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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wirklich alle von ihm beschriebenen Länder und Städte besucht oder nur gesehen hat? Sicher nicht; auch ist in der von ihm dictirten und von Rusticien aus Pisa französisch niedergeschriebenen Erzählung seiner Reise ausdrücklich ausgesprochen ».daß Marco Polo, ein gelehrter und vornehmer Venetianer, alles dieses mit eigenen Augen sah oder, was er nicht selbst sah, doch aus dem Munde glaubwürdiger und wahrheitsliebender Männer hörte«. Wir fügen jedoch gleich hier die Bemerkung bei, daß der größte Theil der von Marco Polo erwähnten Königreiche und Städte wirklich von ihm selbst besucht wurde. Wir folgen also seinem Berichte und bezeichnen nur das ausdrücklich, was der berühmte Reisende selbst erst vom Hörensagen mittheilt, während der Ausführung der wichtigen Missionen, mit denen ihn der Kaiser Kublaï-Khan betraute. Bei der zweiten Reise hielten die Venetianer nicht dieselbe Route ein, der sie gefolgt waren, als sie sich zum ersten Male zum Kaiser von China begaben Sie waren damals an der Nordseite der Himmlischen Berge oder des Gebirges Thian-chan-pe-lu dahingegangen, was ihren Weg nicht wenig verlängerte. Diesmal hielten sie sich an der Südseite jener Berge, doch brauchten sie trotz der geringeren Länge dieses Weges nicht weniger als dreiundeinhalb Jahr, da sie von häufigen Regen und Ueberschwemmungen der großen Flüsse zurückgehalten wurden. Dieser Reise kann Jedermann auf einer Karte von Asien leicht nachgehen, denn wir haben im Folgenden an Stelle der alten Namen Marco Polo’s überall die Bezeichnungen der modernen Geographie eingesetzt.
II.
    Klein-Armenien. – Groß-Armenien. – Der Berg Ararat. – Georgien. – Mossul, Bagdad, Bassorah, Tauris. – Persien. – Die Provinz Kirman. – Comadi. – Ormuz. – Der Alte vom Berge. – Cheburgan. – Balaï. – Kaschmir. – Kaschgar. – Cambaluc, jetzt Peking. – Die Feste des Kaisers. – Seine Jagden. – Beschreibung von Peking. – Die Münze und die chinesischen Banknoten. – Die Posten des Kaiserreichs.
     
    Marco Polo verließ die Stadt Issus und schildert Klein-Armenien als ein sehr ungesundes Land, dessen früher kräftige Einwohner jetzt zurückgekommen und elend sind und nur noch Talent zum unmäßigen Trinken haben. Der Hafen von Issus dagegen ist der Lagerplatz der kostbarsten Erzeugnisse Asiens und das Stelldichein der Kaufleute aller Länder. Von Klein-Armenien wendet sich Marco Polo nach Turkomanien, dessen verwilderte Stämme die prachtvollen Weiden ausnützen, indem sie weitberühmte Pferde und Maulesel züchten. Die Arbeiter in den Städten zeichnen sich in der Herstellung von Tapeten und Seidenstoffen aus. Groß-Armenien, welches Marco Polo von hier aus kennen lernte, bietet im Sommer einen sehr geeigneten Lagerplatz für tatarische Heerhaufen. Dort sah der Reisende den Berg Ararat, auf dem nach der Sündfluth die Arche Noah’s sitzen blieb, und er führt von den an das Kaspische Meer grenzenden Gebieten an, daß sie reich an Naphta-Quellen seien, welche sehr intensiv ausgebeutet würden.
    Marco Polo verließ Groß-Armenien und wendete sich gegen Nordwesten nach Georgien, ein Königreich, das den südlichen Abhang des Kaukasus einnimmt und dessen alte Könige, der Sage nach, »mit dem Bilde eines Adlers auf der rechten Schulter« zur Welt kamen. Die Georgier sind seiner Meinung nach gute Bogenschützen und treffliche Krieger. Die Gewerbetreibenden des Landes verfertigen wunderschöne Seiden-und Goldstoffe. Dort finden sich der vier Stunden lange, zwischen dem Fuße des Kaukasus und dem Kaspischen Meere hinführende Engpaß, den die Türken das eiserne Thor, die Europäer den Paß von Derbent nennen, und jener geheimnißvolle See, in dem, wie man sagt, Fische nur an Fasttagen gefangen werden.
    Von dieser Stelle aus stiegen die Reisenden nach dem Königreiche von Mossul hinab und erreichten die gleichnamige Stadt am Ufer des Tigris und nach dieser Bagdad, wo der Kalif aller Sarazenen seinen Sitz hat. Marco Polo erzählt hier die Erorberung Bagdads durch die Tataren im Jahre 1255 und erwähnt auch eine wunderbare Geschichte zur Bekräftigung jenes christlichen Glaubenssatzes, daß der Glaube Berge versetzen könne; dann giebt er für Kaufleute den Weg an, der von dieser Stadt aus nach dem Persischen Golfe führt und den man auf dem Flusse über Bassorah durch das Land der Datteln in achtzehn Tagen zurücklegen kann.
    Von hier aus bis Tauris, eine persische Stadt in der Provinz Adzerbraïdjan, bietet der Bericht

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