Die Entdeckung der Erde
hinterlassen.
Wir können hier begreiflicher Weise nicht die Expeditionen alle einzeln aufzählen, die von Grönland aus nach den Küsten Labradors und der Vereinigten Staaten ausgeführt wurden. Diejenigen unserer Leser, welche sich hierüber eingehender zu unterrichten wünschen, verweisen wir auf die interessante Arbeit Gabriel Gravier’s, dessen vollständigstem Werke über diesen Gegenstand wir auch selbst alles auf die Fahrten der Normannen Bezügliche entlehnen.
In demselben Jahre, wo Erik der Rothe nach Grönland kam, also 983, wurde ein gewisser Hari Marson durch Sturm von der gewöhnlichen Schiffsstraße nach einem Lande verschlagen, das den Namen des Landes der weißen Menschen führt und sich, nach Rafn, von der Cheasapeak-Bai bis Florida erstreckte.
Woher stammte wohl dieser Name? Wohnten etwa hier Landsleute Marson’s schon früher? Nach den Worten der Chronik sollte man das fast voraussetzen. Es hätte offenbar ein großes Interesse, die Nationalität dieser ersten Ansiedler bestimmen zu können. Noch haben die Sagas ja nicht alle ihre Geheimnisse offenbart. Gewiß sind noch manche derselben unbekannt, und da die bis jetzt aufgefundenen alle vorher nur angenommenen Thatsachen bestätigt haben, darf man wohl die Hoffnung hegen, daß unsere Kenntnisse der isländischen Seezüge sich nach und nach vervollständigen werden.
Eisberge Grönlands. (S. 413.)
Eine andere, zum Theil freilich sehr romantische Legende, welche aber jedenfalls einen Kern von Wahrheit enthält, erzählt, daß ein gewisser Björn, der in Folge einer unglücklichen Leidenschaft Island verlassen mußte, bis über Vinland hinaus geflüchtet sei, wo man im Jahr 1027 noch einige seiner Begleiter wiedergefunden habe.
Bei einer anderen Expedition im Jahre 1051 wurde eine isländische Frau von den Skrellings erschlagen und im Jahre 1867 hat man ein Grab mit Runen-Inschrift eröffnet, in dem sich Gebeine und einzelne Toilettegegenstände vorfanden, welche jetzt im Museum zu Washington aufbewahrt werden. Diesen Fund machte man übrigens genau an derselben Stelle, welche eine, diese Vorfälle behandelnde Sage, die man 1863 entdeckte, bezeichnet hatte.
Die in Island und Grönland hausenden Normannen waren indessen auch um das Jahr 1000 nicht die einzigen Besucher der amerikanischen Küsten, wie das der Name Groß-Irland – die andere Bezeichnung für das Land der weißen Menschen – darthut. Die Geschichte Madoc-op-Owens weist nach, daß hier Irländer und Gallier Kolonien angelegt hatten, über die wir freilich nur sehr spärliche Nachrichten besitzen. Trotz aller Ungewißheit stimmen aber d’Avezai und Gaffarel über die Wahrscheinlichkeit derselben vollkommen überein.
Von der Erwähnung dieser Züge und Ansiedlungsversuche der Normannen in Labrador, Vinland und den noch südlicheren Gegenden kehren wir nun nach dem Norden zurück. Die zuerst in der Nähe des Cap Farewell gegründeten Niederlassungen verbreiteten sich bald längs der Nordküste, welche damals beiweitem nicht einen so trostlosen Charakter hatte als heute, bis in hohe Breitengrade hinauf, zu denen man erst in unseren Tagen wieder vorgedrungen ist. Zu jener Zeit betrieb man den Robben-, Walrosse-und Walfischfang noch in der Bai von Diskö, und man zählte hundertneunzig Städte in der Westerbygd neben sechsundneunzig Städten in der Esterbygd Heute erreicht die Anzahl der Niederlassungen an jenen eisigen Küsten jene frühere nicht im mindesten.
Wahrscheinlich bestanden diese Städte allerdings nur aus kleinen Gruppen von hölzernen und steinernen Häusern, deren Ruinen man vom Cap Farewell bis Uppernavik unter 72°50’ nördlicher Breite noch vielfach wiederfindet. Eine Menge Runen-Inschriften, deren Entzifferung später gelungen ist, hat jetzt über die so lange Zeit vergessenen Thatsachen völlig Licht verbreitet. Wie viele solche Spuren der Vergangenheit mögen aber noch immer zu entdecken sein! Wie viele werthvolle Zeugnisse von der Kühnheit und dem Unternehmungsgeiste der skandinavischen Race mögen wohl für immer unter den Gletscher-Riesen begraben liegen!
Man hat auch angenommen, daß selbst das Christenthum in Amerika und vorzüglich in Grönland schon Fuß gefaßt hatte. In letzterem Lande fanden auf Anordnung Papst Gregor’s IX. regelmäßige Kirchenvisitationen statt, um die neubekehrten Normannen im Glauben zu stärken und die Indianer-und Eskimostämme dem Christenthum zu gewinnen. Noch mehr; im Jahre 1865 hat Riant unwiderleglich
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