Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft
die daraus hervorgingen. Intensiver Landbau, der mit demjenigen der Landreformen in Westeuropa vergleichbar war, folgte in etlichen dieser Länder unmittelbar auf Systeme des Wanderfeldbaus, beispielsweise in manchen Teilen Asiens und Afrikas.
15 Typische Verteilungen von Nutzungsbereichen in der Landschaft
Traditionen der Landnutzung
Die jahrtausendelange Auseinandersetzung von Menschen mit den Bedingungen der Natur führte dazu, dass sich charakteristische Grundzüge der Landnutzung herausbildeten: Einzelne Bereiche im Raum wurden immer wieder in gleicher Weise in Nutzung genommen. Nur wenn man viel Energie aufwendet, kann man sich über bestimmte Regeln der Landnutzung hinwegsetzen. Siedlungen, Felder, Grünland oder Wald haben ihre jeweils typischen Orte in der Landschaft. Daran zeigt sich, dass Menschen jahrtausendelang ihre Umwelt sehr intensiv beobachteten. Dies soll an einigen wichtigen Elementen von Landschaft deutlich gemacht werden. [153]
Felder
Felder, auf denen Kulturpflanzen angebaut werden, befinden sich vor allem auf ebenen oder nur leicht geneigten Flächen mit tiefgründigen, fruchtbaren Böden, die entweder keine oder nur wenige Steine enthalten. Besonders günstig sind Standorte auf Löß, der während der Eiszeiten abgelagert worden war. Die Flächen von solchen Feldern waren ursprünglich von zonaler Vegetation bedeckt, die vor der Anlage von Äckern gerodet werden musste. In weiten Teilen Mittel- und Osteuropas, in Ostasien und Nordamerika ist Löß bis zu ein paar hundert Kilometern von ehemaligen Gletscherrändern entfernt zu finden. Einige dieser Flächen befinden sich in Trockengebieten; sie müssen zumindest zeitweise künstlich bewässert werden. Böden, die sich auf Löß entwickelten,sind ertragreich, und sie lassen sich gut bearbeiten: Gerät wird relativ gering verschlissen, weil es nur selten an harten Stein stößt. Auf völlig ebenen oder nur leicht geneigten Feldern hat die Bodenbearbeitung durch Pflügen, Hacken und Eggen keine massive Abschwemmung von gelockertem Erdreich bei Regenfällen oder bei der Schneeschmelze zur Folge. Äcker bekamen in Gegenden mit Lößbedeckung und anderen tiefgründigen Böden ihre typischen Standorte auf den Ebenen und Hügeln zwischen den Tälern. Man spricht von «Lößplatten», auf denen typischerweise Ackerland verbreitet ist.
Auch in Flussniederungen, vor allem in der Nähe von Flussmündungen, und an flachen Meeresküsten gibt es steinfreie und sehr fruchtbare Flächen. Wenn sie nicht mehr überflutet wurden, konnte sich zonale Vegetation auf ihnen einstellen. Überflutung aber führte zur Ausbildung azonaler Vegetationstypen: Auenwälder in Flussniederungen, gehölzfreie Salzwiesen in allen Bereichen der gemäßigten Zonen der Erde, die mehr oder weniger regelmäßig vom Meer überflutet wurden. In den Küstenebenen am Mittelmeer kam es nur selten zu Überflutungen; daher konnten sie schon frühzeitig dauerhaft in eine Ackernutzung genommen werden. In anderen Gebieten brauchte man Dämme oder Deiche zum Schutz vor dem Wasser, um Ackerland anlegen zu können. In eingedeichten Seemarschen wurde Meersalz vom Regenwasser rasch ausgewaschen. Alle anderen für ein optimales Pflanzenwachstum notwendigen Mineralstoffe blieben im Boden verfügbar.
Nur wenige Steine enthalten Böden auf ehemaligen Moränen, in trockenen Senken von Karstlandschaften und auf ehemaligen Meeresböden an der Ostsee, die in den letzten Jahrtausenden infolge der Landhebung trocken fielen. Auch dort war ursprünglich zonale Vegetation entwickelt. In Karstgebieten und an der Ostsee befinden sich die Ackerstandorte im Unterschied zu anderen Gegenden in den Senken.
Mit hohem technischem Aufwand wurden geneigte Flächen terrassiert, vor allem an Südhängen mit extrazonaler Vegetation. Mit der Terrassierung schuf man weitere nahezu ebene Nutzungsareale,auf denen die Gefahr der Abschwemmung von Erdreich nach der Bodenbearbeitung ebenfalls gering war.
Grünland
Grünland ist der Oberbegriff für Viehweiden und Wiesen, auf denen Gras geschnitten wird. Man kann es frisch verfüttern, zu Heu trocknen oder als Silage milchsauer konservieren. In traditionellen Agrarlandschaften findet man Grünland ebenfalls regelhaft verbreitet und an mehreren verschiedenen Standorten: auf steinigeren und stärker geneigten, feuchten oder versalzenen Flächen, auf denen keine Kulturpflanzen wachsen oder die weniger gut mit Pflug, Hacke oder Egge bearbeitet werden können. Wo die
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