch in seinem Kopfe der erste Gedanke zu einer Reise erweckt wurde, die er später ausführen sollte.
    Nach Portugal heimgekehrt, erhielt er, nicht ohne Schwierigkeiten, die Erlaubniß, die Archive der Krone einzusehen, aus denen ihm bald Gewißheit darüber ward, daß die Molukken auf derjenigen Halbkugel lägen, welche durch die von den Königen Spaniens und Portugals in Tordesillas angenommene und 1494 durch Papst Alexander VI. bestätigte, sog. Demarcations-Bulle Spanien zugesprochen war.
     

    Magellan auf seiner Caravelle. (Facsimile. Alter Kupferstich.) (S. 367.)
     
    Zufolge dieser Vereinbarung, welche noch zu so erbitterten Kämpfen Anlaß geben sollte, gehörte Spanien alles Land bis dreihundertsiebzig Meilen westlich vom Meridian der Inseln des Grünen Vorgebirges, das östlich von diesem gelegene aber Portugal an.
    Magellan war viel zu thatenlustig, um lange Zeit müßig bleiben zu können. Er nahm also Kriegsdienste in Afrika, wo er bei Azamor, einer Stadt Marokkos, eine scheinbar leichte Kniewunde erhielt, in Folge der er jedoch, weil sie einen größeren Nerven verletzt hatte, sein Leben lang hinkte und bald nach Portugal zurückkehren mußte. Stolz und sich der Ueberlegenheit bewußt, die ihm seine theoretischen und praktischen Kenntnisse, sowie seine bisher geleisteten Dienste gegenüber dem Schwarm der Höflinge sicherten, mußte Magellan nur desto lebhafter die Anschuldigung bedauern, die ihm seitens des Königs Emanuel widerfuhr, in Folge gewisser Klagen der Bewohner von Azamor über die portugiesischen Officiere. Emanuel’s Vorurtheil vergrößerte sich bald zur wirklichen Abneigung. Diese äußerte sich durch die schimpfliche Behauptung, Magellan stelle sich, um widerlichen Anschuldigungen aus dem Wege zu gehen, nur so, als litte er noch von einer Wunde, welche doch längst ohne Nachwehen geheilt sei. Eine solche Schmach drückte zu schwer auf das leicht verletzbare Ehrgefühl Magellan’s; sie trieb ihn zu dem letzten schweren Entschlusse, der übrigens der Größe der erlittenen Beleidigung die Wage hielt. Um Niemand darüber in Ungewißheit zu lassen ließ er durch einen authentischen Act bekräftigen, daß er auf seine Rechte, als portugiesischer Bürger verzichte und sich in Spanien eine neue Heimat suche. Er veröffentlichte damit, so feierlich wie das eben möglich war, daß er von der Krone Castilien als Unterthan betrachtet zu sein wünsche, der er in alle Zukunft seine Dienste und sein ganzes Leben widmen wollte. Gewiß ein schwerer Entschluß, den doch Keiner zu tadeln wagte, und den, nach dem Zeugnisse Barro’s und Faria y Susa’s, selbst die rigorösesten Geschichtsschreiber jener Zeit entschuldigt haben.
    Zugleich mit ihm verließ ein anderer, an kosmographischen Kenntnissen reicher Mann, der Licenciat Ruy Faleiro, der ebenfalls beim König Emanuel in Ungnade gefallen war, Lissabon in

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