Die Entdeckung der Langsamkeit
meistens VerlaÃ. Freilich kannte er sich in der Terra
australis noch nicht aus.
Johns neuer Quälgeist wurde dieser Lacy.
Wenn Denis Lacy John Franklin zusah, wurde er ungeduldig. »Ich kann
das nicht sehen!« sagte er dann und lächelte entschuldigend. Er war der Schnellste,
und er zeigte das allen, nicht nur John. Aus höherer Geschwindigkeit leitete er
das Recht ab, anderen wegzunehmen, was sie gerade in den Fingern hatten. »LaÃ
es mich machen!« Jeden längeren Vorgang muÃte er durch irgend etwas interpunktieren
und in kürzere Stücke aufteilen. Je länger einer sprach, desto öfter unterbrach
ihn Denis, um zu versichern, daà er verstanden habe. Zwischendurch sprang er
auf, weil er etwas tun muÃte â einen Becher aufstellen, der vielleicht vom
Tisch rollen konnte, Trim verscheuchen, der sich eventuell gleich an einer
herumliegenden Uniformjacke die Krallen schärfen würde, oder aus dem Fenster
spähen, ob zufällig Land in Sicht sei. Er schien im übrigen in seine eigenen
Beine verliebt, denn er tänzelte gern hin und her oder rannte die Niedergänge
in einer Weise hinab, daà es klang wie ein Trommelwirbel. Ãber die Rahen lief
er, ohne Halt im FuÃpferd zu suchen, freihändig bis zur Nock hinaus. Man
erwartete nur noch, daà er eines Tages von einer Mastspitze zur anderen sprang.
Wenn er wirklich einmal ruhig irgendwo lehnte, dann betrachtete er verstohlen
seine muskulösen Beine. Er meinte es nicht böse mit den Bedächtigeren. Einmal
gelobte er sogar Besserung. »Trotzdem«, sagte der Gesteinsforscher, der nie
etwas sagte, »er ist eine Nackenplage!« Denis Lacy gegenüber fühlte sich jeder
andere wie eine Schildkröte.
»Land in Sicht!«
Die gesamte Mannschaft wurde von der Trommel an Deck gerufen.
Matthew gab sich grimmig, aber seine Augen funkelten zufrieden. Nach dreiÃig
Tagen hatte er auf die Meile genau das Kap Leeuwin getroffen. »Jetzt erforschen
wir unbekannte Küsten. Der Mann im Ausguck ist lebenswichtig, Riffe können
überall sein!«
Matthew senkte die Stimme. »Wir werden auch Eingeborene treffen. Wer
mit ihnen Streit anfängt, dem verspreche ich hier vor dem Mast, daà er nicht
unter sechsunddreiÃig Peitschenhieben davonkommt. Wir sind Forscher und keine
Eroberer. AuÃerdem sind die Kanonen unter Deck.«
Der Stückmeister blickte zum Himmel und bewegte das Kinn hin und
her, als scheuere ihn etwas im Nacken. Matthew fuhr fort: »Streit kann man auch
dadurch anfangen, daà man sich mit ihren Weibern einläÃt. Daà ich keinen
erwische! Im übrigen wird Mr. Bell gleich alle auf venerische Leiden
untersuchen, Anweisung von oben. Das heiÃt aber noch lange nicht, daà ihr etwas
dürft, was ich euch verboten habe! Wer Nägel oder andere Zahlungsmittel
stiehlt, schiebt Wache bis zum Umfallen! Keiner schieÃt ohne Befehl! Noch
Fragen?«
Keine Fragen. Bell konnte mit der Untersuchung beginnen.
Die Australier waren durch Matthew nicht sehr empfehlend eingeführt,
aber er war zu lange mit Kapitän Bligh gesegelt und hatte auch zu viel von den
üblen Erfahrungen Cooks und de Marions gehört, um leichtsinnig zu sein.
Aus der Miene des untersuchenden Wundarztes schlossen John und
Sherard, daà sie wahrscheinlich nicht an einer Lustseuche litten. Sie waren
sehr froh darüber.
Erster Landgang am Kap Leeuwin. Die Leutnants blieben an
Bord und machten eine Karronade klar, um eine fluchtartige Rückkehr der Boote
zu decken. Zunächst lieà Matthew nach einer Flasche suchen, die Kapitän
Vancouver vor rund zehn Jahren hier zurückgelassen haben sollte. »War da noch
was drin?« fragte Sherard. Sie fanden eine verlassene Hütte und verwilderte Gartenanlagen,
eine Wüstung. In einer Baumgabel hing ein kupfernes Schild: »August 1800.
Christopher Dixson. Schiff Elligood«. Während sie von den Austern satt wurden,
die in den Klippen zu Tausenden wuchsen, meinte Matthew: »Die Gegend scheint
etwas überlaufen. Wir sind in zehn Jahren schon das dritte Schiff. Nie gehört
von Mr. Dixson.«
Im zart gekrausten Wasser der Bucht lag die Investigator wie ein ganz fremdes Schiff voller Hoheit. Aus der Entfernung sahen ihre
Planken aus, als seien sie dicht. Der junge Maler William Westall war dabei,
Schiff und Bucht zu zeichnen, und der Kapitän sah ihm kauend über die Schulter.
»Da sieht man aber nicht, daà sie an
Weitere Kostenlose Bücher