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Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft

Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft

Titel: Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Denn eine Änderung des Wasserspiegels bedeutet, dass die Erosion durch Wasser oder Witterung in anderen Meereshöhen ansetzt und auch in anderen Höhenlagen neue Ablagerungen entstehen; dabei kommt es selbst auf geringe Unterschiede an.
Verwitterung und Erosion
    Gestein wird durch Verwitterung oder Erosion überall dort abgetragen, wo feste Materie den physikalischen Kräften oder Strömungen der Atmosphäre (Witterung) und von Wasser ausgesetzt ist. Das Gestein wird vor allem durch ein Zusammenwirken von atmosphärischen Parametern und Wasser angegriffen, etwa durch Regen, mehr noch durch Schnee und Eis, das, vom Wind getrieben, mit hoher Geschwindigkeit auf Gesteinsoberflächen trifft. Wasser in seinen verschiedenen Aggregatzuständen wirkt erheblich auf die Erosion ein. Über den Kreislauf des Wassers, den seinem Umfang nach wichtigsten Erdoberflächenprozess, gelangt Wasser immer wieder neu auch in den Bereich der höchsten Bergesgipfel. Wasser rinnt auf Felsen ab oder versickert und tritt inQuellen wieder zutage. Schmale Rinnsale vereinigen sich zu Bächen, die in Gebirgen mit erheblichem Gefälle eine große Erosionskraft entwickeln können. Vor allem ihre Oberläufe schneiden sich immer tiefer in den Untergrund ein; man bezeichnet dies als rückschreitende Erosion, die sich bei jedem Fließgewässer beobachten lässt. Das Gefälle im Unterlauf eines Fließgewässers nimmt zur gleichen Zeit immer weiter ab, weil der Hauptteil des gesamten Gefälles eines Baches an dessen Oberlauf verlagert wird.
    Auch in Bewegung geratenes Eis zerstört Gesteinsschichten, ebenso Salz, das ursprünglich in Wasser gelöst war und nach dessen Verdunstung zurückblieb. In kalten und niederschlagsreichen Gegenden kann in langen Wintern an der Erdoberfläche alljährlich mehr Schnee aufgehäuft werden, als während der kurzen Sommer abtaut. Der Schnee verfestigt sich allmählich zu Eis, das sich schließlich in Bewegung setzt. Das scharfe und tonnenschwere Eis hobelt Materie von der Erdoberfläche ab. Ein auf diese Weise entstandener Gletscher verlagert erhebliche Mengen an Gestein.
    Die Verwitterung wirkt außerdem auf steil aufragende Geländekanten und Felsen ein, in ganz ähnlicher Weise übrigens auch auf Hausfassaden. Stein jeglicher Art kann durch Frosteinwirkung auseinandergesprengt werden. Dieser Prozess hängt mit der Dichteanomalie des Wassers zusammen. Bei 4°C weist Wasser die größte Dichte auf. Wird es erwärmt oder abgekühlt, dehnt es sich aus. Wenn Wasser in Gesteinsritzen eindringt und zu Eis gefriert, das sich bei Abkühlung immer weiter ausdehnt, wird die Gesteinsritze erweitert. Taut das Eis in der Ritze auf, wird der von der Ritze durchzogene Gesteinsbrocken nicht mehr in gleicher Weise zusammengehalten wie vor dem Frostereignis. Wenn es immer wieder zur Bildung und zum Auftauen von Eis in einer Gesteinsritze kommt, wird sie so lange erweitert, bis ein Gesteinsbrocken vom Felsen abgesprengt wird und an den Grund der Felswand (oder auch der Hauswand) fällt. Stück für Stück weichen auf diese Weise Felswände zurück, und zwar auch dann, wenn kein Meer an ihren Fuß brandet und kein Fluss von der Basis her einen Steilhang abbaut. An Steilküsten des Meeres undFelswänden in Tälern kommt es stets zu einem Miteinander von Felserosion durch Gewässerströmungen und Frostsprengung in der Steilwand. Jede Felswand wird auf diese Weise immer weiter zurückverlagert und abgebaut.
    Felsen werden auch durch die Wirkung von Salz zersprengt, und zwar unter dem Einfluss eines sehr trockenen Klimas. Wasser verdunstet, Salz bleibt in Gesteinsritzen zurück. Es beansprucht dadurch mehr Platz, dass es erneut Wasser anzieht; auf diese Weise zerfällt der Stein. Von dieser Form der Verwitterung ist besonders Sandstein betroffen. Liegt unter einer Sandsteinschicht ein wasserundurchlässiger Gesteinshorizont, sammelt sich im Bereich der Schichtgrenze regelmäßig Wasser an. Wenn es verdunstet, bleibt Salz zurück, das Stück für Stück eine Kerbe aus dem unteren Teil der Sandsteinschicht heraus präparieren kann. So entsteht ein geschützter Platz unter einem Gesteinsvorsprung, der wie ein Vordach aus Stein aussieht. Man nennt ihn Abri oder Balm; Tiere und Menschen können dort Schutz finden.
    Der Abtrag wirkt einerseits dort besonders stark, wo kräftige Strömungen der Luft oder des Wassers, auch Eisbewegungen auf die Erdoberfläche einwirken, andererseits an steilen Felswänden. In Trockengebieten spielt ferner die

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