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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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aller Art. Bis in die letzten Jahre hatte er seiner Neigung zu beobachten gefröhnt. Nur selten besuchten je Reisende diesen ungesunden Archipel, dessen einsame Lage fremde Besucher und Eroberer abschreckte. Pyrard’s Bericht ist also ebenso lehrreich als unterhaltend zu lesen.
    Im Jahre 1607 sandte der Herrscher von Bengalen eine Flotte nach den Malediven, um dort 100 bis 120 Kanonen aufzusammeln, welche von den zahlreichen, daselbst gescheiterten portugiesischen Schiffen herrührten. Trotz der Freiheit, die man Pyrard hier gewährte, und obwohl er selbst Grundbesitz erworben, sehnte er sich nach dem Wiedersehen seiner geliebten Bretagne und ergriff also mit Eifer obige Gelegenheit, den Archipel endlich mit den einzigen drei übrigen Leuten seiner früheren Mannschaft zu verlassen. Noch sollte Pyrards Odyssee aber nicht zu Ende sein. Er wurde nämlich erst nach Ceylon geführt, dann nach Bengalen gebracht und versuchte von hier aus nach Cochin zu gelangen. In letzterer Stadt von den Portugiesen eingekerkert, verfiel er in eine Krankheit und wurde im Hospital von Goa gepflegt. Dieses verließ er nur, um zwei Jahre hindurch als Soldat zu dienen und dann wiederum gefangen gesetzt zu werden. Erst 1611 gelang es ihm, die theure Vaterstadt Laval wiederzusehen. Nach so zahlreichen Wechselfällen mußte Pyrard wohl das Verlangen nach Ruhe empfinden, und aus dem Stillschweigen der Geschichte über das Ende seines Lebens darf man wohl folgern, daß er endlich das gesuchte Glück gefunden habe.
    War der ehrenwerthe Bürger Franz Pyrard sozusagen wider Willen und nur, weil er schnell Schätze zu erwerben dachte, in eine so abenteuerliche Bahn gedrängt worden, wo er bald das Leben eingebüßt hätte, so bestimmten Pietro della Valla ganz andere, romantische Verhältnisse zu seiner Fahrt. Einer vornehmen und alten Familie entsprossen, ist er abwechselnd Soldat des Papstes und Seemann und verfolgt die Seeräuber aus der Berberei. Nach Rom zurückgekehrt, findet er seinen Platz bei einem jungen Mädchen, das er zu ehelichen gedachte, von einem Nebenbuhler eingenommen, der sich seine Abwesenheit zu Nutzen gemacht hatte. Ein so schweres Unglück verlangt ein heroisches Heilmittel. Della Balle gelobt, als Pilger Christi Grab zu besuchen. Wenn es aber, wie das Sprichwort sagt, keinen Weg giebt, der nicht nach Rom führte, so giebt es auch keinen hinreichend weiten Umweg, der nicht nach Jerusalem führte. Della Balle sollte hierzu den Beweis liefern. Er schifft sich im Jahre 1614 in Venedig ein, verbringt dreizehn Monate in Konstantinopel, gelangt auf dem Seewege nach Alexandrien, dann nach Kairo und schließt sich erst hier einer Karawane an, die ihn nach Jerusalem führt. Unterwegs scheint della Balle aber dem Reiseleben Geschmack abgewonnen zu haben, denn er besucht nun nach und nach Bagdad, Damaskus, Aleppo und dringt selbst bis zu den Ruinen von Babylon vor. Man muß annehmen, daß della Balle ein leichtes Opfer der Empfindungen seines Herzens gewesen sei, denn er verliebt sich in Mardin in eine junge Christin von außerordentlicher Schönheit und heirathet dieselbe auf der Stelle. Hiermit sollte man annehmen, habe dieser rührige Reisende sein Ziel gefunden. Mit nichten. Della Balle findet Gelegenheit, den Schah von Persien bei seinem Feldzuge gegen die Türken zu begleiten und vier Jahre hindurch die Provinzen von Iran zu durchstreifen. Er verläßt Ispahan im Jahre 1621, verliert sein Weib im December des nämlichen Jahres, läßt die Leiche einbalsamiren und führt sie im Sarge vier Jahre lang mit sich umher, während er Ormuz, die Westküsten Indiens, den Persischen Meerbusen, Aleppo und Syrien forschend durchwandert, um sich endlich 1626 nach Neapel einzuschiffen.
    Dieser sonderbare Schwärmer, den eine wahre Reisewuth beseelte, beschreibt die von ihm besuchten Länder in gewandtem, natürlichem Style und selbst mit einer gewissen Treue. Er eröffnet freilich auch den Schwarm der Vergnügungsreisenden, Neugierigen und Kaufleute als der Erste jener fruchtbaren Race von Touristen, welche die geographische Literatur alljährlich um so und so viele Bände anschwellen machen, aus denen der Gelehrte nur mit größter Mühe einzelne gereifte Körnchen herausliest.
    Tavernier ist ein unersättlicher Neugieriger. Mit zweiundzwanzig Jahren durchwandert er Frankreich, England, die Niederlande, Deutschland, die Schweiz, Polen, Ungarn und Italien. Später, da Europa seiner Neugierde hinreichende Nahrung nicht mehr bietet, bricht er nach

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