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Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft

Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft

Titel: Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Äckern gelegen hatte.
Gebiete der Viehhalter am Rand der Ackerbauregionen
    Im Lauf der folgenden Jahrtausende wurden auch Regionen mit steinigeren Böden in die agrarische Nutzung einbezogen. Am Mittelmeer war dies kaum möglich, denn die dortigen Agrarräume sind von Bergländern umgeben, die sich für die Einführung eines großflächigen Ackerbaus nicht eigneten. In den steil aufragenden Gebirgen am Mittelmeer war vielerorts nur Viehhaltung möglich. Seit Jahrtausenden ist der Gegensatz zwischen fruchtbaren Ackerregionen in den Küstenebenen und kargen Bergeshöhen, die von Hirten mit ihren Tieren aufgesucht werden, besonders charakteristisch für den Mittelmeerraum. [110] Die Hirtenkulturen entwickelten sich in den Randgebieten der Ackerbauregionen im Vorderen Orient und im Mittelmeergebiet in unterschiedlicher Weise. Einige Hirten lebten stationär, andere zogen auf unregelmäßigen Bahnen immer dorthin, wo Nahrung für ihre Tiere verfügbar war: Eine solche nomadische Lebensweise wurde vor allem für die Steppengebiete Osteuropas und Asiens typisch.
    Abb. 12-4: In den Alpen (hier unterhalb vom Wendelstein) kann man Flächen im Tal für Ackerbau und Viehhaltung nutzen, weitere Weideflächen befinden sich in Hochlagen. Die steilen Berghänge sind dagegen bewaldet.
    In den Bergländern Südosteuropas, in den Alpen und Pyrenäen erhielt Transhumanz dagegen eine große Bedeutung. Diese Form der Landbewirtschaftung mit Viehherden muss man vom Nomadismus unterscheiden. Transhumanz bedeutet, dass Hirten mit ihren Herden auf festgelegten Bahnen zwischen festen Orten oder Gebieten hin und her ziehen, und zwar im Rhythmus der Jahreszeiten: Es gibt Sommer- und Winterweidegebiete, oder die Tiere werden im Sommer an einem Ort im Freien, im Winter an einem anderen im Stall gehalten. [111] Eine besondere Form von Transhumanz ist die Alp- oder Almwirtschaft, die für die Alpen typisch wurde: Im Winter waren Hirten und Herden im Tal, und zwar in Siedlungen, von denen aus auch Ackerbau betrieben wurde. Im Sommer dagegen zog man mit den Tieren in die Hochlagen, wo sie auf natürlicherweise waldfreien Almweiden grasen konnten
(Abb. 12–4)
. In anderen Gegenden wurden weitere Wanderstrecken zurückgelegt, etwa zwischen dem Pannonischen Becken und den Gebirgen an dessen Rand.
    In den folgenden Jahrtausenden entwickelten sich Ackerbauernkulturen parallel zu Viehhalterkulturen; zwischen ihnen bildeten sich kulturelle Gegensätze heraus, und an manchen Orten kam es auch zu Konflikten, unter anderem um die Frage, wer Land nutzen durfte. Viehhalterkulturen, vor allem Nomaden, waren erheblich mobiler als Bauern, die sowohl Äcker bestellten als auch Vieh hielten. Im Hinblick auf Mobilität waren Nomaden Jägern und Sammlern vergleichbar. Dennoch gab es erhebliche Unterschiede: Denn Jäger folgen Wildtieren, Nomaden ziehen mit domestizierten Tieren von Weidegrund zu Weidegrund.
Ausweitung der Ackerbaugebiete
    In Mitteleuropa wurden in den folgenden Jahrtausenden allmählich immer mehr Gebiete außerhalb der Lößregionen ebenfalls von Bauern besiedelt, und zwar auf genau die gleiche Art und Weise wie ursprünglich die Lößgebiete: Siedlungen bestanden einige Jahrzehnte oder Jahrhunderte und wurden dann verlagert. Stets entstanden Siedlungen in Ökotopengrenzlage. Meistens lagen – wie in den Lößgebieten – die Äcker oberhalb der Siedlung, die zur Viehweide genutzten Grünlandflächen aber unterhalb, im Talgrund. Doch von dieser Regel gab es Ausnahmen, auf die im Folgenden besonders hingewiesen werden muss.
    Interessanterweise ergibt sich eine Korrelation zwischen der Ausweitung der Siedlungsgebiete und den verfügbaren Rohstoffen, nach denen Prähistoriker die Epochen der Urgeschichte abgrenzen
(Tab. 12–1)
. Dies bedeutet sicher nicht, dass die Rohstoffe, die neu bearbeitet werden konnten, zur Bestellung von Feldern eingesetzt wurden. Aber sowohl die Verwendung von neuen Rohstoffen als auch die Fähigkeit, weitere Flächen in die Agrarnutzung einbeziehen zu können, verweisen darauf, dass technische Innovationen gelangen. Grundsätzlich blieben alle Gebiete, in denen einmal Siedlungen gegründet worden waren, auch in den folgenden Zeiten Siedlungsgebiete. Kein Siedlungsgebiet wurde in vorgeschichtlicher Zeit wieder aufgegeben.
    Tab. 12-1 Im Lauf der Zeit konnten auch Ackerflächen bearbeitet werden, deren Böden ungünstiger waren. Heute konzentriert sich die Ackernutzung wieder auf die besten Böden.
    Zusätzlich zu den

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