Die Entdeckung des Himmels
Und diese Investition wurde getätigt, weil du einen Auftrag erhalten wirst, an den nur du dich erinnern wirst. Du wirst dich aber nicht in Form einer Erinnerung erinnern, du wirst denken, daß es deine eigene Idee gewesen ist, ein phantastischer Einfall. Denn sowenig, wie du hier etwas über die Erde weißt, wirst du auf der Erde noch etwas über diese Welt hier wissen. Du wirst alles diesbezüglich vergessen. Wenn wir zur Sprache kommen, wirst du die Schultern zucken, die du dann haben wirst. Denn während du auf dem Weg zur Erde in einem Punkt der Zeit durch die dreihundertfünfundsechzig Äonen, Welten und Geschlechter sinkst, wirst du immer schwerer werden, immer mehr Unrat aus den kosmischen Sphären wird an dir haften bleiben, Hüllen, Kleider, Auswüchse, Schnecken, totes Gewicht, das dein Bewußtsein des ursprünglichen Lichts zudeckt, und dies so lange, bis du endlich in das dunkle Gefängnis von Geist und Fleisch fällst und schließlich als Mensch geboren wirst, als Wesen, das nichts mehr weiß, nicht einmal mehr, was es selbst ist, nämlich Licht – wie ein Schlafender. Zugleich aber bist du anders als die anderen. Alle anderen sind Schlafende, die erwachen müssen: durch Glaube und Wissen. Nur dann gibt es für sie einen Weg zurück.
Aber die schweren Anhaftungen haben sie meistens mit dem Leben auf Erden versöhnt, sie haben vergessen, daß sie dort Fremde sind, und sie sind dann, was sie zu sein meinen, und genau das ist die größte Gefährdung ihrer Rückkehr. Du wirst es einfach erhaben. Aus technischen Gründen haben wir uns zur VIP-Prozedur entschlossen. Und jetzt – jetzt ist dein Augenblick gekommen, alles ist bereit für deinen Empfang. Lebe wohl! Geh!
Jetzt! Bring uns das Testimonium zurück! Adieu!
Zweiter Teil
Das Ende vom Anfang
Erstes Intermezzo
Pfui, das war aber knapp.
Sie sagen es. Das Problem bei den Menschen ist, daß wir sie zwar drängen, nicht aber zwingen können. Es kostet uns nur wenig Mühe, jemanden beispielsweise aufstehen, durch ein Zimmer auf und ab gehen oder ausrutschen zu lassen, damit er sich das Genick bricht; aber jemanden etwas tun zu lassen, das seinen Gefühlen zuwiderläuft, ist einigermaßen schwierig.
Menschen sind keine Marionetten, sie haben einen eigenen Willen, und ehe man sich’s versieht, sind sie einem entwischt.
Man denke an die Begegnung von Max und Onno.
Die hast du geregelt?
Wer denn sonst?
Es hätte ja auch Zufall sein können.
Natürlich, war es aber nicht.
Ein starkes Stück. Wenn Delius nur eine halbe Minute später vorbeigefahren wäre, wäre Onno vielleicht von jemand anderem mitgenommen worden.
Dann wäre wirklich alles ins Wasser gefallen. Ich danke Ihnen für das Kompliment, aber solche Dinge sind nun mal Routine für meine Abteilung; das ist für uns fast ebenso einfach wie die eine oder andere mechanische Operation, das Umstürzen eines Baumes zum Beispiel, oder das Einschlagen eines Meteoriten, um nur irgend etwas zu nennen, obwohl wir auch in diesem Bereich mit Unsicherheitsfaktoren konfrontiert werden. Aber wir hatten natürlich einen ausführlichen Aktionsplan, zuerst mußten wir dafür sorgen, daß Max an dem Tag nach Rotterdam fuhr, an dem Onnos Vater Geburtstag hatte, und so weiter und so fort, aber was das anbelangt, war kein Widerstand zu erwarten.
Aber warum wäre sonst alles ins Wasser gefallen? Worin lag eigentlich der Sinn dieser Begegnung? Sie hat die Dinge doch nur komplizierter gemacht. Du hättest dieses ganze Onno-Kapitel aus dem Spiel lassen können, Max einfach Ada begegnen und sie ein Kind bekommen lassen.
Erstens hätte er sie dann aller Wahrscheinlichkeit nach nicht geschwängert, und zweitens wird sich noch herausstellen, daß Onnos Anwesenheit für das Erreichen unseres Zieles essentiell war. Wenn man an einem derartigen Projekt arbeitet, beschäftigt man sich nicht nur mit dem Moment, der gerade aktuell ist, sondern hat auch ständig im Kopf, was alles schon passiert ist, wie es später werden soll, was schiefgehen kann, wie das aufgefangen werden soll, und was in diesem Fall vorbereitet sein muß, um zu verhindern, daß alles außer Kontrolle gerät. Es ist wie mit dem Krieg: hinterher, im Geschichtsbuch, ist es eine schöne, abgeschlossene Geschichte, deren Ausgang feststeht; solange der Krieg jedoch lief, hatte der Feldherr zwar einen Schlachtplan, aber die chaotische Abfolge von Ereignissen, Dummheiten und unvorhergesehenen Überraschungen erforderte jeden Augenblick neue Entscheidungen. Und
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