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Die Entdeckung des Lichts

Die Entdeckung des Lichts

Titel: Die Entdeckung des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bönt
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sichtbar, aber laut seinem Vater trotzdem »unfassbar« sprunghaft gestiegenen Kupferpreise zu tun. Deren Weitergabe hatte der Schwabinger Magistrat nachträglich akzeptiert, aber das war lange nicht klar und am Ende auch überraschend gewesen.
    »Siehst du«, hatte Jakob damals gesagt.
    »Wenn Kupfer weiter so steigt«, meinte Hermann jetzt, »wird es eh nichts mit der ganzen Elektrifizierung. Sie frisst sich selbst.«
    »Wegen München mach dir keine Sorgen«, entgegnete Jakob in seiner Mischung aus Gelassenheit und Überdruss, »das kriegen wir.«
    Vielleicht behielt er ja einfach wie so oft recht, dachte sich Albert. Aber um welchen Preis? Man würde, so weit kannte er die ausgetretenen Gedanken seines Vaters schon, ihnen wieder jeden Gewinn weghandeln mit Verweis auf den danach kommenden nächsten und wirklich großen Auftrag. Egal wie der lauten mochte.
    »Ein Kraftwerk für Bayern«, meinte Hermann jetzt unvermittelt, als läse er die Gedanken seines Sohnes, und antwortete grell auflachend selbst: »Das bauen Siemens und Halske.«
    Siemens hatte einen Bonus, angeblich weil er sich im Krieg gegen Dänemark als Held bewiesen habe. Anschließend hatte er »die halbe Welt in Telegraphenkabel gewickelt«. Zur Elektrizitätsausstellung im Münchner Glaspalast war er nicht mal gekommen, beinahe hätte man sie deshalb absagen müssen.
    »Du übertreibst«, sagte Jakob.
    »Siemens hat Büros in Moskau und London.«
    Keiner antwortete.
    »Er würde keine Sekunde vor einem Flug zum Mond zurückschrecken«, behauptete Hermann, »sobald jemand bezahlt.«
    Albert lächelte, wie ein Kind es kann. Er dachte, dass alles, was Wirklichkeit war oder sein könnte, sich auch rechnen oder ausrechnen ließe. Das genügte ihm erst mal. Nur schade, dass seinem Vater nichts genügte, dass er glaubte, auf Dauer gegen Fabrikanten wie Siemens nicht ankommen zu können, und das Geld seines Schwiegervaters für verspekuliert hielt.
    »Ich bin ein Idiot, zu dem mein kleiner Bruder mich gemacht hat«, hatte Albert ihn einmal sagen hören, als seine Eltern ihn mit den Spielkarten in seiner Ecke vergessen hatten.
    Dass sie das Bettfederngeschäft in Ulm nie hätten aufgeben dürfen, davon war Hermann überzeugt: »Ohne elektrisches Licht lässt sich so gut leben wie bisher«, meinte er immer häufiger, als würde das helfen, »ohne Bettfedern noch lange nicht.«
    Zu gerne hätte er das Leben ein paar Jahre zurückgedreht, um alle Entscheidungen noch einmal zu fällen, andersherum. Dann wäre er wieder in Ulm, oder noch immer. Denn »die Zeit«, sagte er gerne seufzend, und Albert wusste nicht, warum immer er dabei angesehen werden musste, »sie läuft unentwegt, und sie läuft immer nur in eine Richtung«.
    Genau das wollte Albert am liebsten ändern, um das schwere, seiner Meinung nach nutzlose Seufzen seines Vaters in ein leichtfüßiges Staunen zu verwandeln. Aber das war nur so ein Gedanke. Er sah zu seinem Onkel, der noch immer aus dem Fenster in den Hof blickte.
    2 Aloys Höchtl, der Strom, die Frauen und das Oktoberfest
    Im Hof redete Höchtl auf das dampfende Sattelpferd ein, das mit den Ohren nach der Kälte zu schlagen schien und mit dem rechten Vorderlauf immer wieder das Eisen über das Pflaster kratzte. Den Kutscher zu geben, fiel Höchtl offensichtlich nicht leicht. Es gab aber nur diese Möglichkeit, zusammen mit den Einsteins nach Schwabing zu fahren, und zum Glück wurde »seine Sturheit«, so glaubte Jakob zu wissen, »nur noch von seiner Eitelkeit übertroffen«. Mit seinem ängstlichen Bruder im Rücken beobachtete Jakob ausgesprochen gerne, wie Höchtl jetzt da unten im Frost mit den Pferden hantierte.
    »Was lachst du?«, wollte Hermann wissen.
    »Nichts«, sagte Jakob, der sich daran erinnerte, wie Höchtl vor ein paar Jahren in der Mittagspause von Krauss herübergelaufen kam und neue Arbeit suchte, weil ihn wegen seiner Haare jemand eine »rote Kratzbürste« genannt hatte. Er verstand damals gar nichts von Elektrizität, musste in der Wickelei als Handlanger arbeiten und war jeden Sonntag erneut auf Arbeitssuche gegangen. Jakob hatte erst befürchtet, Höchtl verrate Tricks über Wicklungen und Isolationen. Aber er wollte nur wieder an eine Drehbank. Drehbank und Werkbank, hatte Höchtl damals überall gesagt, das sei Arbeit. Eine Dynamomaschine und überhaupt der ganze Strom, der einem die Arbeit abnehme, das sei doch was für Frauen.
    »Dein Zynismus wird dich noch ruinieren«, meinte Hermann.
    »Und dich mit«, gab

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