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Die Entdeckung des Lichts

Die Entdeckung des Lichts

Titel: Die Entdeckung des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bönt
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des Wasserstoffarsenids beim Erhitzen genau genug zu messen. Jedenfalls traute Faraday dem Röhrchen nicht. Ada Lovelace wollte ihn also, dachte er, von der Hälfte seiner Last befreien, indem sie sich auf ihn warf.
    Ratlos hatte er den Brief am nächsten Morgen, bevor Anderson kam, wieder in der Hand, las ihn zweimal und steckte ihn ratlos wieder ein. Seine Liebe zog ihre Liebe an. Er gab Anderson frei, ging sich den Zahn ziehen lassen und verbrachte einige Tage mit leichtem Fieber in der Obhut Sarahs. Der Schmerz versickerte langsam in ihm.
    Zurück schrieb er erst danach. »Die Natur ist gegen Sie«, erklärte er. Dann schilderte er seinen Verschleiß. Sie ahne nicht, wie oft er seinen Arzt aufsuche, weil ihm schwindelig sei und der Kopf sich drehe. Es sei nicht der Geist selbst, aber die physikalisch-mentalen Verbindungen zwischen Geist und Körper und besonders das Gedächtnis, das nicht mehr arbeite und ihn oft hindere, Untersuchungen zu machen, die zu Entdeckungen führen könnten. Nicht einmal durch seine eigenen Experimente könne er sie mehr führen. Immerhin: Stundenlang könne er mit ihr über ihren Brief reden, wäre er mit ihr zusammen, denn so fruchtbar sei der Brief. Und doch täte ihm das vermutlich nicht gut. Die Moral allerdings, soviel habe er gelernt und wolle sie es gleich wissen lassen, würde leider nicht mit der mentalen Kraft einhergehen.
    »Ich werde Ihnen kaum helfen können«, schrieb er auch, »Sie müssen ja vom Bekannten zum Unbekannten gehen, wo die Klarheit des Erforschten an die Stelle des Obskuren tritt, das sie noch umgibt.« Und: »Was Ihr Geist begehrt, werde ich vielleicht nicht mehr erleben.«
    Er faltete den Brief zusammen und sah das prächtig mit bunten Blumen geschmückte verführerische Segelboot mit Namen Augusta Ada King Byron , das auf der sommerlichen Themse lag, um ihn zu holen, leer wieder ablegen. Er wollte in den Keller, wollte den Kontakt zu seiner Arbeit nicht verlieren. Er war dreiundfünfzig Jahre alt, und die vierundzwanzig Jahre jüngere Gräfin Lovelace saß im selben Moment in Ashley Combe, jeder Konvention überdrüssig, und schrieb, ohne seine Antwort abgewartet zu haben, erneut: Er solle bloß nicht antworten, bevor er Zeit dazu habe, er solle bloß tun, was ihm natürlich erscheine, er solle bloß nur an sich denken, nicht an sie, er solle bloß keine Zeit verschwenden mit sinnlosen Briefen und solle sie bloß »als nichts als ein Instrument sehen«.
    Würde er sie besser kennen, so würde er sicher sehen, dass eine gewisse wissenschaftliche Zusammenarbeit beiden Parteien dienen würde. Deshalb wolle sie seine Schülerin sein.
    Faraday musste Schönbein mitteilen, den Termin für das Treffen in Cambridge vergessen zu haben und nicht zu wissen, wo er danach suchen solle, und nachdem er das als »das alte Problem« abgetan hatte, antwortete er der Gräfin, ohne dass ein Tag hatte vergehen müssen: Es sei nun eine andere Kommunion zwischen ihnen beiden.
    Die Briefe brauchten immer nur einen Tag oder zwei.
    Ada Lovelace feuerte von ihrem Schreibtisch in Somerset zurück: Keinen Tag werde sie vergehen lassen, ohne ihm zu danken. Was er sie habe wissen lassen bezüglich seines momentanen Zustandes, verkleinere nicht im Geringsten ihren Wunsch, ihm nahe zu sein, es modifiziere nur die Art. Wenn er ihr doch von seinen Gedanken mitteilte, was er anderen Wissenschaftlern vielleicht nicht mitteilen möge, wenn er ihr erlaubte, mit ihm zu verkehren, so würde ihm das vielleicht ermöglichen, diese Welt nicht mit dem Gefühl zu verlassen, so vieles nicht getan zu haben. Er solle sie sich vorstellen als eine Kreatur, die alles gibt und nichts erwartet! In der Mitte oder gegen Ende des kommenden Monats werde sie in der Stadt sein, und sie sei sicher, er werde mit ihr einen langen Abend in ihrer Stadtresidenz am St. James’s Square teilen. Oder einen kurzen. Wie er es wünsche.
    »Ich werde Ihnen wieder schreiben und alles Ungesagte sagen, das Sie hören sollen, bevor wir uns treffen.«
    Im Postskriptum erklärte sie, dass der einzige Zweifel, der sie noch schüchtern mache, die Angst sei, aufdringlich zu sein. Zwar glaube sie, dass ihre Absichten ganz unmissverständlich seien, sollte sich aber herausstellen, dass sie zu den Ansprüchen beitrügen, die ihn so ermüdeten, dann ziehe sie sich genauso zurück, wie sie nun dränge. Sie glaube eben nur, zu seinem Frieden und seinem Wohlbefinden beitragen wie seine Sorgen verkleinern zu können: »Wie leicht«, schloss

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