Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft
konnte man das offene Meer mit Fischerbooten am besten erreichen. Einige dieser Siedlungen entwickelten sich zu dauernd besiedelten Hafenorten oder Feriensiedlungen weiter.
Mühle
Die Anlage von Mühlen war stets aufwendig. Mühlen wurden daher nur in der Umgebung von ortsfesten Siedlungen gebaut, also in den meisten Gebieten Mitteleuropas seit dem frühen Mittelalter. In prähistorischer Zeit betrieb man dagegen üblicherweise Hand- oder Drehmühlen.
Im Unterschied zu anderen typischen ländlichen Siedlungen liegen Wassermühlen selbstverständlich stets unmittelbar am Wasser. Ihre Standorte können bei hohen Wasserständen überflutet werden. Im Verlauf von Siedlungserweiterungen wurden gelegentlich die Kerne ländlicher Siedlungen mit benachbarten Mühlen verbunden, und es gibt auch Siedlungen, die um Mühlen herum entstanden. Oft legte man aber Wert darauf, dass die Abstände zwischen Mühlen und anderen Wohnhäusern oder Scheunen groß waren; um diese bei einem Brand der Mühle vor Feuer zu schützen.
Wenn das Gefälle der Bäche, deren Wasserkraft zum Mahlen genutzt wurde, nicht ausreichte, wurde Wasser in Weihern oder Teichen aufgestaut, um den Betrieb der Mühlen zu gewährleisten. Der Seespiegel zahlreicher Seen wurde um bis zu einige Meter erhöht. Sehr gut können Wassermühlen an Quelltöpfen betrieben werden. Diese sehr starken Quellen liegen am Rand von Karstgebirgen; große Mengen an Wasser treten dort aus unterirdischen Wasserläufen an die Oberfläche und betreiben sofort Mühlen, etwa am Blautopf bei Blaubeuren oder an der Rhumequelle in Rhumspringe. Vielerorts sind die Mühlenbauten verschwunden, oder Wassermühlen werden nicht mehr traditionell betrieben, aber deren Gebäude oder auch Anlagen sind noch vorhanden, etwa ein Stauwehr oder ein Mühlkanal, in dem Wasser auf das Mühlrad geleitet wurde.
Nur dort, wo sich ursprünglich keine Gewässer zum Betrieb von Mühlen nutzen ließen, errichtete man bereits im Mittelalter Windmühlen zum Kornmahlen, im gefällearmen nördlichen Mitteleuropa,wo sich kein Gewässer stauen ließ, in Trockengebieten (Mitteldeutschland) und in Karstregionen ohne Karstquellen (Nordestland, einige große Ostseeinseln). An manchen Orten wurden frühere Stauanlagen mit den dazugehörenden Wassermühlen im Zeitalter der Landreformen aufgegeben, um in den Senken zusätzliches Grünland zu schaffen. Dann baute man Windmühlen anstelle früherer Wassermühlen. Vielerorts errichtete man Windmühlen auf kleinen künstlichen Hügeln, damit sie vom Wind besser erreicht wurden. Die meisten Windmühlen in Niederungsgebieten an nordmitteleuropäischen Flüssen und Meeresküsten dienten nicht dem Mahlen von Korn, sondern mit ihnen wurde tief gelegenes Wirtschaftsland trocken gehalten.
An vielen früheren Standorten von Wassermühlen, in den Niederlanden (z.B. in Zaandam) auch an Windmühlen, entwickelten sich seit dem 18. oder 19. Jahrhundert Initialen von Industrie: Sägewerke, Spinnereien, Webereien, feinmechanische Betriebe. Einige ehemals mühlenreiche Gegenden wurden zu Industriegebieten, beispielsweise das Vorland von Schwäbischer Alb und Erzgebirge, das Bergische Land, das Schweizer Mittelland und die Poebene am Südrand der Alpen.
Heute werden keine konventionellen Wasser- oder Windmühlen mehr gebaut. Allerdings werden neue Anlagen zur Wasserkraftnutzung (z.B. Laufwasserkraftwerke) und Windkraftnutzung (Windräder) errichtet.
Burg
Burgen entstanden am Mittelmeer bereits in antiker Zeit, nördlich der Alpen im Mittelalter als Stützpunkte von politischer und wirtschaftlicher Infrastruktur. Zu ihrer Sicherung nutzte man die Topographie aus, indem man sie entweder auf Kuppen steiler Berge oder auf Flussinseln (Wasserburg, Niederungsburg oder Motte) errichtete. Zusätzlich waren sie aufwendig durch Mauern gesichert. Niederungsburgen lagen oft in der Nähe von Wassermühlen; die Mühle wurde von der Burg aus geschützt, die Burgbewohnerwurden regelmäßig mit Mehl versorgt, und in der Mühle konnten auch Dienstleistungen angeboten werden.
Zu vielen Höhenburgen gehörte ebenfalls eine Burgmühle im darunterliegenden Tal. Wichtig für Höhenburgen war deren Aussichtslage. Viele von ihnen entstanden dort, wo bereits steinzeitliche Jäger nach Beute Ausschau gehalten hatten. Nach dem Verlust ihrer Funktion als Stützpunkt der Macht wurden viele Burgen zu beliebten Ausflugszielen und Aussichtspunkten. Es ergab sich häufig eine charakteristische Linie der Umnutzung: An
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