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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Konstantinopel auf, wo er ein Jahr verweilt, geht hierauf nach Persien, wo die Gelegenheit und »irgend ein Teufel, der ihn drängt«, ihn veranlaßt, Tapeten, Webstoffe, kostbare Steine und tausenderlei Kleinigkeiten einzukaufen, für welche sich bald eine leidenschaftliche Liebhaberei entwickelte, so daß man dieselben mit wirklich fabelhaften Summen bezahlte. Den Gewinn, den Tavernier an seiner heimgebrachten Ladung machte, veranlaßte ihn zu einer zweiten Reise. Als vorsichtiger und kluger Mann erwarb er sich aber vorher bei einem Juwelier die nöthige Kenntniß der Edelsteine. Auf vier, einander folgenden Reisen, in der Zeit von 1638 bis 1663, zog er durch Persien, die Mongolei und Indien bis zu den Grenzen Chinas und nach den Sunda-Inseln. Durch die Reichthümer, welche seine Handelsthätigkeit ihm erworben, verblendet, begann Tavernier nun den großen Herrn zu spielen, sah sich da aber bald am Ende seiner Mittel. Jetzt suchte er seinen Ruin dadurch aufzuhalten, daß er einen seiner Neffen mit beträchtlicher Fracht nach dem Morgenlande sendete; der junge Mann trug aber nur noch mehr dazu bei, da er es für weit vortheilhafter ansah, die ihm anvertrauten Waaren in seinem Nutzen zu verwenden und sich in Ispahan niederzulassen. Der von jeher gut unterrichtete Tavernier hat eine große Menge interessanter Beobachtungen über Geschichte, Erzeugnisse, Sitten und Gebräuche der von ihm besuchten Länder gesammelt.
     

    Johannes Chardin. (Facsimile. Alter Kupferstich.) (S. 523.)
     
    Seine Berichte trugen wesentlich dazu bei, den Zeitgenossen eine richtigere Vorstellung als die allgemein gebräuchliche von dem Morgenlande zu geben.
    Hierher wenden sich übrigens, welches Ziel sie auch verfolgen, wenigstens aus Frankreich alle Reisenden während der Regierung Ludwig’s XIV. Afrika wird dabei vollständig vernachlässigt, und wenn Amerika jetzt der Schauplatz ernsterer Forschung wird, so geschieht das doch ohne Beihilfe irgend einer Regierung.
    Während Tavernier seine letzten weiten Excursionen vollendete, durchwanderte ein hervorragender Archäolog, Jean de Thévenot, ein Neffe Melchisedec Thévenot’s, des Gelehrten, dem man die Veröffentlichung einer interessanten Serie von Reisen verdankt, zuerst Europa und ging dann nach Malta, Konstantinopel, Egypten, Tunis und wieder nach Italien. Im Jahre 1661 brachte er eine umfangreiche Sammlung von Denkmünzen und Monumenten-Inschriften mit heim, welche heutzutage für den Geschichtsschreiber und Sprachforscher von so wichtiger Bedeutung sind. Im Jahre 1664 reiste er von Neuem nach der Levante ab, besuchte Persien, Bassorah. Surate und Indien, wo er nach Masulipatam, Borampur, Aurengabad und Golconda kam. Die ausgestandenen Strapazen vereitelten aber seine Rückkehr nach Europa und er starb schon 1667 in Armenien. Seine Berichte welche sich durch die Sorgfalt und Genauigkeit eines Reisenden auszeichneten, der den Mittelschlag der Zeitgenossen durch seine Kenntnisse der Geschichte, Geographie und Mathematik beiweitem überragte, erfreuten sich auch eines ganz bedeutenden Erfolges.
    Wir haben nun des liebenswürdigen Bernier Erwähnung zu thun, des »schönen Philosophen«, wie er in einem geistreichen, seinen Cirkel genannt wurde. In demselben trafen sich Ninon und La Fontaine, Madame de la Sablière, St. Ephremont und Chapelle, abgesehen von anderen Schöngeistern, Alle aber erklärte Feinde der erzwungenen Förmlichkeit, welche damals in der Umgebung Ludwig’s XIV. das Uebergewicht hatte. Auch Bernier konnte dem Reisefieber nicht entgehen. Nachdem er Syrien und Egypten oberflächlich gesehen, hielt er sich zwölf Jahre lang in Indien auf, wo ihm seine hervorragenden Kenntnisse in der Heilkunde die Gunst des großen Aureng-Zeb erwarben und ihm Gelegenheit boten, das damals in vollster Blüthe stehende Reich eingehend und fruchtbringend in Augenschein zu nehmen.
    Im Süden von Hindostan barg Ceylon noch immer für die Forschungsreisenden so manche Ueberraschung in seinem Schoße. Robert Knox, der von Eingebornen gefangen wurde, verdankte es diesem traurigen Umstande, lange Zeit in dem Lande zu verweilen und über die unendlichen Wälder Ceylons, sowie über dessen wilde Volksstämme die ersten verläßlichen Kenntnisse zu sammeln. Die Holländer hatten bis dahin, in Folge von commercieller Eifersüchtelei, von der sie ja nicht das einzige Beispiel bieten, alle Nachrichten verheimlicht, welche sich auf die Insel bezogen, aus der sie eine Kolonie ihres Reiches zu bilden

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