Die Entdeckung der Erde
authentische Documente zu erlangen. Ja, man kann sagen, daß Persien im 17. Jahrhundert besser bekannt war als hundert Jahre später.
Die Gebiete, welche Chardin besucht hatte, sah ein holländischer Maler, Corneille de Bruyn oder Le Brun, einige Jahre später wieder. Der Vorzug seines Werkes beruht in der Schönheit und Genauigkeit der Zeichnungen, welche den Text veranschaulichen, denn in letzteren findet sich nichts Neues, was nicht schon vorher bekannt gewesen wäre, höchstens einige Nachrichten über die Samojeden, die er zuerst besuchte.
Endlich erwähnen wir des Westfalen Kämpfer, eigentlich eines, wegen seines langen Aufenthaltes in Skandinavien naturalisirten Schweden. Hier lehnte er eine ihm angebotene, glänzende Stellung ab, um als Secretär einen Gesandten zu begleiten, der sich nach Moskau begab. Dabei sah er die wichtigsten Städte Rußlands, das damals kaum in die Wege der abendländischen Civilisation einlenkte; später ging er nach Persien, wo er seinen Gesandten Fabricius verließ, um in den Dienst der holländisch-indischen Compagnie zu treten und seine Reisen fortsetzen zu können. Er kam nun zuerst nach Persepolis, Schiras und Ormuz am Persischen Meerbusen, wo er schwer erkrankte und sich im Jahre 1688 nach Indien einschiffte. Später besuchte er das Glückliche Arabien, Indien, die Malabarküste, Ceylon, Java, Sumatra und Japan, wobei er ausschließlich wissenschaftliche Zwecke verfolgte. Als Mediciner, der sich jedoch mehr mit den Naturwissenschaften beschäftigte, sammelte, beschrieb, zeichnete und trocknete Kämpfer eine beträchtliche Zahl in Europa bisher unbekannter Pflanzen, lieferte Angaben über deren pharmaceutische oder industrielle Verwendung, und brachte ein ungeheures Herbarium zusammen, das noch heutzutage im British Museum zu London aufbewahrt wird. Der interessanteste Theil seiner heute veralteten und seit der Eröffnung des Landes für die Gelehrten der Jetztzeit lückenhaften Reisebeschreibung ist derjenige, welcher sich auf Japan bezieht. Er hatte sich dazu die nöthigen, geschichtlichen, literarischen und wissenschaftlichen Hilfsquellen des Landes zu eröffnen gewußt, als er bei gewissen Persönlichkeiten, deren Wohlwollens er sonst sicher war, die ihm erwünschten Nachrichten nicht zu erhalten vermochte, welche man Fremden stets streng vorzuenthalten pflegte.
Sind nun auch die Reisenden, welche wir im Vorhergehenden aufführten, nicht eigentlich als Entdecker zu betrachten und erforschten sie keine vorher unbekannten Länder, so kommt ihnen doch Allen, je nach Geschick und Wissen, das Verdienst zu, zur besseren Kenntniß der von ihnen besuchten Länder beigetragen zu haben. Dabei haben sie auch in das Gebiet der Fabeln die oft wunderbaren Dinge verwiesen, welche frühere, minder aufgeklärte Reisende für Wahrheit genommen hatten, und welche so sehr in das Bewußtsein der Allgemeinheit übergegangen waren, daß gar Niemand daran dachte, sie zu bezweifeln.
Ihnen verdankt man eine genauere Kenntniß der Geschichte des Morgenlandes; man erlangte durch sie eine Ahnung von den Völkerwanderungen und von den Vorgängen in jenen großen Reichen, deren Existenz so lange Zeit als problematisch gegolten hatte.
Sechstes Capitel.
I.
Die Freibeuterei im großen Style
William Dampier oder der König des Meeres im 17. Jahrhundert.
Geboren zu East Tocker im Jahre 1652, sah sich Dampier durch den vorzeitigen Tod seiner Eltern schon in der Kindheit auf sich selbst angewiesen. Ohne große Vorliebe für geistige Anstrengung, zog er es vor, durch die Wälder zu streifen und sich mit seinen Kameraden herumzuschlagen, als ruhig auf der Schulbank zu sitzen. In zartem Alter kam er als Schiffsjunge auf ein Handelsschiff, machte auf demselben eine Reise nach Neufundland und eine Fahrt nach Ostindien mit und trat dann in die Kriegsmarine ein;. bei einem Gefechte verwundet, kehrte er zu seiner Wiederherstellung nach Greenwich zurück. Ohne sich viel um das früher eingegangene Engagement zu kümmern, reiste er, nachdem er das Militärhospital verlassen, als Verwalter einer Plantage nach Jamaica ab. Hier merkte er aber zu bald, daß er zu einem solchen Geschäfte nicht tauge. Nach Verlauf von sechs Monaten verließ er seine Neger und schiffte sich nach der Campeche-Bai ein, wo er drei Monate lang mit der Einbringung von Farbholz beschäftigt war.
Japanischer Krieger. (Facsimile. Alter Kupferstich.)
Später findet man ihn wieder in London; die Gesetze aber und die bestellten
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