Die Entdeckung der Erde
glaubte. Unsere Abenteurer langten also in Guaham an, besaßen aber nur für drei Tage Lebensmittel. Die Matrosen waren im Falle einer noch längeren Dauer der Fahrt übereingekommen, nach und nach Alle aufzuzehren, die sich für diese Fahrt erklärt hatten, und mit dem Kapitän anzufangen, von dem der Vorschlag dazu ausgegangen war. Dampier sollte gleich nach diesem an die Reihe kommen. »So erklärt es sich, sagt er scherzend, daß Sven, nachdem sie bei Guaham vor Anker lagen, ihn umarmend mit den Worten anredete: »Ah, Dampier, Sie hätten auch eine schlechte Mahlzeit abgegeben!« Er hatte damit wohl recht, fügt er hinzu, denn ich war dürr und fleischarm, er aber dick und fett.« Mindamar, Manilla, einzelne Küstenstrecken von China, die Molukken Neu-Holland und die Nicobaren-Inseln, das waren die Punkte, welche Dampier bei dieser Fahrt besuchte und plünderte. Im letzteren Archipel trennte er sich von seinen Gefährten und kam halbtodt am Gestade von Sumatra an.
Bei dieser Fahrt entdeckte Dampier mehrere bisher unbekannte Inseln und vorzüglich die Baschi-Gruppe. Kaum wieder hergestellt, durchstreifte er als geborner Abenteurer das südliche Asien, Malakka, Tonkin, Madras und Bencoulen, wo er als Artillerist in englische Dienste trat. Fünf Monate später desertirte er und kehrte nach London zurück. Der Bericht seiner Abenteuer und seiner Kreuz-und Querzüge erwarb ihm in der höchsten Gesellschaft gewisse Sympathien und er wurde dem Lord der Admiralität, dem Grafen von Oxford, vorgestellt. Sehr bald übertrug man ihm das Commando über ein Schiff, den »Roebuck«, um auf eine Entdeckungsreise in den ihm schon bekannten Meeren auszuziehen. Am 14. Januar 1699 verließ er England und beabsichtigte, durch die Magellan-Straße oder um das Feuerland herum zu gehen, um nach denjenigen Gegenden des Pacifischen Oceans zu segeln, welche noch am seltensten besucht worden waren. Nach Passirung des Aequators am 10. März steuerte er nach Brasilien, wo er neuen Proviant einnahm. Jetzt gelang es ihm aber auf keine Weise, sich längs der Küste Patagoniens zu halten, sondern er wurde durch anhaltendes stürmisches Wetter bis sechszehn Meilen südlich vom Cap der Guten Hoffnung verschlagen, von wo aus er einen Kurs nach Südsüdosten, in der Richtung nach Neu-Holland einschlug. Diese lange Ueberfahrt ging ohne Zwischenfall von statten. Am 1. August bekam Dampier Land in Sicht und suchte sofort einen Hafen, um daselbst vor Anker zu gehen. Fünf Tage später lief er in der Seehunds-Bai, an der Westküste Australiens an’s Ufer, fand aber nur ein höchst unfruchtbares Land ohne Wasser und Pflanzenwuchs. Bis zum 31. August folgte er der Küste, ohne zu finden, was er suchte. Bei Gelegenheit einer Landung bestand er ein leichtes Scharmützel mit einigen Eingebornen, welche in dem Lande nur sehr dünn gesäet schienen. Ihr Häuptling war ein junger Mann von mittlerer Größe, doch von lebhaftem, gewandtem Wesen; um seine Augen zog sich ein einzelner weißer Streifen, und ein gleichfarbiger Strich reichte von der Stirn bis zur Nasenspitze herab; ebenso erschienen Brust und Arme zebraartig gestreift. Seine Begleiter hatten schwarze Haut, ein wildes Aussehen, krause Haare und eine hohe, wohlproportionirte Gestalt.
Während fünf langer Wochen, in denen er sich stets dicht bei dem Lande aufhielt, fand Dampier weder Wasser noch Lebensmittel, dennoch wollte er den Versuch nicht aufgeben und segelte wieder längs der Küste nach Norden hinauf. Zuletzt zwangen ihn doch die häufigen Untiefen und der beginnende Nordwest-Mousson, seine Absicht fallen zu lassen, nachdem er mehr als dreihundert Meilen von dem australischen Festlande entdeckt hatte. Nun begab er sich nach Timor, wo er auszuruhen und seine von der langen Fahrt erschöpfte Mannschaft sich erholen zu lassen gedachte. Hier kannte er aber die Meerverhältnisse zu wenig, und auch seine Karten erwiesen sich als viel zu mangelhaft. Er mußte sich also darauf einlassen, vorsichtig sein Fahrwasser zu untersuchen, als ob die Holländer sich hier nicht schon vor langer Zeit ansässig gemacht hätten. So entdeckte er z. B. zwischen Timor und Anamabar einen Sund an der Stelle, wo seine Karten nur eine Bai verzeichnet enthielten. Das Eintreffen Dampier’s in einem Hafen, den sie klein kannten, verwunderte und beunruhigte die Holländer sehr ernsthaft. Sie glaubten, die Engländer hätten dazu nur durch Entwendung von Karten aus einem Schiffe ihrer Nation gelangen können. Zuletzt
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