Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft
oder weniger schlagartig sehr viel häufiger vorkam. Haselnüsse sind schwere Früchte, die nicht vom Wind verweht werden können, sondern unter natürlichen Bedingungen von Tieren verbreitet werden. Man müsste bei einer solchen Pflanzenart eigentlich annehmen, dass ihre Ausbreitung sehr langsam vonstatten gegangen sei. Das aber scheint nicht der Fall gewesen zu sein. Vielmehr wird angenommen, dass Menschen vielerorts Haselnüsse in den Boden steckten, weil sie die Nüsse nutzen wollten. Tatsächlich wurden Haselnüsse in mittelsteinzeitlichen oder mesolithischen Siedlungsschichten immer wieder gefunden. [99] Möglicherweise wurde auch die Wassernuss angebaut;man hat diese auffälligen Früchte immer wieder in mesolithischen Siedlungsschichten gefunden, auch weit nordwärts in Skandinavien und Finnland, wo die Wassernuss heute natürlicherweise nicht vorkommt. [100]
Persistenz des Systems von Jagd und Sammeln
Vielerorts wurde das Jagen von Tieren und Sammeln von Pflanzenteilen und Pilzen im Lauf der letzten Jahrtausende durch die effizientere Landnutzung der Landwirtschaft abgelöst. Allerdings erwies sich Landwirtschaft nicht überall als günstigere Form des Lebens und Wirtschaftens. Jagd und Sammeln als Grundlagen der Bereitstellung von Lebensunterhalt wurden dort beibehalten, wo die Umweltbedingungen dafür günstig waren. In Tundrengebieten des Nordens machten sich keine Wälder breit; daher kamen dort auch weiterhin große Herden von Pflanzen fressenden Säugetieren vor, beispielsweise von Rentieren. Entsprechendes galt für Grasländer im Inneren der Kontinente, in Nordamerika ebenso wie für Zentralasien. Dort waren die Bedingungen für Landwirtschaft zu ungünstig, weil die Vegetationsperiode zu kurz war oder es zu selten regnete. Die zentrale Bedeutung der Jagd als Nutzung der Umwelt hielt sich ebenso an Seen, etwa in Finnland. Dort war ebenfalls lange keine Notwendigkeit gegeben, andere Lebensbedingungen aufzugreifen, denn die Seen lieferten dort das ganze Jahr über genügend Nahrung für die wenigen Menschen, die an ihren Ufern lebten.
Auch in den Tropen hielt sich vielerorts die Lebensweise von Jagd und Sammelwirtschaft, vor allem dort, wo Böden zu arm an Mineralstoffen für den Ackerbau sind.
Abschließende Gesamtbewertung des Systems
Jäger und Sammler bezogen zwar Nahrung aus ihrer Umwelt, gestalteten sie dafür aber nicht großräumig um. Natürliche Entwicklungen dominierten, sie liefen weitgehend ungestört von menschlichem Einfluss ab. Insgesamt konnten nur wenige Menschen von Jagd und Sammelwirtschaft leben. Grenzen des Wachstums waren rasch erreicht, vor allem nach dem Wandel der Umwelt von einem Offenland zum Wald.
Die Lebensweise von Jägern und Sammlern wird immer wieder mit derjenigen von Nomaden verglichen; man spricht auch von «nomadisierenden Jägern». Solche Einschätzungen sind nicht zutreffend, denn Nomaden sind hoch spezialisierte Tierhalter, die domestizierte Tiere von Weidegrund zu Weidegrund führen. Dies hat mit der jägerischen Landnutzung nichts zu tun; «nomadisierende Jäger» gibt es daher nicht.
Eine
longue durée
bis in unsere Tage erlangten nur einige wenige Relikte von Jägerkulturen. Denn die wenigen Menschen, die in diesem System lebten, hinterließen nur geringe materielle Spuren, die die Jahrtausende überdauerten. Dazu gehören außer Fundstücken der Archäologen die Felsmalereien in Höhlen. Bis heute dürften in Metaphern überlieferte sagenhafte Vorstellungen auf die Zeit zurückgehen, in der Menschen als Jäger und Sammler lebten. Das ist aber nur schwer konkret nachzuweisen. Vielleicht geht auf diese Zeit auch die Beliebtheit von Aussichtspunkten zurück, von denen aus das Land weit überblickt werden kann, vielleicht auch die Beliebtheit von Reisen; eine mehr oder weniger ortsfeste Ansiedlung war erst mit späteren Formen der Landnutzung verbunden.
12 Landnutzung außerhalb staatlicher Strukturen
Entstehung von Landwirtschaft
In einigen Gegenden der Erde gelangen große Mengen an ultraviolettem Licht an den Erdboden. UV-Licht kann Mutationen auslösen. Die größten Mengen an UV-Licht treffen eigentlich in den Tropen auf die Erde; die häufige starke Bewölkung in diesen Breiten filtert jedoch das UV-Licht, so dass nur ein Teil davon die Erdoberfläche der Tropen erreicht. Weniger Wolken liegen über den angrenzenden Subtropen. Daher trifft dort mehr ultraviolettes Licht auf die Erdoberfläche als in den Tropen. In zonalen Gebieten der Subtropen
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