Die Entdeckung der Erde
Frauen mittelst einer gabelförmig getheilten Pfeife Tabak rauchten, wobei sie den Rauch durch die Nasenlöcher einsogen. Die Ureinwohner wußten sich auch durch Reibung zweier Hölzer aufeinander Feuer zu verschaffen. In ihren Häusern fand sich sehr viel Baumwolle vor, die sie in Gestalt von Zelten aufgestapelt hatten, und eines derselben enthielt nahe an 11.000 Pfund. Vom Groß-Khan freilich hatten sie auch nicht eine Spur entdeckt.
Wir berühren hier auch noch einen zweiten Irrthum und Fehler des Columbus, der in seinen Folgen, nach Irving, der ganzen Reihe seiner Entdeckungen eine andere Richtung gab. Da Columbus nämlich an der Küste Asiens zu sein glaubte, sah er folgerichtig Cuba für einen Theil des Festlandes an. Eben aber darum dachte er gar nicht daran, dasselbe zu umschiffen, sondern beschloß vielmehr, nun nach Osten zurückzukehren. Hätte er sich bei dieser Gelegenheit nicht getäuscht und wäre er seiner Richtung unentwegt gefolgt, so würde das Resultat seines Zuges ein ganz anderes Ansehen gewonnen haben. Entweder wäre er dann nach Florida, an die Südspitze Nord-Amerikas gelangt, oder direct nach Mexiko gekommen. Was hätte er aber in letzterem Falle an Stelle der Wilden und unwissenden Eingebornen gefunden? Nun, die Bewohner des großen Reiches der Azteken, der von Montezuma halb civilisirten Gebiete. Dort hätte er Städte, Heere neben unermeßlichen Reichthümern angetroffen und seine Rolle würde wahrscheinlich dieselbe gewesen sein, welche nach ihm Ferdinand Cortez übernahm.
Doch es sollte nicht so kommen; der in seinem Irrthum befangene Admiral kehrte mit der Flottille, welche am 12. November 1492 die Anker lichtete, wieder nach Osten zurück.
Lavirend folgte Christoph Columbus der Küste Cubas, entdeckte die beiden Berge Cristal und Moa, besuchte einen Hafen, den er Puerto del Principe nannte, und einen Archipel, dem er den Namen das Meer von Notre-Dame beilegte. Jede Nacht leuchteten die Feuer der Fischer auf den zahlreichen Inseln, deren Bewohner sich von Spinnen, Krebsen und einer Art großer Würmer (Seealen?) ernährten. Die Spanier gingen auch wiederholt an’s Land und errichteten ein Kreuz als Zeichen der Besitznahme des Landes.
Häufig sprachen die Eingebornen gegen den Admiral von einer gewissen Insel Babèque, wo Gold in Menge vorhanden sei. Der Admiral beschloß, sich dahin zu begeben. Martin Alonzo Pinzon aber, der Kapitän der »Pinta«, dessen Caravelle am besten segelte, fuhr ihm voraus und war bei Anbruch des 21. November vollständig aus dem Gesichtskreise der Anderen verschwunden.
Der Admiral erschien über diese Trennung mit Recht sehr erzürnt, wovon noch die Stelle in seinem Bericht den Beweis liefert, wo er sagt: »Pinzon hat mir auch noch manches Andere gesagt und angethan«. Er setzte indeß seinen Weg zur Durchforschung Cubas unbeirrt weiter fort und entdeckte die Bai von Moa, die Mangle-Spitze, das Cap Vaez und den Hafen Baracoa; nirgends aber fand er Kannibalen, obwohl die Hütten der Eingebornen nicht selten mit Menschenschädeln verziert waren, worüber sich die an Bord befindlichen Eingebornen sehr zu freuen schienen.
Während der folgenden Tage sah man den Fluß Boma und befanden sich die Caravellen, welche das Cap de los Azules umschifften, auf der Ostseite der Insel, deren Küste sie in einer Länge von hundertfünfundzwanzig Meilen aufgenommen hatten. Statt sich nun aber nach Süden zu wenden, entfernte sich Columbus mehr nach Osten und kam am 5. December in Sicht einer großen Insel, welche die Indianer Bohio nannten. Es war das Haïti oder San Domingo.
Am Abend lief die »Nina« unter Führung des Admirals einen Hafen an, der den Namen Port-Marie erhielt. Es ist das der heutige Hafen von San Nicolo in der Nähe des gleichnamigen Caps am Nordwestende der Insel.
Am nächsten Tage fanden die Spanier noch eine große Menge solcher Caps und auch ein Eiland, die Schildkröteninsel. Die Caravellen jagten, sobald sie nur sichtbar wurden, die Piroguen der Indianer in die Flucht. Diese Insel, deren Gestade sie folgten, erschien ihnen sehr groß und sehr hoch, wovon der spätere Name Haïti, d. i. Hochland, sich herleitet. Die Aufnahme der Ufer wurde noch bis zur Mosquito-Bai fortgesetzt. Die Vögel, welche unter den schönen Bäumen dieser Insel umherflatterten, ihre Pflanzen, Ebenen und Hügel erinnerten Alle lebhaft an die Gefilde Castiliens. Deshalb gab Christoph Columbus dem neuen Lande auch den Namen Espagnola. Die Bewohner waren sehr furchtsam und
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