Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft
gelegen.
Grünlandflächen, die sich vor allem als Viehweiden nutzen lassen, bestehen auf ehemaligen, aber nicht vollständig trockengelegten Meeresböden. Solche Flächen werden an der Nordsee als Salzwiese, an der Ostsee als Boddenwiese bezeichnet, obwohl diese Flächen meistens nicht (als Wiese) gemäht, sondern beweidet werden. Bei jeder der gelegentlichen Überflutungen werden auf diesen Flächen Mineralstoffe deponiert, mit denen das Grünland natürlicherweise gedüngt wird. Das ebenfalls eingetragene Meersalz verhindert den Aufwuchs von Bäumen, so dass diese Flächen nicht gerodet werden müssen, bevor die Beweidung beginnen kann. Wegen des gelegentlichen Eintrags von Meersalz kommen nur spezielle Gewächse von Salz- und Boddenwiesen auf diesen Standorten vor. Eine Mahd dieser Flächen ist riskant, weil man oft das geschnittene Gras nicht trocken bekommt und es bei plötzlich auftretender Überflutung weggespült wird. Trockengestelle zum Trocknen von Heu können nicht aufgestellt werden.
Ebenfalls natürlicherweise waldfreies Grünland ist in zonalen oder extrazonalen Trockengebieten sowie auf azonalen alpinen Standorten oberhalb der Waldgrenze im Gebirge ausgebildet.Dort sind der Nutzung aber Grenzen gesetzt. In Hochgebirgslagen kann das Vieh nur wenige Monate im Sommer auf die Weide gelassen werden, vielerorts nur von Juni oder Juli bis September. Die Flächen sind in den übrigen Jahreszeiten von einer dicken Schneedecke überzogen. In manchen Trockengebieten ist die Vegetation nur zeitweilig entwickelt, so dass auch nur dann Weidevieh in diese Gebiete eingetrieben werden kann. In Trockengebieten droht ständig eine Überweidung der Standorte, weil sich dort der Mineralstoffentzug nur schwer durch Mineraldüngung kompensieren lässt. Extrem trockene Gebiete kommen für eine regelmäßige Nutzung überhaupt nicht in Betracht. Sie können nur nach einem der seltenen Regenfälle für einige Zeit von Nomaden mit sehr mobilen Viehherden aufgesucht werden.
Weitere Weideflächen befinden sich auf flachgründigen, armen Böden, auf trockenen Kuppen von Karstgebieten und auf ehemaligen, aus dem Meer emporgehobenen Ostseeinseln, ferner auf trockenem Sand, auch auf ehemaligen Dünen, die von Vegetation so weit festgelegt sind, dass kein Sand mehr verweht wird. Dort dehnen sich Weidegebiete anstelle früherer zonaler und –vor allem an Steilhängen – extrazonaler Wälder aus. Auch an diesen flachgründigen Orten, die nur schwer gedüngt werden können, kommt es rasch zu einer Übernutzung der Böden. Wird die Grasnarbe über sandigen Böden zerstört, kann der Sand vom Wind in Bewegung gesetzt werden, und es bilden sich, ausgelöst durch anthropogenen Einfluss, erneut Dünen.
Wald
Wälder befinden sich in der Regel auf Standorten, die sich nicht anders nutzen lassen: in abgelegenen Regionen, etwa im Gebirge, auf steilen oder nordwärts exponierten Hängen oder auf unfruchtbaren Böden. Etliche dieser Standorte können als extrazonal oder azonal angesehen werden. An vielen zonalen Standorten befinden sich dagegen heute keine Wälder, denn sie eignen sich besonders gut für die Landwirtschaft.
Die meisten Flächen, die heutzutage für Siedlung, Ackerbau und Viehhaltung genutzt werden, waren ehemals ebenfalls bewaldet. Doch man darf daraus nicht den Schluss ziehen, dass alle heute vorhandenen Wälder ursprünglichen Charakter aufweisen und die darin geschaffenen Flächen Rodungsinseln sind. Denn zahlreiche Wälder in der heutigen Landschaft entstanden durch eine Flurreduktion, eine Aufgabe früherer landwirtschaftlicher Nutzgebiete.
Viele heute anzutreffende Wälder gehen komplett auf Aufforstung zurück oder wurden forstlich aus ehemals beweideten Wäldern entwickelt. Dies lässt sich sowohl aus alten Karten und Flurbezeichnungen als auch aus Geländeformen folgern, die man unter den Bäumen finden kann. Oft zeichnen sich an Waldböden Überreste ehemaliger Äcker (Ackerbeete, Terrassierungen, Wälle zur Umgrenzung von Koppeln) oder Reste von Gräben ab, mit denen ehemals Grünland be- oder entwässert wurde.
Ländliche Siedlung
Einzelhöfe, Weiler und Dörfer finden sich in den meisten Gegenden in einer Ökotopengrenzlage zwischen zwei agrarischen Nutzungsräumen: dem trockeneren, tiefgründigen und leichter zu bearbeitenden Ackerland und flachgründigem, im Idealfall auch feuchterem Grünland. Am Rand von Tälern der Löß- und Moränenlandschaften, auch in vielen Bergländern sowie am Übergang zwischen
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