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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Watts
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nicht dafür bezahlen, und als blinder Passagier zu reisen ist viel zu gefährlich.«
    »Ganz einfach«, sagte Alistair. »Wir heuern an.«
    »Aber natürlich«, sagte Tibby. »Warum ist mir das nicht gleich eingefallen?«
    Alistair ließ sich nicht beirren. »Wir suchen nach einem Piratenschiff, das einen Schiffsjungen braucht, und bewerben uns.«
    »Verstehe«, sagte Tibby langsam. »Wir werden also Teil einer Piratenmannschaft. Ich vermute mal, dahinter steckt wieder ein Buch?«
    Alistair grinste. » Die Schatzinsel . Es handelt von einem Mäusejungen namens Jim Hawkins, der Schiffsjunge wird und einen bösen Piraten namens Long John Silver kennenlernt.«
    »Einen bösen Piraten? Ach, das ist ja hervorragend«, sagte Tibby. »Dann versuch mal, einen ganz bösen Piratenkapitän zu finden, der uns anheuert, okay, Alistair?«
    Sie folgten dem gewundenen Pfad von der Felszunge an den Rand der Stadt. Nachdem sie ein paarmal falsch abgebogen waren, befanden sie sich in einer gepflasterten Gasse, die in die richtige Richtung zu führen schien.
    Obwohl es schon weit nach Mitternacht war, ging es in der Hafengegend noch so rege zu wie mitten am Tag. Dort, wo die steile Gasse am Hafenbecken endete, drang Licht aus einer Eckkneipe. Sie konnten das Klirren von Gläsern und Besteck und die eine oder andere erhobene Stimme hören, streitend oder Lieder grölend.
    Alistair blieb stehen und sah sich um. Lagerhäuser wechselten sich mit Kneipen ab, und der Kai wimmelte von Mäusen, die zwischen den Hallen und Schiffen hin- und hereilten und Ladung verfrachteten.
    Alistair gab Tibby einen Wink, ihm zu folgen. Sie schlüpften hinter ein Beiboot, das an der Wand eines der Lagerhäuser lehnte, um Ausschau zu halten und zu lauschen. Das war ein Glück, denn plötzlich brach in unmittelbarer Nähe zwischen zwei Mäusen ein Handgemenge aus. Eine war braun und struppig, die andere klein und grau, und beide waren gerade aus der nächstliegenden Kneipe gekommen.
    Nach heftigem Schubsen und Stoßen, Geschrei und fliegenden Fäusten fiel der graue Mäusejunge mit Wucht gegen das Beiboot, hinter dem sich Alistair und Tibby versteckt hatten. Er stöhnte kurz auf, dann sank er ohnmächtig zu Boden.
    Der größere, der ein bisschen betroffen auf den Bewusstlosen zu seinen Füßen hinunterblickte, ließ abrupt das Paddel fallen, das er an sich gerissen hatte. Dann stolperte er davon, huschte in die nächste Gasse und verschwand.
    »Ist er tot?«, flüsterte Tibby Alistair mit erschrockener Stimme ins Ohr.
    »Ich weiß nicht«, sagte Alistair unbehaglich und spähte hinter dem Beiboot hervor. Doch da stöhnte der Graue, der auf dem Boden lag, grunzte und fing an zu schnarchen. »Äh, wohl doch nicht«, setzte Alistair hinzu. Er zog rasch den Kopf zurück, um nicht von drei Mäusen entdeckt zu werden, die den Kai entlangschlenderten.
    Einer davon stieß den schlafenden Mäuserich mit dem Fuß an und lachte. »Heute Nacht wäre ich aber nicht gerne einer aus der Mannschaft von der Sickert «, sagte er. »Das ist Kapitän Graubarts Schiffsjunge. Ich glaube nicht, dass er in der Lage ist, bei Morgengrauen auszulaufen.«
    »Graubart?«, sagte der rundlichste der drei. »Liegt der heute hier? Ich dachte, der treibt sich zurzeit in Schambel herum.«
    Der Mäuserich, der den Schiffsjungen getreten hatte, deutete auf einen dunklen Umriss in einiger Entfernung. Die beiden anderen spähten in die Dunkelheit.
    »Er liegt dort hinten ganz am Ende – wo niemand sehen kann, was er auf- oder ablädt. Es heißt, dass er nur heute Nacht hier ist, um neue Vorräte an Bord zu nehmen. Dann fährt er zurück und terrorisiert die Handelsschiffe von Schetlock.«
    Alistair blickte in die Richtung, in die der eine gedeutet hatte. Etwas abseits am letzten Anleger lag ein großes Holzschiff mit zwei Masten. Seine riesigen Segel blähten sich in der leichten Brise.
    Als die drei Matrosen in der nächsten Kneipe verschwunden waren, trat Alistair aus dem Schatten des Beiboots. »Komm, Tibby. Das ist unsere Chance. Dieser Kapitän Graubart braucht einen Schiffsjungen.«
    Tibby folgte ihm widerwillig. »Ich weiß nicht, warum ich ein Schiffsjunge sein sollte«, wehrte sie sich. »Ich bin ein Mädchen.«
    »Es gab eben keine Schiffsmädchen in der Schatzinsel «, sagte Alistair. »Ich hab genau genommen auch noch nie von welchen gehört.«
    »Ach nee, du hast noch nie von einem Schiffsmädchen gehört ... Wie lange fährst du denn schon zur See, Kapitän Alistair?«, flüsterte

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