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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Stachelschweins, sich zu vertheidigen, wirklich Wahrheit ist.
    Die Reisenden betraten nun das gebirgige Territorium von Balacian, dessen Könige sich ihrer Abstammung von Alexander dem Großen rühmen, ein kaltes Land, welches gute ausdauernde Pferde hervorbringt, sehr viele Falken züchtet und reich an Wild ist. Hier finden sich auch Gruben, die den scharlachrothen Rubin liefern und den der König zu seinem Nutzen in einem Berge, Namens Sighinan, ausbeuten läßt, welch’ letzteren kein Unbefugter bei Todesstrafe betreten darf. Auch an anderen Orten treibt man hier Bergbau auf Silbererz und gewinnt viel Stein, aus welchem »der feinste Azur der Welt« hergestellt wird, d. h. also Lapis-Lazuli. Marco Polo muß sich in dieser Gegend ziemlich lange aufgehalten haben, da er eine überraschend genaue Ortskenntniß zu besitzen scheint. Zehn Tagereisen von Balacian liegt eine Landschaft, welche wohl das heutige Paischore sein mag, dessen heidnische Einwohner sich durch ihre dunkle Hautfarbe auszeichnen; sieben Marschtage weiter nach Süden aber das Königreich Kaschmir, ein Land mit gemäßigtem Klima, zahlreichen Städten und Dörfern und vielen von Natur schon starken Engpässen, so daß es zur Vertheidigung wie geschaffen erscheint. Hätte Marco Polo auch noch weiter seine frühere Richtung eingehalten, so wäre er nach Indien hineingekommen; er wendete sich aber nach Norden und gelangte nach zwölf Tagen in das von dem Oberlauf des Oxus bewässerte Gebiet von Vaccan, inmitten prächtiger Weiden mit ungeheuren Heerden wilder Schafe, welche man Muflons nennt; von hier aus kamen die Reisenden durch die Landschaft von Pamer und Belor, eine zwischen die orographischen Systeme des Altaï und Himalaya eingeschobene Gebirgsgegend, welche ihnen volle vierzig Tage kostete, nach der Provinz Kaschgar. Hier lenkte nun Marco Polo auf denselben Weg ein, den Matteo und Nicolo Polo bei ihrer ersten Reise, als sie von Bukhara nach der Residenz des Groß-Khans geleitet wurden, einschlugen. Von Kaschgar aus machte Marco Polo einen Abstecher nach Westen bis Samarkand, eine große von Christen und Sarazenen bewohnte Stadt; dann kam er wieder durch Kaschgar und begab sich nach Yarkund, welche Stadt die Handelskarawanen zwischen Indien und dem nördlichen Asien häufig besuchen;
     

    Die Erde des Marco Polo. (S. 68.)
     
    hierauf durch Cotan, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz ziehend, und Pein, eine nicht genau bestimmbare Ortschaft berührend, in deren Nähe man viel Jaspis und Chalcedon gräbt, erreichte er ein Königreich Ciarcian, vielleicht Kharachar, das sich längs der Wüste von Gobi ausdehnt; endlich konnte er nach fünftägigem Marsche durch sandige, wasserlose Ebenen acht Tage lang in der heute zerstörten Stadt Lob ausruhen, woselbst er alle Vorbereitungen traf zur Reise durch die sich nach Osten hin erstreckende Wüste, »welche so groß ist, sagt er, daß man ein volles Jahr brauchen würde, sie in ihrer ganzen Länge zu durchziehen, und die von Geistern heimgesucht wird, in deren Mitte unsichtbare Trommeln und andere Instrumente ertönen«.
    Nachdem sie jene Wüste ihrer Breite nach binnen drei Monaten durchmessen, gelangten die drei Reisenden in die Provinz Tangut und nach der an der Westgrenze des chinesischen Reiches erbauten Stadt Cha-ticheou. In genannter Provinz leben nur wenig Handeltreibende, dafür aber sehr viel Ackerbauer, welche sich von dem Erlöse aus ihrem Getreide ernähren. Von den Sitten und Gebräuchen in Tangut, welche Marco Polo’s größtes Interesse erweckt zu haben scheinen, verdient besonders hervorgehoben zu werden, daß man die Todten nicht eher als an einem durch Astrologen bestimmten Tag zu verbrennen pflegt; »und die ganze Zeit über, während der Todte noch in der Wohnung verbleibt, halten ihm seine Angehörigen einen Platz am Tische offen und setzen ihm Speisen und Getränke vor, als ob er noch am Leben wäre«.
    Nach ihrem Austritt aus der Wüste machen Marco Polo und seine Begleiter einen Ausflug gegen Nordwesten hin, nach der Stadt Amil, und dringen bis Ginchintales vor, das ist eine Stadt, über deren Lage keine Uebereinstimmung unter den Gelehrten herrscht, und welche damals von Heiden, Mohammedanern und nestorianischen Christen bewohnt war.
    Von Ginchintales kehrte Marco Polo nach Cha-ticheou zurück und nahm seinen Weg durch Tangut wieder auf nach der Stadt So-ceu zu, über ein für den Anbau von Rhabarber sehr geeignetes Gebiet, und nach Canpician, dem Kan-tcheou der Chinesen,

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