Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft
Hannover, Württemberger in Stuttgart, Wittelsbacher in München, Habsburger in Wien. Ihre Schlösser grenzen typischerweise auf der einen Seite an die Residenzstädte, auf der anderen an eine Freifläche in einer Gewässerniederung, die nicht bebaut werden konnte; dort befanden sich zuerst städtische oder herrschaftliche Viehweiden, später wurden dort vielerorts repräsentative Gärten und Parks angelegt.
Rohstoffversorgung und Handel
Städte und Klöster mussten in ein regionales und überregionales Verkehrsnetz eingebunden sein. Ihre Grundversorgung konnte meistens aus dem direkten Umland gedeckt werden. Günstigenfalls gab es im Umkreis dieser Orte Lagerstätten von Salz, Eisen oder anderen Bodenschätzen, die man abbauen und gegen andere Produkte eintauschen konnte. Anders als am Mittelmeer waren die für ein dauerhaftes Leben notwendigen oder von den Menschen begehrten Stoffe unregelmäßig verteilt. Dabei ist nicht nur an Bodenschätze zu denken, sondern auch an Bestandteile der Nahrung, die man an einigen Orten besser als an anderen produzieren konnte. Wein und weitere kälteempfindliche Früchte sowie manche Gewürze wuchsen im wärmeren Klima des Südens besser. In gleichmäßig feuchten Gebieten wie in Flandern oder am Alpenrand konnte man besser als anderswo Lein anbauen und Stoffe daraus herstellen. In einigen Kornkammern gab es Überschüsse an Getreide, die abgegeben werden konnten. Begehrt war Nadelholz aus den mitteleuropäischen Gebirgen, aus Skandinavien und dem Baltikum; man brauchte es besonders in waldarmen Regionen an der Nordsee und am Mittelmeer. In einigen Waldgebieten stellte man Holzkohle her, die leichter über Land zu transportieren war als massives Holz; man brauchte sie zur Erzeugung hoher Temperaturen bei der Schmelze von Glas oder Erz. Glas wurde seit dem Mittelalter nicht nur an den Meeresküsten hergestellt, wo man dem Quarzsand entweder reines Meersalz oder Pflanzenmaterial,das Meersalz enthielt, als Katalysator beimengte. Mit diesen Zusätzen konnte man die hohe Schmelztemperatur von Quarz herabsetzen. Nun begann man auch, Waldglashütten zu betreiben. Dort verwendete man Pottasche als Katalysator. Sie bestand aus den Salzen, die bei der Verbrennung von Holz als Asche zurückblieben. Waldglashütten gab es zuerst in mitteleuropäischen Gebirgen, dann auch in Skandinavien und Finnland.
Alle Güter, die an einem Ort im Überschuss vorhanden waren, an denen es aber andernorts mangelte, wurden entweder auf dem Wasser oder auf Landwegen transportiert, beispielsweise auf dem Hellweg und seinen östlichen Fortsetzungen, der Flandern und den Niederrhein mit der Mittelelbe, Ostpreußen und dem Baltikum verband. Passwege führten über die Alpen und andere Hochgebirge. Manche Fernstraßen umgingen ländliche Siedlungen, die von den überregional verbreiteten Gütern nicht direkt profitierten, um auf möglichst direktem Weg Städte miteinander zu verbinden. Im Gebirge wurden sie möglichst auf den Höhen der Wasserscheiden entlanggeführt (Rennsteig in Thüringen, Hochstraße im Schwarzwald), weil man auf diese Weise Steigungen nach Möglichkeit umging. Außerdem konnten Warentransporte weniger leicht angegriffen werden, wenn sie über die Höhen geleitet wurden. In Tälern waren sie dagegen Wegelagerern stärker ausgeliefert, die sie von oben her überfielen. Daher mussten Fernwege vor allem dann, wenn sie durch Täler führten, mit Burgen von oben her gesichert werden.
Der Handel nahm derart große Ausmaße an, dass er nicht mehr mit Geld abgewickelt werden konnte, bei dem der Materialwert dem Nominalwert entsprach. Etwa im 13. Jahrhundert gab es erste Währungen, bei denen Nominal- und Materialwerte divergierten, etwa in Norditalien und in Böhmen, wo der Prager Groschen als erste derartige Währung in Mitteleuropa in Umlauf kam. Solches Geld konnte weite Verbreitung finden, und es erleichterte den Fernhandel erheblich.
Erschließung des Ostseeraums
Neue Muster von Handel wurden im Zusammenhang mit der dauerhaften Besiedlung des Ostseeraums offensichtlich. Während am Mittelmeer die klimatischen Bedingungen an allen Küsten ähnlich waren, so dass alle für eine dauerhafte Ernährung notwendigen Pflanzen so gut wie überall wuchsen, unterschieden sich die Standortvoraussetzungen für die Nutzung lebensnotwendiger Ressourcen an der Ostsee und anderen angrenzenden Meeresküsten erheblich. Im Süden gab es mehr Getreide und Laubholz, außerdem kamen von dort Salz, Wein und Gewürze;
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