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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gedachten.
    Noch ein Kaufmann tritt hier auf die Scene. Eifersüchtig auf die Erfolge Tavernier’s, wollte Jean Chardin, Sohn eines reichen Pariser Juweliers, ebenfalls sein Glück durch den Handel mit Diamanten machen. Die Länder, welche auf diese Kaufleute den unwiderstehlichsten Reiz ausübten, waren diejenigen, deren Reichthum und Wohlstand sprichwörtlich geworden waren, nämlich Persien und Indien, mit ihren kostbaren, von Edelsteinen und Gold glitzernden Trachten und ihren Bergwerken mit fabelhaft großen Diamanten. Der Besuch dieser Länder erschien eben sehr zeitgemäß. Durch die mongolischen Kaiser entwickelten sich Kultur und Kunst, Moscheen, Paläste, Tempel stiegen empor, ganze Städte erwuchsen plötzlich aus der Erde. Ihr so eigenartiger, von dem unserigen abweichender Geschmack tritt ebenso in der Errichtung riesiger Bauwerke zu Tage, wie in der Begünstigung der Bijouterie-und Goldschmiedearbeiten, der Herstellung jener kostbaren Nichtse, welche im Morgenlande zur leidenschaftlichen Mode wurden. Chardin erwühlte sich gleichzeitig einen sachkundigen Geschäftstheilnehmer. Zuerst zieht er, um nach Ormuz zu gelangen, rasch durch Persien und schifft sich hier nach Indien ein. Im folgenden Jahre nach Ispahan zurückgekehrt befleißigt er sich des Studiums der Landessprache, um seine Geschäfte direct und ohne Zwischenhändler abschließen zu können. Er hat das Glück, dem Schah Abbas II. zu gefallen. Nun ist er ein gemachter Mann, der überall das beste Ansehen genoß und dem sich dieselben Quellen wie seinem Souveräne willig öffneten. Chardin besitzt aber auch ein anderes wirkliches Verdienst. Er verstand eine beträchtliche Menge Nachrichten zu sammeln über die persische Regierung, die Sitten, Glaubenslehren, Städte und Bewohner dieses Landes, welche seinem Berichte noch heute den Werth eines Wegweisers für Reisende verleihen. Diese Arbeit erhält dadurch noch einen höheren Werth, daß Chardin sich bemühte, in Konstantinopel einen geschickten Zeichner, Namens Grelot, zu gewinnen, der Denkmäler, Städte, Volksscenen, Trachten, Ceremonien, kurz Alles, was Charron das Alltagsleben eines Volkes nannte, bildlich darstellte.
    Als Chardin im Jahre 1670 nach Frankreich zurückkehrte, hatten die Wiederaufhebung des Edicts von Nantes und die barbarischen Verfolgungen der Protestanten eine Menge Künstler aus der Heimat vertrieben, die nun die Fremde mit den Werken ihres Geistes und ihrer Hände bereicherten. Chardin, als Protestant, begriff leicht, daß ihn hier sein Bekenntniß hindern werde, zu Ehren und Ansehen zu gelangen. Da man nun, wie er sich ausdrückt, »hier nicht die Freiheit besitzt, zu glauben, was man will«, so beschloß er, nach Indien zurückzukehren, wo es ihm »ohne Wechsel seiner Religion« nicht fehlen könne, eine ehrenvolle Stellung einzunehmen. Damals herrschte im Oriente demnach eine ausgedehntere Gewissensfreiheit als in Frankreich. Dieser ‘Ausspruch seitens eines Mannes, der ja selbst in der Lage war, Vergleiche zu ziehen, macht dem Enkel Heinrich’s IV. freilich keine besondere Ehre.
    Diesmal schlug Chardin aber nicht seinen gewöhnlichen Weg ein. Er ging über Smyrna und Konstantinopel, segelte durch das Schwarze Meer und landete in Pilgerkleidung in der Krim. Auf seinem Zuge durch die kaukasischen Gebiete fand er Gelegenheit, die Abkasen und Cirkassier näher kennen zu lernen. Dann begab er sich nach Mingrelien, wo er eines Theiles der aus Europa mitgebrachten Kostbarkeiten, seines Reisegepäckes und aller Papiere beraubt wurde. Er selbst entschlüpfte nur, Dank der Theatinermönche, bei denen er gastliche Aufnahme fand. Später fiel er dafür freilich in die Hände von Türken, die ihm ein schweres Lösegeld auferlegten. Nach manchen anderen Unfällen langte er am 17. December 1672 in Tiflis an. Da Georgien damals unter der Herrschaft eines Tributärfürsten des Schahs von Persien stand, war es ihm nun leicht, Erivan, Tauris und endlich Ispahan zu erreichen.
    Nach vierjährigem Aufenthalte in Persien und einer letzten Reise nach Indien, auf der er ein sehr beträchtliches Vermögen erwarb, kehrte Chardin nach Europa zurück und ließ sich in England nieder, da ihm das Vaterland seines Glaubensbekenntnisses wegen verschlossen war.
    Sein Reisetagebuch bildet ein umfangreiches Werk, in dem Alles, was auf Persien Bezug hat, ausführlich dargestellt ist. Sein langer Aufenthalt im Lande und der Umgang mit hochstehenden Personen gaben ihm Gelegenheit, zahlreiche,

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