Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft
Flussniederung wurde vielerorts zum Park, der vom Schloss aus überblickt werden konnte, etwa in München und Stuttgart. Aus diesem Grund liegen viele Residenzschlösser am Rand der alten Städte und dicht am Wasser, aus diesem Grund gibt es auch Gebiete in deren Nähe, die sich zur Anlage von Parks eigneten. In späteren geplanten Residenzstädten wurde diese typische Lage von Schlössern aufgegriffen: Sie grenzten an der einen Seite an die Stadt, an der anderen an den Garten oder Park. Dies lässt sich in Madrid, Versailles, Karlsruhe oder Ludwigsburg gut erkennen.
Weil mittelalterliche und auch viele später gebaute Kirchen strikt von West nach Ost ausgerichtet waren, strebte man in vielen Städten, die im Mittelalter gegründet wurden, eine Orientierung der Straßen an, die die Kirchen in optimaler Weise in den Stadtgrundriss einbezog. Viele Städte wurden daher dort gegründet, wo man eine Hauptstraße genau parallel zu einem Fluss und einer Kirche von West nach Ost (Wittenberg, Celle, Nienburg) oder auch genau von Nord nach Süd (Augsburg, Konstanz, Magdeburg) führen konnte, so dass sich ein rechter Winkel zwischen Hauptstraße und Kirche ergab und deren Westwerk unmittelbar an die Nord-Süd-Straße stieß. Auch bei vielen Dorfgründungen orientierte man sich an der Lage der Kirchen. Viele Straßendörfererstrecken sich aus diesem Grund ebenfalls von West nach Ost oder von Nord nach Süd.
Traditionelle städtische Siedlungen hatten stets einen viel engeren Bezug zum Wasser als ländliche Orte. Daher sind Städte in früher Zeit normalerweise nicht unmittelbar aus ländlichen Siedlungen hervorgegangen. Erst in jüngerer Zeit, seit der Zeit der Industrialisierung, kam es auch vor, dass frühere Dörfer so erheblich wuchsen, dass sie schließlich ebenfalls Stadtrechte erhielten. Die Kerne solcher Städte liegen aber auch nicht direkt am Fluss, sondern man erkennt die ehemalige Ökotopengrenzlage der ländlichen Siedlung, wenn man die Distanzen der Kerne solcher Orte zu Fluss- oder Bachläufen betrachtet.
Gärten
Gärten liegen typischerweise unterhalb von Siedlungen, oft in überflutungsgefährdeten Bereichen, aber möglichst dicht bei den Häusern. Mit den Fluten werden Mineralstoffe an diese Orte gebracht. Eine Düngung dieser sehr intensiv genutzten Flächen ist aber auch dadurch möglich, dass Abwasser aus den Häusern in die unterhalb davon gelegenen Gärten geleitet wird. Es gab Krautgärten für Gemüse und Obstgärten. Für Obstbäume sind Flächen unterhalb der Häuser besonders günstig, weil sie dort am besten vor Unbilden der Witterung geschützt sind. Kaltluftseen, in denen die Gefahr von Spätfrost im Frühjahr oder von Frühfrost im Herbst besonders groß ist, entstehen in der Regel noch weiter unterhalb, im Grund der Täler. Im Schutz der Häuser sind Bäume auch den Stürmen weniger stark ausgesetzt. Vor allem an südexponierten Hauswänden, die als extrazonale Standorte aufgefasst werden können, zieht man Spalierobst.
Weingarten, Weinberg
Wein kann man nur in sehr warmen Gegenden in der Ebene anbauen, im Mittelmeergebiet, im Pannonischen Becken und in der Rheinpfalz. In anderen Gegenden nutzt man dafür extrazonale Standorte an Südhängen in den Tälern von Rhein, Mosel, Neckar, Main, Saale, Elbe und Donau sowie an den Hügeln im Kaiserstuhl, Markgräflerland und Elsass.
Wege und Straßen
Verkehrswege wurden so angelegt, dass sie die Siedlungen in bestmöglicher Weise miteinander verbanden. Wege und Straßen zwischen ländlichen Siedlungen entstanden daher ebenfalls an der Ökotopengrenze zwischen trockenem Ackerland und feuchtem Grünland, typischerweise am Rand von Tälern. Diese Wegführung ergab sich zum einen aus der Lage der Dörfer, die miteinander verbunden werden sollten, zum anderen daraus, dass auch von den Straßen aus die beiden wichtigen Wirtschaftsbereiche von Äckern und Grünland erschlossen werden sollten. Unterhalb von vielen Wegen verlaufen Gräben, die das Wasser ableiten und von denen aus früher Grünland bewässert wurde. Die Schleusen und Schützen zur Verteilung des Wassers wurden vom Weg aus bedient.
Bergsättel und Furten gaben die Lage von Straßen vor, die über das Gebirge und quer durch Flüsse führten. Bei der Anlage von Wegen oder Straßen ins Bergland musste beachtet werden, welchem Verkehr sie dienen sollten. Fußwege hatten einen möglichst direkten Verlauf zu nehmen, stärkere Steigungen nahm man in Kauf. Für den Wagenverkehr mussten starke
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