Die Entdeckung der Erde
auf öffentliche Kosten untergebracht und erhalten, die Frauen aber fanden bis auf vier oder fünf, welche den Schleier nahmen, alle Gelegenheit, sich in Manilla zu verheirathen. Doña Isabella wurde einige Zeit darauf von Quiros wieder nach Peru gebracht, wo letzterer dem Vicekönig bald den Entwurf zu einer neuen Reise unterbreitete. Luis de Valasco aber, der Nachfolger Mendoza’s, verwies den Seefahrer an den König von Spanien und den großen Rath für Indien unter dem Vorgeben, daß die Entscheidung über ein derartiges Unternehmen außer den Grenzen seiner Machtvollkommenheit liege. Quiros begab sich also nach Spanien und von da aus nach Rom, wo er beim Papste, der ihn Philipp III. auf’s wärmste empfahl, eine sehr wohlwollende Aufnahme fand. Nach zahllosen Gesuchen und Bittschriften erhielt er endlich im Jahre 1605 die Ermächtigung, in Lima zwei, seinem Urtheile nach bestgeeignete Schiffe auszurüsten, um damit den südlichen Continent aufzusuchen und Mendana’s Entdeckungen fortzusetzen. Mit zwei Schiffen und einem leichten Fahrzeuge verließ Quiros also Callao am 21. December 1605. Tausend Meilen von Peru hatte er noch keine Spur von Land wahrgenommen. Unter 25° südlicher Breite kam er in Sicht einer Gruppe kleiner Inseln, welche zu dem Gefährlichen Archipel gehörten. Jene waren die »Convercion de San Pablo«, ferner Wallis’ »Osnabrugh« und die »Decena«, so genannt, weil sie erst als das zehnte Eiland der Gruppe gesehen ward. Obwohl diese Insel wegen ihrer Uferfelsen ziemlich unzugänglich war, setzte man sich doch in Verbindung mit den Eingebornen, deren Hütten unter Palmen zerstreut nahe dem Meere lagen. Der Häuptling der hoch-und wohlgewachsenen Eingebornen trug auf dem Kopfe eine Art Krone von kleinen schwarzen, so seinen und weichen Federn, daß man dieselben für Seide gehalten hätte. Das lange blonde Haar, welches ihm bis zur Taille herabfiel, erregte die Verwunderung der Spanier. Sie konnten nicht begreifen, wie ein Mensch von schwarzbrauner Gesichtsfarbe so flachsblondes Haar haben könne, und »glaubten viel eher, daß er verheirathet sein möge und das Haar seiner Frau trüge«. Jene auffallende Haarfärbung rührte indeß nur von dem gewohnten Gebrauche des Kalkpulvers her, das die Haare bleicht und gelblich werden läßt.
Diese Insel, welche von Quiros »Sagittaria« getauft wurde, war, nach Fleurieu, die Insel Tahiti (Otaheiti), eine der bedeutendsten des Societäts-Archipels. Während der folgenden Tage entdeckte Quiros noch mehrere Inseln, an denen er jedoch nicht vor Anker ging und welche er wie die entsprechenden Kalender-Heiligen taufte, eine Gewohnheit, die die ursprünglichen Bezeichnungen zu einer wahren Litanei umgeändert hat. Unter anderen kam er auch nach einer Insel, welche er »La Gente Hermose« taufte wegen der Schönheit ihrer Bewohner, der weißen Hautfarbe und der Liebenswürdigkeit der Frauen, deren Grazie und Liebreiz nach dem Urtheile der Spanier selbst die wegen ihrer Schönheit berühmten eigenen Landsmänninnen in Lima übertreffen sollte. Diese Insel lag, nach Quiros, unter demselben Breitegrade wie Santa-Cruz, wohin er sich begeben wollte. Er segelte also nach Westen weiter und erreichte unter 10° südlicher Breite und noch achtzig Meilen östlich von Santa-Cruz eine Insel, welche die Eingebornen Taumaco nannten, jedenfalls eine der Duff-Inseln. Hier vernahm Quiros, daß er, wenn er seinen Kurs nach Süden veränderte, ein großes Land antreffen würde, wo die Menschen noch weißer seien als alle, die er bisher gesehen habe. Diese Nachricht bestimmte ihn, seinen Plan, sogleich nach Vera-Cruz zu segeln, vorläufig fallen zu lassen. Er steuerte nun also nach Südwesten und kam, nach Entdeckung mehrerer kleiner Inseln am 1. Mai 1606 in einer über acht Meilen breiten Bai an. Der zugehörigen Insel gab er den Namen »St. Esprit«, der sich auch später erhalten hat. Es war das eine der Neuen Hebriden. Ueber die etwaigen Vorkommnisse während des Aufenthaltes hierselbst schweigt der Bericht vollständig. Von anderer Seite her wissen wir aber, daß die meuterische Besatzung Quiros zum Gefangenen machte, das zweite Schiff und die Brigantine im Stich ließ und am 3. October 1606, nach neunmonatlicher Seefahrt, in Amerika wieder eintraf. Ed. Charton giebt über diese Vorfälle keinen Aufschluß. Er erwähnt nichts von einer Meuterei der Mannschaft und wälzt alle Schuld der Trennung der Schiffe auf den Befehlshaber des zweiten Fahrzeugs, Luis Vaes de
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