Die Entdeckung der Erde
erschien, da man überall Neger und Indianer nur als eine Art Thiere zu betrachten pflegte. Er bot den Beiden nämlich reichliche Geschenke an, und als er sie darüber höchst erfreut sah, brachte er auch noch Eisenringe, von der Art, wie sie für zu fesselnde Verbrecher gebraucht werden, herbei. Da sie das Eisen über Alles hochschätzten, wollten sie diese zwar gern mitnehmen, doch hatten sie die Hände nicht mehr frei. Man schlug also vor, ihnen dieselben an den Beinen zu befestigen, worauf sie ohne Mißtrauen eingingen. Die Matrosen schlossen sodann die Ringe, so daß die Wilden sich plötzlich gefesselt sahen. Nichts vermag aber eine Vorstellung von ihrer Wuth zu geben, als sie dieses eher Wilden als civilisirten Menschen zuzutrauende Verfahren wahrnahmen. Vergebens versuchte man auch noch mehrerer habhaft zu werden, und bei dieser Hetzjagd wurde einer der Spanier von einem vergifteten Pfeile verletzt, der ihn fast augenblicklich tödtete. Als unerschrockene Jäger betreiben diese Völkerschaften sehr begierig die Verfolgung der Guanaquis und anderen Wildes, denn sie sind so gefräßig, daß »was für zwanzig Matrosen zur Sättigung hinreichen würde, nur für sieben oder acht der Ihrigen genügt«.
Magellan ordnete nun, in der Voraussicht eines sich länger hinziehenden Aufenthaltes und in der Erkenntniß, daß das Land nur spärliche Hilfsmittel darbot, die vorsichtige Eintheilung der Nahrung an, wobei die Leute nur bestimmte Rationen erhielten, um den Frühling abwarten zu können, ohne geradezu Noth zu leiden, und dann nach wildreicherer Gegend weiter zu ziehen.
Unzufrieden mit der Unfruchtbarkeit der Umgebung, der langen Dauer und der Strenge des Winters, begannen die Spanier schon zu murren. Dieses Land schien sich, wie sie sagten, bis zum Südpole hin zu erstrecken und eine Meerenge in demselben nirgends vorhanden zu sein; schon waren Einzelne den harten Strapazen erlegen; mit einem Worte, sie hielten es für die höchste Zeit, wieder nach Spanien umzukehren, wenn der Commandant hier nicht seine gesammte Mannschaft umkommen sehen wollte.
Magellan, entschlossen zu sterben, oder sein Unternehmen zu Ende zu führen, antwortete, ihm habe der Kaiser die einzuhaltende Route vorgeschrieben, von der er weder abweichen dürfe noch wolle, und daß er demnach geraden Weges weiter segeln werde, bis er entweder das Ende dieses Landes oder eine dasselbe durchschneidende Meerenge gefunden habe. Wenn die Mannschaften an Nahrungsmitteln etwas Mangel litten, so stehe es ihnen ja frei, zu fischen und zu jagen, so viel sie wollten. Magellan glaubte, eine so bestimmte Erklärung werde die Unzufriedenen zum Schweigen bringen und ihm nichts mehr von Entbehrungen zu Ohren kommen, welche ihn übrigens nicht weniger trafen, als seine Leute.
Wie bitter täuschte er sich hierin! Einige Kapitäne, Juan de Carthagena voran, hatten nämlich offenbar ein Interesse daran, eine Emeute ausbrechen zu sehen.
Sie singen also an, den Haß der Spanier gegen die Portugiesen auf’s Neue zu schüren. Der zu letzteren gehörige General-Kapitän sollte sich, ihrer Behauptung nach, niemals ehrlich dem Banner Spaniens angeschlossen haben. Nur um in sein Vaterland zurückkehren zu dürfen und sein früheres Unrecht vergessen zu machen, wolle er irgend eine Heldenthat ausführen und für Portugal könne es ja nichts Günstigeres geben als den Untergang dieser schönen Flotte. Statt sie nach dem Archipel der Molukken zu bringen, den er wegen seines üppigen Reichthums so laut gepriesen habe, wolle er sie nur in die Regionen des ewigen Eises und Schnees verschleppen, wo er ihren Untergang schon herbeizuführen wissen würde; mit Hilfe der auf dem Geschwader dienenden Portugiesen werde er dann mit den Schiffen, deren er sich bemächtigen könne, nach seiner Heimat zurücksegeln.
Derartige Gerüchte und Beschuldigungen verbreiteten die Anhänger Juan’s de Carthagena, Luis’ de Mendoza und Gaspar’s de Queseda unter den Matrosen; da berief Magellan am Palmsonntag den 1. April 1520 Kapitäne, Officiere und Steuerleute zur Anhörung der Messe und zu einem nachfolgenden gemeinsamen Mittagsmahle auf sein Schiff. Alvaro de La Mesquita, ein Vetter des General-Kapitäns, und Antonio de Coca folgten nebst ihren Officieren dieser Einladung; Mendoza und Queseda, sowie natürlich auch Juan de Carthagena, der Gefangene des Letztgenannten, erschienen jedoch nicht. In der folgenden Nacht bestiegen sie mit dreißig Mann von der »Conception« die »Sant
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