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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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damals der Hauptstadt von ganz Tangut. Es war jene eine sehr hervorragende Stadt, bewohnt von reichen heidnischen Häuptlingen, welche der Vielweiberei huldigen und meist ihre Cousinen oder »die Frau ihres Vaters« heirathen. Hier wohnten die drei Venetianer ein ganzes Fahr lang. Man begreift also leicht, daß ihre Reise nach Central-Asien unter Berücksichtigung solcher Aufenthalte und ihrer Gewohnheit, gern Abstecher vom Wege zu machen, mehr als drei Jahre in Anspruch nehmen konnte.
    Als Marco Polo Kan-tcheou verließ, mußte er zwölf Tage lang reisen, bis er in Etzina, an der Grenze einer Sandwüste, eintraf. Auch hiermit machte er wiederum einen Umweg, da er zu weit nach Norden hinauf kam; er hatte sich aber einmal vorgenommen, das berühmte Caracorum, die Hauptstadt der Tataren, zu besuchen, in welcher Rubruquis im Jahre 1254 gewohnt hatte.
    Marco Polo besaß gewiß sozusagen das Zeug zu einem Entdeckungsreisenden, denn er scheute vor keiner Anstrengung zurück, wenn es galt, seine geographischen Kenntnisse zu erweitern. So mußte er, um jene Tatarenstadt zu erreichen, vierzig Tage lang durch eine häuser-und menschenleere Wüstenei wandern.
    Endlich erreichte er Caracorum, eine Stadt, deren Umfang volle drei Meilen betrug. Nachdem er sich lange in dem Hauptorte des mongolischen Reiches aufgehalten, wurde dieser durch Gengis-Khan, einem Vorfahren des heutigen Kaisers, erobert, und Marco Polo macht bei dieser Gelegenheit eine historische Digression, in der er über die Kämpfe des Tataren-Helden gegen den berüchtigten Priester Johann, der das ganze Land seiner Herrschaft unterworfen hatte, Bericht erstattet.
    Nochmals nach Kan-tcheou zurückgekehrt, wanderte Marco Polo fünf Tage hindurch nach Osten und gelangte nach der Stadt Erginul, wahrscheinlich identisch mit Liang-tcheu. Von hier aus machte er, um Signan-fu kennen zu lernen, einen kleinen Umweg nach Süden, wo er wilde Ochsen, so groß wie Elephanten, weiden sah, neben jenen kostbaren ziegenartigen Thieren, welche den Namen Bisamhirsche erhalten haben. Nun zogen die Reisenden wieder nach Liang-tcheu hinauf und nach Osten weiter, wo sie in acht Tagen Cialis erreichten, eine Stadt, in der man aus Kameelhaaren die schönsten Camelots der Welt herstellt, und dann in der Provinz Tendur die Stadt gleichen Namens, in welcher ein dem Groß-Khan unterworfener Abkömmling des Priesters Johann residirte. Es war das ein gewerbfleißiger und handelsthätiger Ort. Mit einem Winkel nach Norden begaben sich die Venetianer über Sinda-cheu jenseits der großen chinesischen Mauer bis nach Ciacannor, jedenfalls Tsaan-Balgassa, eine hübsche Stadt, wo der Kaiser gern residirt, wenn er sich dem Vergnügen der Falkenjagd hingeben will, denn Kraniche. Störche, Fasanen und Rebhühner giebt es hier in erstaunlicher Menge.
    Von Ciacannor aus erreichten Marco Polo, sein Vater und sein Onkel nach drei Tagereisen die Stadt Ciandu, das heutige Chang-tu, welches an anderen Stellen des Berichtes Clemen-fu genannt wird. In der hier befindlichen Sommerresidenz Kublaï-Khans, welche nördlich der großen Mauer, im Norden von Cambulac, das jetzt unter dem Namen Peking die Hauptstadt des ganzen Reiches geworden ist, liegt, wurden die päpstlichen Gesandten empfangen. Der Reisende spricht wenig von der ihm zu Theil gewordenen Aufnahme, doch beschreibt er sehr eingehend den Palast des Khans als einen großen Bau von Quadersteinen und Marmor, dessen Gemächer alle über und über mit Gold bedeckt sind. Dieser Palast ist inmitten eines von Mauern umgebenen Parkes erbaut, in dem sich Menagerien und Springbrunnen befinden, und sogar ein ganzes Gebäude ans Rosenstöcken, welche so dicht verflochten sind, daß kein Wasser hindurchdringen kann; es war das ein Kiosk, der vollständig entfernt werden konnte, und den der Khan während der Monate Juni, Juli und August, d. h. während der schönen Jahreszeit, bewohnte. Diese Jahreszeit mußte freilich schön sein, denn nach Aussage Marco Polo’s hatten sich die stets um ihren Herrn befindlichen Astrologen verpflichtet, durch ihre Zauberformeln jeden Regen, Nebel oder sonstiges schlechtes Wetter zu zerstreuen. Der venetianische Reisende scheint wirklich an der Macht dieser Magiker nicht im Geringsten zu zweifeln. »Diese weisen Männer, sagt er, gehören verschiedenen Racen an und sind alle Götzendiener; sie verfügen über Teufelskünste und kennen weit mehr Beschwörungsformeln als andere Menschen, und was sie thun, vollbringen sie mit Hilfe des

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