Die Entdeckung der Erde
Torres, der seinen Vorgesetzten verlassen habe, indem er sich von St. Esprit entfernte. Dagegen weiß man aus einem Briefe Torres’ an den König von Spanien – veröffentlicht von Lord Stanley am Schlusse seiner englischen Ausgabe von A. de Morga’s Geschichte der Philippinen, – daß er Quiros »vierzehn Tage lang« in der Bai St. Philipp und St. Jacques erwartete. Die zu einer Berathung versammelten Officiere beschlossen dann, am 26. Juni, die Anker zu lichten und die Aufsuchung des südlichen Continents fortzusetzen. Aufgehalten durch schlechte Witterung, die ihn an der Rundfahrt um die Insel St. Esprit verhindert, und bestürmt von einer immer zur Meuterei bereiten Mannschaft, beschließt Torres, nach Nordosten zu segeln, um nach den spanischen Inseln zu gelangen. Unter 11 1 / 2 ° südlicher Breite entdeckt er ein Land, das er für den Anfang von Neu-Guinea hält. »Dieser ganze Landstrich, sagt Torres, gehört zu Neu-Guinea; er ist von Indianern bewohnt, die nicht ganz weiß sind und nackt gehen, bis auf einen Schurz aus Baumrinde…. Sie fechten mit Wurfspießen, Schilden und steinernen Keulen, welche Waffen alle mit schönen Federn reich verziert sind. Längs dieses Landes hin liegen noch andere bewohnte Inseln. An der ganzen Küste finden sich zahlreiche, geräumige Häfen, sehr breite Ströme und ausgedehnte Ebenen. Vor den Inseln erheben sich Felsenriffe mit Untiefen in der Umgebung, zwischen denen und dem Festlande oft nur eine schmale Fahrstraße hindurchführt. Wir ergriffen von den Häfen im Namen Eurer Majestät Besitz… Dreihundert Meilen weit segelten wir längs der Windungen dieser Küste hin, wobei unsere Breitenposition um 2 1 / 2 ° abnahm, bis wir unter 9° südlicher Breite anlangten; hier trat eine, neben dem Ufer auf 7 1 / 2 ° Länge hinlaufende, drei bis neun Faden lange Sandbank auf. Da wir in Folge zahlloser Untiefen und mächtiger Gegenströmungen nicht weiter vorwärts dringen konnten, beschlossen wir, nach Südwesten durch den obenerwähnten, bis zum 11. Grade reichenden, tiefen Kanal umzukehren. Von dem einen Ende desselben zum anderen reicht ein Archipel unzähliger Inseln, den ich durchschiffte. An der unteren Grenze des 11. Grades wird der Grund des Meeres tiefer. Hier lagen mehrere sehr große Inseln, an die sich nach Süden zu noch weitere anzuschließen schienen; sie waren von schwarzen, sehr kräftigen und gänzlich nackt gehenden Stämmen bewohnt, die als Waffen lange und starke Lanzen, Pfeile und roh bearbeitete Steinkeulen führten.«
Die neueren Geographen stimmen überein, unter den oben geschilderten Gegenden den Theil der australischen Küste zu verstehen, welche in der, neuerdings vom Capitän Moresby besuchten Halbinsel York mit der südlichsten Spitze von Guinea ziemlich zusammentrifft. Man wußte zwar, daß Torres auch in die, später seinen Namen führende Meerenge zwischen Cap York und Neu-Guinea eingelaufen war; die neueste Erforschung des südlichen Theiles von Neu-Guinea aber, wo man eine verhältnißmäßig hellfarbige Bevölkerung antraf, die sich von den Papuas sehr wesentlich unterscheidet, hat jenen Entdeckungen Quiros’ eine unerwartete Verläßlichkeit verliehen. Deshalb verweilten wir, gestützt auf eine, in den Jahresberichten der Geographischen Gesellschaft in Paris erschienene, sehr gelehrte Arbeit E. T. Hampy’s, bei denselben etwas ausführlicher.
Wir erwähnen nun mit einigen Worten derjenigen Reisenden, welche sich jener Zeit in weniger besuchten Gegenden bewegt haben und ihren Zeitgenossen verläßlichere Kenntniß von einer bis dahin fast unbekannten Welt verschafften. Der Erste derselben ist Franz Pyrard aus Laval. Dieser schiffte sich im Jahre 1601 in St.-Malo ein, um in Indien Handelsgeschäfte zu betreiben, litt dabei aber beim Archipel der Malediven Schiffbruch. Diese, in der Anzahl von mindestens 12.000 längs der Malabar-Küste verstreuten Eilande oder Atolls ziehen sich im Indischen Ocean vom Cap Camorin bis zum Aequator hinab. Pyrard erzählt uns seinen Schiffbruch, die Flucht eines Theiles seiner auf dem Archipel gefangenen Gefährten und seinen sieben Jahre langen Aufenthalt auf den Malediven, den er sich jedoch durch das fleißige Studium der malayischen Sprachen fast angenehm zu machen wußte. Dabei gewann er auch die Zeit, sich über die Sitten, Gewohnheiten, die Religion und Gewerbsthätigkeit der Einwohner zu unterrichten und die Producte und das Klima des Landes zu studiren. Sein Bericht strotzt denn auch von Details
Weitere Kostenlose Bücher