Die Entdeckung der Erde
Freiwillige war übrigens eine sehr werthvolle Erwerbung, denn er erwies sich unter allen Verhältnissen als ebenso getreuer und scharfsichtiger Beobachter, wie als anhänglicher, tapferer Gefährte. Im Gefechte bei Zebu an Magellan’s Seite verwundet, konnte er der Einladung an dem Gastmahle nicht folgen, während dessen eine so große Anzahl seiner Genossen den Tod finden sollte. Was seinen Bericht betrifft, so ist dieser, abgesehen von einigen Uebertreibungen im Geschmacke jener Zeit, ein recht verläßlicher, so daß die meisten von ihm herrührenden Beschreibungen durch die Reisenden und die gelehrten Forscher der Neuzeit, unter denen Alcide de Orbigny besonders hervorgehoben zu werden verdient, nur allseitig bestätigt werden konnten.
Nach seiner Rückkehr nach San-Lucar am 6. September 1522 legte der Lombarde, wie man ihn an Bord der, »Victoria« nannte, gleich nach Einlösung seines Gelübdes, der »Nuesta Señora de la Victoria« barfüßig seinen Dank darzubringen, Karl V. in Valladolid das vollständige Tagebuch der Reise vor. Später verfaßte er in Italien auf Grund jenes Originales, sowie vieler ergänzender Anmerkungen auf Veranlassung Papst Clemens’
VII
und des Großmeisters des Malteserordens, Villiers’ de l’Isle Adam, einen ausführlichen Reisebericht, von dem er einige gleichlautende Copien mehreren hervorragenden Persönlichkeiten, darunter auch Louise von Savoyen, der Mutter Franz’ I., zugehen ließ. Da Letztere aber, nach Harisse, dem gelehrten Herausgeber der
Bibliotheca americana vetustissima
, das von Pigafetta geschriebene Patois, eine Mischung aus der italienischen, venetianischen und spanischen Sprache, nicht verstand, so beauftragte sie einen gewissen Jacques Antoine Fabre, jenen Bericht in’s Französische zu übersetzen. Statt einer treuen Uebersetzung lieferte Fabre freilich nur eine Art Abriß. Einige Kritiker vertreten übrigens die Anschauung, daß das Original des Reiseberichtes überhaupt schon in französischer Sprache abgefaßt gewesen sei, und begründen dieselbe mit dem Vorhandensein dreier französischer Handschriften aus dem 16. Jahrhundert, welche beträchtliche Abweichungen aufweisen, und von denen zwei in der Pariser National-Bibliothek aufbewahrt werden.
Pigafetta starb zu Vicenza gegen 1534, in einem Hause der Mondstraße daselbst, das noch im Jahre 1800 zu sehen war und die bekannte Inschrift trug: »Keine Rose ohne Dornen!«
Wir halten uns im Nachfolgenden nicht ausschließlich an den Bericht Pigafetta’s, sondern haben ihn mit dem Maximilian’s des Siebenbürgen, eines Geheimschreibers Karl V., deren italienische Uebersetzung sich in der werthvollen Sammlung Ramusio’s vorfindet, verglichen.
Magellan’s Flotte bestand aus der »Trinidad« von 120 Tonnen, auf der die Flagge des Befehlshabers der Expedition aufgezogen war; der »Sante Antonio«, gleichfalls von 120 Tonnen, unter Führung Juan’s de Carthagena als zweitem Officier und mit Magellan »verbundene Person«, wie das königliche Handschreiben lautete; ferner aus der »Conception« von 90 Tonnen, Commandant Caspar de Quesada; der berühmten »Victoria« von 85 Tonnen, Commandant Luis de Mendoza, und endlich der »Santiago«, Commandant Joao Serrão, woraus die Spanier Serrano gemacht haben.
Vier unter diesen Kapitänen und alle Steuermänner waren Portugiesen. Barbosa und Gomez auf der »Trinidad«, Luis Alfonso de Goes und Vasco Gallego auf der »Victoria«, Serrão, Joao Lopes de Carvalho auf der »Conception«, Joao Rodriguez de Monfrapil auf der »Sant Antonio« und Joao Serrão auf der »Santiago« nebst fünfundzwanzig Matrosen bildeten eine Anzahl von 33 Portugiesen unter der Gesammtheit von 237 Mann, deren Namen erhalten geblieben und unter welchen auch noch andere Nationen vertreten sind.
Von den oben namentlich aufgeführten Officieren bemerken wir, daß Duarte Barbosa der Schwager Magellan’s war, und daß Estavam Gomes, der, später von Karl V. zur Aufsuchung der nordwestlichen Durchfahrt ausgeschickt, im Jahre 1524 längs der Küsten Amerikas von Florida aus bis Rhode-Island und vielleicht bis zum Cap Cot hinauf segelte, schon am 6. Mai 1521 nach Sevilla zurückkehrte, sich an dieser denkwürdigen Fahrt also nicht bis zum Ende betheiligte.
Die Expedition, zu der man alle Hilfsmittel aufbot, welche die Schifffahrtskunst jener Zeit nur besaß, war in jeder Hinsicht so vollkommen als möglich ausgerüstet. Gleich nach der Abfahrt händigte Magellan seinen Steuerleuten und
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