Die Entdeckung der Erde
sich ein Schreiber, ein spanischer Gerichtsdiener, ein Faßbinder, ein Arzt und ein Schneider. Diese Spanier unterzogen sich des Auftrages, die Goldminen aufzusuchen und einen geeigneten Platz zur Gründung einer Stadt ausfindig zu machen.
Am 3. Januar lichtete die »Nina« nach einem feierlichen Abschiede von dem Caziken und den neuen Kolonisten die Anker und segelte aus dem Hafen. Bald entdeckte man ein Eiland, über welches ein sehr hoher Berg emporragte, der den Namen Monte Christi erhielt. Zwei Tage hindurch folgte Columbus der Küste, als man die Annäherung der »Pinta« meldete. Bald traf deren Kapitän, Martin Alonzo Pinzon, an Bord der »Nina« ein und suchte sein Benehmen nach allen Seiten zu entschuldigen. In Wahrheit segelte Pinzon seiner Zeit nur voraus, um zuerst die Insel Babèque zu erreichen, welche die Eingebornen als so unermeßlich reich schilderten. Der Admiral beruhigte sich indeß bei den unhaltbaren Gründen, welche Kapitän Pinzon vorbrachte, und erfuhr von diesem, daß die »Pinta« nur längs der Küste von Espagnola hingesegelt sei, ohne eine neue Insel zu entdecken.
Am 7. Januar hielt man an, um ein kleines Leck im Raume der »Nina« auszubessern. Columbus benützte diesen Aufenthalt, um einen breiten, etwa eine Meile vom Monte Christi befindlichen Strom näher zu untersuchen. Von den glänzenden Flitterchen, welche die Strömung mit sich führte, erhielt derselbe den Namen der »Gold-Fluß«. Gern hätte der Admiral auch diesen Theil von Espagnola näher durchforscht, seine Mannschaften drängten aber zur Heimkehr und begannen, verleitet von den Gebrüdern Pinzon, sogar gegen seine Autorität zu murren.
Am 9. Januar gingen die beiden Caravellen wieder unter Segel und schlugen einen Kurs nach Ost-Südosten ein. Sie hielten sich dabei immer in der Nähe der Küsten, deren kleinste Ausbuchtungen ihre Namen erhielten, wie z.B. die Isabellen-Spitze, das Cap de la Roca, das Cap Francais, Cap Cabron und endlich die am äußersten östlichen Ende der Insel gelegene Bai von Samana. Hier fand sich ein Hafen, in dem die Flottille wegen der herrschenden Windstille vor Anker ging. Das erste Zusammentreffen mit den Eingebornen verlief ganz nach Wunsch; doch bald sollten sich diese guten Beziehungen ändern. Der schon begonnene Handel nahm ein Ende und gewisse feindselige Demonstrationen ließen deutlich die bösen Absichten der Indianer erkennen. Wirklich überfielen diese die Spanier unerwartet am 13. Januar. Trotz ihrer Minderzahl hielten Letztere jedoch wacker Stand und trieben mit Hilfe ihrer besseren Waffen die Feinde nach einem Kampfe von nur wenig Minuten in die Flucht. Das war das erste Mal, daß Indianerblut von europäischen Händen vergossen wurde.
Am nächsten Tage behielt Columbus noch vier Gefangene, junge Eingeborne, an Bord und ging mit ihnen, trotz ihres Widerspruchs, unter Segel. Seine erbitterten und wohl auch ermüdeten Mannschaften machten ihm manchen Aerger, und der über alle menschlichen Schwächen fast ganz erhabene Mann, den die schwersten Schicksalsschläge nicht niederzudrücken vermochten, beklagte sich in seinem Reisebericht recht schmerzlich darüber. Am 16. Januar begann die eigentliche Rückreise und verschwand das Cap Samana an der äußersten Spitze von Espagnola, unter dem Horizonte.
Die Ueberfahrt ging sehr schnell und bis zum 12. Februar ohne merkliche Zwischenfälle von statten. Am genannten Tage wurden die beiden Caravellen aber von einem furchtbaren Sturme überrascht, der mit entsetzlichen Windstößen, haushohen Wellen, unter fortwährenden Blitzen in Nord-Nordosten dreimal vierundzwanzig Stunden anhielt. Erschreckt legten die Seeleute das Gelübde einer Pilgerfahrt zur heiligen Maria von Guadaloupe, Notre-Dame de Loretto und St. Clair de Moguer ab. Endlich schwuren die Leute, barfuß und im Büßerhemd in einer der Mutter Gottes geweihten Kirche zu beten.
Trotz alledem nahm der Sturm an Heftigkeit zu. Auch der Admiral befürchtete eine Katastrophe und schrieb auf ein Pergament eiligst einen kurzen Bericht seiner Entdeckungen nieder, mit der Bitte an den etwaigen Finder, dasselbe dem Könige von Spanien zugehen zu lassen; dann verschloß er dieses in Wachstuch eingewickelte Document in ein Holzfaß und ließ es in’s Meer werfen.
Mit dem Aufgang der Sonne am 15. Februar schwächte der Orkan sich ab; die während der letzten Tage von einander getrennten Caravellen trafen wieder zusammen und ankerten drei Tage später bei der Insel Sainte Marie, einer
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