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Die Entdeckung des Lichts

Die Entdeckung des Lichts

Titel: Die Entdeckung des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bönt
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die Gräfin, »es mir doch fällt, Ihnen zu schreiben. Ich laufe Gefahr, sehr frei und umfassend zu werden«, und Faraday hatte, einen Tag später den Brief in der zitternden Hand haltend, zum ersten Mal das Gefühl zu wachsen, denn an die anderen Male konnte er sich nicht mehr richtig erinnern.
    Selbstredend machte Ada ihre Drohung war und schrieb nur eine gute Woche später, wie viel er doch gesagt habe einfach durch die ausbleibende Antwort auf ihren Brief, diesen letzten Brief meine sie, den sie auf seine zwei geschrieben habe!
    Das zeige ihr doch, wie gut sie sich verstünden. Wie tief sein Einverständnis zu ihrer Kommunikation sei: »Ich spüre dies, als ob Sie Bände an mich geschrieben hätten.« Sie vergaß nicht, abermals zu erklären, dass sie seine Assistentin sei, »die Braut der Wissenschaft«, der er Aufträge erteilen solle. Um den 25. November herum wolle sie in London sein und hoffe, dann einen Abend mit ihm verbringen zu können und am nächsten Morgen in seinen Keller kommen zu dürfen, um sich alles anzusehen, ihn aber keinesfalls zu stören! So wolle sie herausfinden, wie sie ihm am besten dienen könne.
    Gerade schreibe sie die Notizen zu Luigi Menabreas Denkschrift bezüglich Charles Babbages analytischer Maschine, auch wenn sie sich übrigens wünschte, Babbages Wesen wäre in manchem Punkte dem verwandter, was sie an Faraday so bewundere. Babbage habe zu viel Selbst und zu wenig von dem, was sie »göttliche Liebe« nenne. Er habe einen großartigen Intellekt, doch stünde der noch höher, wenn seine moralischen Gefühle Schritt hielten. Sie sei ihm sehr zugetan, doch dann stoße sie immer an eine Grenze, und »Sie sehen«, schloss die Gräfin für dieses Mal, »ich kann nicht anders, denn Sie als Freund langer Jahre zu betrachten«.
    Der langsame, müde, konfuse Faraday, der sonst manchmal keinen Satz zu Ende verfolgen konnte, der glaubte, Wichtigeres zu tun zu haben, wartete nicht: Sie müssten sich treffen und reden. Sich verglich er mit einer Schildkröte, worüber die Gräfin beglückt war, und noch beglückter schien sie über das Bemerken
ihres »elastischen Intellekts«. Da habe er ein albernes Bild bei ihr erzeugt, das der Anmut nicht entbehre: Die ernste, schwer schuftende Schildkröte mit der um sie herumspringenden, tausend Töne spuckenden Elfe.
    Ada ließ die Schildkröte jammern: »Elfe, liebe Elfe, ich bin nicht wie du. Ich kann nicht einfach zahllose luftige Formen annehmen und mich im Universum verteilen. Elfe, liebe Elfe, sei gnädig mit mir, vergiss nicht, ich bin eine Schildkröte.«
    Nun, was entgegne die freundliche, höfliche Elfe?
    »Liebe Schildkröte«, entgegne sie, »dann werde ich bei dir einfach und nüchtern sein, denn ich kann das wählen. Ich werde das schöne Phantom sein, in Farben und Rede glühen, wenn du das möchtest. Ich kann ein kleiner brauner Vogel an deiner Seite sein. Wenn du mir nur beibringst, wie ich dich kennen und dir helfen kann.«
    Sie vergaß nicht anzufügen, dass er sie entschuldigen müsse. Ihr Mann nenne sie seinen Vogel, ein Freund Elfe, ein anderer Freund Kobold, einer nenne sie eine arabische Stute, und keiner sehe offenbar eine gewöhnliche Sterbliche in ihr, aber sie habe kein Recht, ihn damit zu langweilen, zudem sei eine mathematische Elfe doch ein seltenes Ding, oder? Er habe recht, sie müssten sich treffen und reden: »Donnerstag, den achtundzwanzigsten, achtzehn Uhr.«
    Im Postskriptum: »Ach ja, am St. James’s Square natürlich.«
    Faraday sah auf den Kalender. Es war der elfte. Dann nahm er mit langsamen Bewegungen, die er nicht mehr als so langsam empfand, Feder, Glas und Papier. Er schrieb zurück. Niemand sah seine Freude. Er bemerkte nicht, dass seine seit Jahren ihm treu beistehende Wut, die sich so schnell entsicherte und ihm seit Jahren Angst machte, verflogen war. Sie antwortete wiederum, nun zufrieden, erzählte von Krankheiten, von denen nur ihre Mutter wisse, von ihrer kräftigen Natur, dass für ihn nichts zu antworten sei in diesem Brief und sie so glücklich sei, ihn bald zu sehen!
    »Immer die Ihrige: Die Elfendame«.
    Es blieben Faraday zwei Wochen, in denen sie seinen Lärm zurück in Musik verwandelt hatte. Er fror nicht einmal mehr in seinem Keller, während er seine Gifte erhitzte, und wenn doch, dann störte es ihn nicht. Dass er auf dem Weg zum St. James’s Square an die Prozession in Rom denken musste, die er für Karneval gehalten hatte, bevor sie sich als Trauerzug herausstellte, belustigte

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